Nachhaltiges Saatgut Pflanzen aus Supermarkt-Gemüse ziehen - geht das?
Samen werden bei Obst und Gemüse praktischerweise oft mitgeliefert. Kann man die nicht einfach einpflanzen und neue Pflanzen daraus ziehen? Das sollten Sie vorab wissen.
Veitshöchheim - Tomaten, Paprika, Gurken, Äpfel - einiges Obst und Gemüse versteckt seine Samen direkt in der Frucht. Oft werden die vor dem Verzehr sogar entfernt. Praktisch, oder? Kann ich mir so teures Saatgut aus dem Gartencenter sparen?
„Gehen tut es, aber das Risiko, dass keine schmackhafte Frucht dabei herauskommt, ist hoch“, sagt Christine Scherer von der Bayerischen Gartenakademie. Woran liegt das? Im gewerblichen Gemüseanbau werde sehr oft sogenanntes F1-Saatgut (Hybrid-Saatgut) genutzt, so Scherer, „es werden also Sorten gekreuzt, sodass besonders gleichmäßige Früchte und ein stabiler Ertrag erzielt werden“.
Das Problem: Kultiviere ich diese Samen weiter, erzeuge ich eine nächste Generation (F2), die absolut unterschiedlich ausfallen wird, vielleicht sogar ungenießbar ist. Das kann frustrierend sein. Und wenn ich auf Bio-Gemüse zurückgreife? „Auch hier wird oft Hybrid-Saatgut verwendet“, so Scherer.
Saatgut muss samenfest sein
Wer allerdings im Hofladen einkauft, könnte den Anbauer fragen, welches Saatgut er verwendet und ob es „samenfest“ ist, also kein Hybrid-Saatgut. Dann funktioniert das Weiterkultivieren.
Denkbar ist auch, einmal samenfestes Saatgut zu kaufen und dann Jahr für Jahr weiter zu kultivieren. Scherer empfiehlt bei Tomaten, gleich aus den ersten Früchten der Ernte die Kerne zu gewinnen, sodass noch nicht so viel Verunreinigung durch Fremdpollen stattfinden konnte.
Es ist allerdings normal, dass es trotzdem immer wieder zur Veränderung der Sorte kommt. Die Expertin rät, ein Auge auf Geschmack und Beschaffenheit der Frucht zu haben und sie mit der aus dem ersten Jahr zu vergleichen. Wird eine Tomate etwa immer weicher, ist es womöglich Zeit, wieder in neues Saatgut zu investieren.
Huch, eine Wildfrucht
Auch bei Obst ist eine Enttäuschung nicht unwahrscheinlich. Obst wird im gewerblichen Anbau veredelt. Im Prinzip heißt das, dass ein Pflanzenteil einer Sorte auf ein anderes einer anderen Sorte transplantiert wird. Pflanzt man einen Kern einer Frucht eines solchen Gewächses ein, ist wieder ungewiss, was herauskommt.
„Pflanze ich einfach einen Apfelkern eines Supermarkt-Apfels ein, dann muss ich viele Jahre warten, bis er Früchte trägt. Und dann sind es womöglich sauer schmeckende Mini-Wildäpfel“, so Scherer.