Profi-Tipps für den Garten Sommerduft und Hagebutten-Herbstleuchten: Wildrosen
Keine Rose, die nicht zur Hagebutte wird? Heute sind es meist die Wildrosen, deren Früchte den Herbst andeuten. Dabei sind sie halb so wild wie ihre kultivierten Schwestern - was ihre Ansprüche angeht.
Berlin - Wenn der Sommer seinen Zenit überschritten hat, beginnen die Hagebutten zu leuchten. Sie sind meist die orangefarbenen, roten und zum Teil fast schwarzen Früchte der sogenannten Wildrosen. Bei den Pflanzen dieser Rosenklasse handelt es sich um Exemplare reiner Arten und ihrer Sorten - im Vergleich zu den anderen Rosenklassen, die aus Kreuzungen hervorgegangen sind.
Und sie sind robust: Der Rosengärtner Werner Ruf aus Bad Nauheim bezeichnet die Wildrosen als Pionierpflanzen: „Das bedeutet, sie braucht keine Düngung und wenig gärtnerische Aufmerksamkeit.“
Diese Rosen sind daher in Bezug auf anhaltende Trockenheit deutlich robuster, so der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Und sie haben seltener Krankheiten und Schädlinge. Das macht sie auch für den Hausgarten attraktiv - zusätzlich zu ihren weißen bis tief pinken und oft duftenden Blüten.
Wildrosen erweitern außerdem das Nahrungsangebot für Tiere im Garten: Im Frühsommer liefern sie jede Menge Pollen für Bienen, Hummeln und andere Insekten. Die reifen Hagebutten locken in der zweiten Jahreshälfte Vögel an. Von ihrem Vorrat können die gefiederten Gartengäste meist bis in den Winter essen.
Sträucher statt Stöcke
Wildrosen wachsen in der Regel strauchig, manche Arten bilden auch zahlreiche Ausläufer im Boden. Das gilt beispielsweise für die heimische Bibernellrose (Rosa pimpinellifolia) und die schattenverträgliche Zimtrose (Rosa majalis). Dadurch wachsen die Wildrosen schnell in die Breite. Davon sollen sich Gartenbesitzer nicht abschrecken, so Werner Ruf.
„Natürlich werden einige Wildrosen schnell sehr groß, aber es lohnt sich im breitgefächerten Sortiment der Rosenbaumschulen nach passenden, klein bleibenden Arten zu suchen“, sagt der Experte und nennt als Beispiel die Apfelrose (Rosa villosa). Sie wird zwar gut 150 cm hoch, aber im Wuchs zeigt sie sich kompakt und damit für kleine Gärten geeignet. „An dieser Rose erkennt man, dass Wildrosen etwas Besonderes sind“, führt der Rosengärtner aus und vergleicht den Duft der jungen Blätter mit dem von reifen Äpfeln.
Eine weitere kompakt wachsende Wildrose trägt den Namen „Apple Jack“. Für Werner Ruf punktet die aus Amerika stammende Wildrose nicht nur mit Robustheit, sondern auch mit einfachen bis leicht gefüllten Blüten, die sich kontinuierlich den ganzen Sommer bilden. „Gleichzeitig wachsen und reifen die Hagebutten“, beschreibt der Rosengärtner den Reiz dieser Rose, die gut einen Meter hoch wird.
Von Kamtschatka bis Sylt
Zu den populären Wildrosen zählt die Kartoffelrose, die häufig auch als „Sylter Rose“ bezeichnet wird. Sie stammt ursprünglich von der Kamtschatka-Halbinsel ganz im Osten Russlands. Daher hat sie eine hohe Resistenz gegen das Erfrieren und Krankheiten wie den Sternrußtau. „Diese Rose ist sehr anpassungsfähig an den Boden. Lediglich der Kalkgehalt darf nicht zu hoch sein“, erläutert Ruf.
Es gibt zahlreiche Sorten mit besonderen Blütenfarben und -formen. Für den kleinen Garten haben sie einen besonderen Vorteil: Sie werden veredelt, also mithilfe unter der Rinde liegender Knospen und einer speziellen Schnitttechnik vermehrt. „So bilden diese Sorten weniger Ausläufer und die Verträglichkeit von kalkhaltigen und trockenen Böden kann verbessert werden“, sagt Ruf.
Eine weitere empfehlenswerte Wildrose ist die Apotheker- oder Essigrose (Rosa gallica). Der NABU beschreibt sie als eine ausgesprochen gut duftende Wildart, die kleine Blüten hat und wenig Ausläufer bildet. Die Form kann ebenso wie die Kartoffelrose auch als Hecke gepflanzt werden. Will man die Blütezeit, die sich von Juni bis Juli erstreckt, verlängern, kombiniert man sie mit der im Mai blühenden Bibernellrose. Ihre Hagebutten sind rot bis schwarzbraun. Die kletternde Variante, Rosa pimpinellifolia repens, eignet sich zur blühenden Begrünung von Zäunen und Mauern.
Hübscher Artenschutz
Für Werner Ruf steht bei der Verwendung von Wildrosen auch der Erhalt heimischer Arten im Vordergrund: „Wenn Wildrosen in der Natur seltener werden, können sie durch die Verwendung im Hausgarten erhalten bleiben.“ Als Beispiel nennt er die Rosa elliptica. Sie blüht weiß und hat sehr haltbare, längliche Hagebutten. Der Strauch wächst bogig überhängend.
Noch eine Kandidatin: Die heimische Filzrose (Rosa tomentosa) macht sich in der Natur rar, sie kann im Garten als attraktiver Blütenstrauch gepflanzt werden.
Verjüngungsschnitt für Hecken
Hecken aus Wildrosen brauchen regelmäßigen Schnitt. Werner Ruf empfiehlt den jährlichen Rückschnitt. Bei den strauchig wachsenden Formen reicht es aus, wenn das tote Holz herausgeschnitten wird.
„Wer die Arbeit zwischen den stacheligen Trieben meiden will, kann die Wildrosen einfach direkt nach der Blüte einmal kräftig zurückschneiden“, erläutert er und ergänzt, dass sich die Pflanzen dann rasch wieder aufbauen und im nächsten Frühling wieder bereit zur Blüte sind. Dieser verjüngende Schnitt ist nach circa fünf bis sieben Jahren anzuraten - für den Fall, dass die Vitalität der Wildrosen nachlässt. Das stärkt die Pflanze, allerdings werden dann zunächst keine Hagebutten gebildet.
Doch die nächste Saison kommt bestimmt...