Banane statt Johannisbeere Exotische Früchte im Garten - ist das eine gute Idee?
Feige, Kiwi und Banane neben Birne und Apfel: Exotische Pflanzen bringen mehr Vielfalt in den Garten. Und natürlich leckere Früchte. Aber sind ihre Überlebenschancen hier auch gut genug?
Haan/Bonn - Trockene heiße Sommer, milde Winter: Das Klima in Deutschland verändert sich. Temperaturen, wie sie in Mittelmeerländern üblich sind, treten auch bei uns immer häufiger auf. Ist es da eine gute Idee, sich jetzt mediterrane und gar exotische Pflanzen in den Garten zu holen - Feige statt Apfel, Kiwi statt Pflaume, Banane statt Johannisbeere?
„Der Gedanke ist nicht neu, den Trend gibt es schon seit vielen Jahren“, sagt Oliver Fink, Vorsitzender des Verbands der GartenBaumschulen. Als Urlauber in den 60er und 70er Jahren verstärkt nach Italien und Spanien fuhren, waren Stecklinge dort heimischer Pflanzen beliebte Mitbringsel. Und so manche Urlaubserinnerung ist zu einem stattlichen Oleanderstrauch oder Olivenbäumchen im Garten herangewachsen.
Chance Klimawandel
„Mit dem Klimawandel hat der Wunsch nach Pflanzen, die mit den veränderten Bedingungen gut klarkommen, jetzt aber weit größere Dimensionen erreicht“, sagt Oliver Fink. Ein weiterer Grund, die Arten hierzulande zu setzen: „Wir brauchen eine große Vielfalt an Arten und Strukturen, an heimischen und exotischen Pflanzen“, sagt Sven Görlitz, Gartenberater beim Verband Wohneigentum.
Allerdings rät Oliver Fink davon ab, weiterhin Ferienmitbringsel nach Deutschland zu holen: Mit den selbst geschnittenen Olivenzweigen sowie Stecklingen von Oleander oder Feigen können auch problematische Krankheiten in unsere Gärten gebracht werden.
Kommt ihr bei uns schon klar?
Doch nicht alle Pflanzen aus südlicheren und wärmeren Gefilden kommen hierzulande klar. Gartenberater Sven Görlitz lebt im Süden Deutschlands in der Rheinebene, dort wachsen Feigenbäume schon seit Jahrzehnten richtig gut. Aber in Norddeutschland oder in den Bergen kann es anders aussehen. Denn: Ob und wie mediterrane und exotische Pflanzen in Deutschland schon gedeihen, hängt wesentlich vom Standort ab.
Denn auch wenn das Klima sich verändert: „Deutschland ist nicht Italien. In vielen Gegenden ist der Winter wesentlich kälter und feuchter als am Mittelmeer“, so Sven Görlitz. Auch wenn es in den letzten Jahren seltener vorkam, sind heftige Wintereinbrüche mit tiefen Frostgraden immer möglich. Das vertragen Feige, Kiwi und Orange nicht.
Bei anhaltenden Temperaturen unter null Grad benötigen die meisten mediterranen Pflanzenarten einen Winterschutz. Bei tieferen Temperaturen unter minus zehn Grad können die Pflanzen absterben. „Zu lange, zu kalte und zu trockene Winter sind gar nicht gut für diese Pflanzen. Aber auch zu viel und anhaltende Nässe schadet ihnen, sie faulen dann weg“, sagt auch Oliver Fink.
Manche Sorten überleben, andere nicht
Finks Rat: Sich Beratung suchen, denn oft kommt es auf die feinen Unterschiede an. „Allein bei Feigen gibt es Hunderte Sorten, von denen viele, aber nicht alle mit starker Kälte zurechtkommen.“ In diesem Fall ist auch gut zu wissen: Wer Früchte ernten will, muss einen sich selbst befruchtenden Feigenbaum kaufen.
Bei der Auswahl sollte man außerdem beachten, dass die exotischen und mediterranen Pflanzen einen Wasserbedarf haben, der an ihren natürlichen Standort angepasst ist. Bananen, die aus den Tropen stammen, brauchen viel Wasser und dazu viel Wärme. Der Oleander stammt aus Sumpfgegenden, auch sein Wasserbedarf ist hoch. Olive und Feige kommen dagegen mit weniger klar.
„Die meisten Pflanzen aus dem Mittelmeerraum lieben durchlässigen mineralischen Boden“, ergänzt Gartenberater Sven Görlitz. Lehmiger Boden sei weniger geeignet, weil sich darin im Winter Staunässe bilden kann.
Wer damit liebäugelt, sollte seinen Garten also danach beurteilen:
Und was ist mit Topfkultur und einem Winterlager im Haus? Das ist nur bedingt eine Lösung für das Winterproblem, denn laut Sven Görlitz benötigen die Exoten den Winter über im Gebäude kühle Temperaturen von sechs bis zehn Grad - was ihnen in vielen gut gedämmten und beheizten Räumen nicht geboten werden kann.
Exoten sollten heimische Pflanzenwelt nicht ersetzen
So attraktiv solche Pflanzen und gegebenenfalls auch ihre Früchte sein mögen, sie sollten nur eine Ergänzung im Garten sein. „Auf keinen Fall sollten sie gegen einheimische Pflanzen ausgetauscht werden, nur weil sie besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen“, sagt Sven Görlitz. „Im Gegenteil: Es ist spannend zu beobachten, wie sich alle miteinander im Garten entwickeln.“
Aber die Aussage hat auch einen ernsten Hintergrund: Viele Insekten wie Wildbienen sowie Schmetterlinge und ihre Larven sind spezialisiert auf heimische Wildpflanzen, daher hängt ihr Leben davon ab, dass diese weiterhin zahlreich in den Gärten wachsen.
Als Ergänzung aber können die „zugezogenen“ Pflanzen eine Bereicherung sein. „Je größer die Vielfalt im Garten, desto besser ist es für Insekten und Schmetterlinge“, sagt Oliver Fink. Kiwiblüten seien zum Beispiel besonders beliebt bei den Tieren.