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Trinkgeld, Kaffee und Co. Handwerker im Haus: Kleiner Knigge für Auftraggeber

Neues Jahr, neue Projekte: Wenn Handwerker nach Hause kommen, tauchen Fragen auf. Soll ich Trinkgeld geben? Soll ich bleiben? Keiner will aufdringlich sein. Gleichzeitig betreten Fremde private Räume.

Von Anke Dankers, dpa 06.01.2025, 00:05
Am besten lässt man Handwerker in Ruhe ihre Arbeit machen.
Am besten lässt man Handwerker in Ruhe ihre Arbeit machen. Kai Remmers/dpa-tmn

Trier/Hambühren - Es ist ein wenig so, als würde Besuch kommen. Doch anders als Gäste sollen die Handwerker ja arbeiten. Davon möchte man sie nicht abhalten. Doch Handwerker betreten immer auch einen Teil der eigenen Privatsphäre. Wie verhalten sich Auftraggeber also am besten, wenn Handwerker im Haus sind? Womit kann man sie unterstützen - und was sollte man auf jeden Fall unterlassen? Ein Überblick.

In der Vergangenheit eilte ihnen manchmal ein schlechter Ruf voraus, und nicht selten wurde das Haus des Auftragsgebers kurzerhand zur eigenen Baustelle deklariert - inzwischen habe sich das geändert, so Dr. Matthias Schwalbach, Geschäftsführer der Handwerkskammer Trier. „Heute sind die meisten Handwerker geschult und wissen, man sich in Privaträumen anderer Menschen verhält. Etwa, dass man gewisse Höflichkeitsformen einhält und nicht im Haus raucht oder ähnliches“, sagt Schwalbach.

Erreichbar bleiben

Doch manchen Auftraggebern fehlt vielleicht das Gefühl dafür, wie sie mit Handwerkern im Haus umgehen sollen. Beginnen wir mit der Frage: gehen oder bleiben? Grundsätzlich sei es am besten in Reichweite zu bleiben, rät Schwalbach. Vor allem, um dem Handwerker gegebenenfalls Fragen zu beantworten. 

In Reichweite zu bleiben, heißt allerdings nicht, den Arbeitern auf die Pelle zu rücken. „Niemand mag es gerne, wenn jemand einem die ganze Zeit über die Schulter schaut“, sagt Nandine Meyden, Kommunikations- und Knigge-Expertin. Wer einem Handwerker dann auch noch erklären will, wie herum er die Schraube drehen muss, steht mit einem Fuß schon im Fettnäpfchen. „Handwerker haben ihren Beruf im Regelfall gelernt. Die können das. Und ungebetene Ratschläge zu erteilen, halte ich für respektlos“, sagt Meyden.

Wer nicht zugegen sein kann, sollte eine andere Person bitten, diese Aufgabe zu übernehmen, so Schwalbach. Ist auch das nicht möglich, empfiehlt er: wenigstens eine Handynummer hinterlassen, unter der man erreichbar ist!

Ob man die Wohnung ganz verlässt, ist auch eine Frage der persönlichen Einstellung. „Das sollte man sich gut überlegen und gegebenenfalls vorab mit dem Handwerksbetrieb abstimmen“, rät Meyden. Wichtige Punkte dabei: Brauchen sie bestimmte Schlüssel? Wissen sie genau was zu tun ist?

Arbeitsplatz gut vorbereiten

Im Regelfall reicht es, dem Handwerker seine Arbeitsstelle zu zeigen, gegebenenfalls nach Wünschen oder Bedürfnissen zu fragen und ihn dann in Ruhe zu lassen. Wer erreichbar bleibt und in regelmäßigen Abständen schaut, ob alles in Ordnung ist, kann nichts falsch machen, so Meyden. 

Wer dem Handwerker etwas Gutes tun will, kann den Arbeitsplatz bestmöglich vorbereiten. Dazu gehört zum Beispiel, empfindliche Gegenstände wegzuräumen und gegebenenfalls Schmutzfangmatten auszulegen. Denn Lärm und Staub lässt sich während mancher Arbeiten nicht immer vermeiden. 

Doch niemand darf erwarten, dass der Handwerker die Arbeitsschuhe gegen Gästepantoffeln tauscht. Schon aus rechtlicher Sicht ist das oft nicht möglich - schließlich geht es hier auch um die Sicherheit beim Arbeiten. 

Timing und Kommunikation - Absprachen erwünscht

Wie so oft im Leben, ist auch bei Handwerkerbesuchen gute Kommunikation das A und O. Wer etwa auf nervige Bohrgeräusche im Video-Meeting mit dem Chef verzichten möchte, sollte die Handwerker vorab über wichtige Termine informieren, so Meyden. Oder entsprechend räumlich ausweichen.

Ebenso wichtig: fachliche Wünsche klar zu kommunizieren und auf nachweisliche Fehler direkt hinzuweisen, wenn der Handwerker sich etwa um den falschen Heizkörper kümmert oder Ähnliches. Das oberste Gebot dabei sei Höflichkeit, rät Meyden.

Fällt es einem schwer, den Handwerker allein zu lassen, etwa weil ein besonders ausgeprägtes Fachinteresse besteht, empfiehlt Meyden, zumindest zu fragen, ob es in Ordnung ist, bei der Arbeit zuzuschauen oder Nachfragen zu stellen. In manchen Fällen könne es durchaus sinnvoll sein, sich etwa technische Abläufe oder Anlagen erklären zu lassen.

Kaffee, Wasser und Trinkgeld 

Worüber man vorher eher selten spricht, ist das Thema Trinkgeld. Grundsätzlich müsse sich niemand verpflichtet fühlen, Handwerkern Trinkgeld zu geben, findet Schwalbach. Besonders gut ausgeführte Arbeiten, eine ausgeprägte Freundlichkeit oder Sauberkeit können aber Gründe für ein kleines Extrageld sein. Die Entscheidung, ob und wie viel man gibt, liegt im eigenen Ermessen.

Üblich ist es dagegen, dem Gast Wasser oder einen Kaffee anzubieten. „Ein Glas Wasser würde ich immer anbieten. Das ist eine Form der Höflichkeit. Wenn ein Handwerker den ganzen Tag im Haus ist, sollte man ihm außerdem zeigen, wo die Toilette ist“, sagt Schwalbach. Von einer Einladung zum Essen würde er dagegen abraten: „Eine Essenspause geht nämlich in die Arbeitszeit ein und erscheint später auf der Rechnung.“

Nach getaner Arbeit ist es sinnvoll, gemeinsamen einen Blick auf das Ergebnis zu werfen. „Dabei geht es nicht nur um Kontrolle. Man zeigt auch Interesse an der Arbeit und damit Wertschätzung gegenüber dem Handwerker“, so Schwalbach. Dann ist auch ein guter Moment, um sich für die Arbeit zu bedanken und gegebenenfalls Trinkgeld zu geben.