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Haushalt Haushalt: Waschnüsse sind umstritten

Von PATRIZIA SCHLOSSER 07.02.2010, 17:20

Halle/MZ. - Schrumpelig, dunkelbraun und so groß wie eine Kreuzung aus Hasel- und Walnuss liegt die Waschnuss in der Hand. Ihre reinigende Kraft verdankt sie bestimmten Stoffen in der Schale: Saponine bilden im Wasser einen seifenähnlichen Schaum, der Schmutz und Fett aus der Wäsche löst. "Seit Jahrhunderten benutzen Menschen in Indien und Pakistan die Nüsse deswegen zur Reinigung von Kleidung und Haaren", sagt Sylvia Frank vom Netzwerk Haushalt in Berlin. Frank empfiehlt, zehn bis 15 halbe Nussschalen in ein Leinensäckchen zu füllen und dieses zur Kleidung in die Trommel zu geben. Der Beutel sei wichtig, um nach dem Waschen die Schalen nicht einzeln aus den Klamotten sammeln zu müssen. "Oft wird geraten, die Nusshälften für eine bessere Wirkung zerhackt in den Beutel zu geben, aber das bringt nicht mehr." Sehr viel bringt es dagegen, das Vollwaschprogramm zu wählen. Kurzprogramme lösen nicht genügend Saponine aus den Schalen.

"Das Waschen mit Nüssen ist sehr farbschonend, strapaziert die Gewebefasern der Kleidung kaum und ist deswegen für Wolle sehr geeignet", sagt Sylvia Frank. Trotzdem könne sie die Nüsse nur bei leichten Verschmutzungen empfehlen. Richtig dreckige Wäsche schafften sie nicht. Die Stiftung Warentest bewertete die Waschkraft der Nüsse sogar als "mangelhaft" ("test", Ausgabe 4 / 2009).

"Saponine wirken zwar wie Tenside, die in chemischen Waschmitteln für die Reinigung sorgen. Aber der Waschnuss fehlen die zusätzlichen Wirkstoffe handelsüblicher Mittel, die eine perfekte Sauberkeit möglich machen", bestätigt Prof. Rainer Stamminger vom Institut für Haushaltstechnik an der Universität Bonn. "Weiße Kleidung ist deswegen nach einigen Waschgängen mit den Nussschalen oft von einem Grauschleier überzogen." Um die unansehnliche Färbung zu verhindern, müssten zusätzlich Bleichmittel in die Waschmaschine gegeben werden.

Frank empfiehlt, außerdem Wasserenthärter und bei Obstflecken und ähnlichem auch noch Fleckensalz zuzugeben. Doch selbst dann bleibt noch ein Problem: Nach dem Waschen mit Nüssen rieche die Kleidung etwas merkwürdig. "Ein paar Tropfen ätherisches Öl oder ein Wäscheparfüm in der Trommel gleichen das aber aus." Doch die Waschnuss hat auch Vorteile. "Für Allergiker sind die Nussschalen durchaus eine gute Alternative", sagt Julia Weißkirchen vom Deutschen Allergie- und Asthmabund.

"Kein Waschmittel ist wohl so umweltschonend wie die Nüsse. Sie sind biologisch abbaubar und belasten das Abwasser kaum", sagt Susanne Moosmann von der Verbraucher Initiative in Berlin. Dafür nehmen viele in Kauf, dass sie als Reinigungsmittel nicht hundertprozentig überzeugen kann.