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Haustiere Haustiere: Der Hundeflüsterer

Von JUTTA DONAT 26.02.2010, 17:52

Halle/MZ. - Und so sorgt der Tiermediziner Lindner nicht nur für das körperliche Wohl von Vierbeinern, sondern steht auch Frauchen und Herrchen tatkräftig zur Seite, wenn die Zweifel haben, was ihre tierischen Hausgenossen wirklich wollen. Ronald Lindner ist derzeit der einzige zertifizierte Tierverhaltenstherapeut in Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Der Grund, warum der Leipziger Tiermedizin studiert hat, ist ein ganz einfacher: "Mich hat schon auf der Oberschule die wissenschaftliche Seite der Medizin begeistert", erzählt er. "Ein Medizinstudium sollte es deshalb unbedingt sein, Zahnmedizin kam in Betracht, Tiermedizin ist es dann geworden - wegen seiner Vielseitigkeit ein faszinierendes und zugleich schwieriges Studium. Ich war von Anfang an motiviert, auch über den Tellerrand der regulären Ausbildung zu schauen."

Genau dieser Blick "über den Tellerrand" führte ihn schließlich zur Tierverhaltenstherapie. Nach seinem Studium an der Uni in Leipzig folgten diverse Zusatzausbildungen. Heute ist er u.a. Mitglied der Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin und -therapie e. V. (GTVMT).

Gut zureden und in seiner Praxis für Verhaltenstherapie in Leipzig-Markkleeberg den Tierflüsterer geben, ist allerdings Lindners Sache nicht. Wenn er Hunde und Katzen von Verhaltensstörungen befreit, hat er deshalb immer auch den Tierhalter im Blick. Sein Trachten zielt auf ein korrektes Verhalten des Menschen gegenüber dem Tier. "Meine Aufgabe ist es, Brücken zu bauen zwischen Mensch und Tier", sagt der Tiermediziner. Sein Ansatz: Was ist das Normalverhalten des Tieres und wie kann der Halter ihm gerecht werden? Gnade finden vor den Augen des korrekten Therapeuten vor allem Katzen, die auch Freilauf haben, und Hunde als Mitglied im Familienrudel - mit jeder Menge Auslauf und ganz ohne Zwinger.

Ansonsten gilt bei Ronald Lindner: Ein Vogel gehört nicht eingesperrt, ein Hamster nicht aufs Laufrad. Und die Reptilienhaltung im Terrarium lehnt er mit den Worten ab: "Wir haben keinen Dschungel zu Hause!"

Aber auch wenn das Tier satt, sauber und gesund ist, fehle immer noch etwas zum richtigen Katzen- oder Hundeleben, weiß der erfahrene Therapeut: das zweckfreie Spiel. Für ihn ein untrügliches Zeichen, dass es dem tierischen Gefährten wirklich gut geht. Ein Tier, das spielt, fühlt sich wohl.

Wer mit vierbeinigen Freunden auskommen möchte, muss wegkommen von Strafandrohung und Strafen, stattdessen Verlässlichkeit und klare Botschaften vermitteln, fordert er. "Ich kann alles gewinnen beim Hund", weiß der Verhaltenstherapeut, "wenn eine klare Rangordnung herrscht, das Tier in bestimmten Situationen auch mal ignoriert wird. Es muss wissen, wer der Chef ist."

Dazu gibt es manche These, die nicht jedem Hundehalter gefallen dürfte: ein Antibell-Halsband ist größter Unsinn und eine Hunde-Beruhigungstablette beispielsweise für Silvester taugt gar nichts. Doch woran kann man messen, wann ein Hund sich wohl fühlt? Welche Rasse ist für wen passend? Nimmt man ein junges oder besser ein älteres Exemplar auf, einen Rüden oder eine Hündin? Wie macht man es überhaupt richtig?

Ronald Lindner weiß, das viele Tierhalter diese Fragen umtreiben und so schreibt er nicht nur Bücher, sondern gibt außerhalb seiner Praxis direkte Tipps via Fernsehen. Nicht wenige Ratsuchende kennen den eloquenten 41-Jährigen vom Bildschirm. Immerhin hat er bereits in über 100 Sendungen beim MDR gezeigt, was zu tun ist, wenn es um renitente Hunde und Katzen geht. In der Sendereihe "Rat und Tat" (montags ab 17.15 Uhr) ist er bei Tierhaltern vor Ort und bringt seine wissenschaftlichen Kenntnisse freundlich verpackt unter die Leute. Noch in diesem Jahr will er ein privates Instituts für die Hund-Mensch-Beziehung ins Leben rufen.

Zieht der Tierarzt den Kittel aus, tritt ein Fan dicker Bücher und sportlicher Aktivitäten zutage. "Ich habe mindestens zehn Hobbys", lacht er: "Lesen, Bergsteigen, Skilaufen, Kajak fahren. Meine Frau, auch Tierärztin, teilt meine Interessen. Und wenn's ihr zu gefährlich wird, mache ich daraus kurzerhand eine Männertour mit einem Freund. Die Zwillingshunde Janosch und Elsa sind aber immer mit von der Partie."