Auf Augenhöhe Auf Augenhöhe: Experten geben Tipps zu hängenden Ideen
Zimmerpflanzen müssen nicht auf Fensterbrett, Kommode oder Boden stehen. Warum lässt man sie nicht stattdessen mal von der Decke hängen? Das schafft Akzente und rückt Farne, Kakteen und andere Pflanzen in ein ganz neues Licht.
"Das Schöne an hängenden Pflanzen ist, dass sich das Grün auf Augenhöhe befindet", sagt Wolfgang Bohlsen von der Zeitschrift "Mein schöner Garten". Und Zimmer lassen sich damit gliedern. "Eine größere Pflanze, die gut herunterwächst, lässt sich als Raumteiler einsetzen."
Für den hängenden Zimmergarten kommen viele Pflanzen infrage. "Geeignet ist natürlich alles, was herunterhängt, aber auch vieles, was breit und üppig wächst", erklärt Olaf Beier, Vorstandsmitglied im Bundesverband Einzelhandelsgärtner. "Ein Schwertfarn oder auch ein Geweihfarn sieht zum Beispiel in einer Ampel sehr schön aus." Farne bieten einen Vorteil: Sie benötigen nicht so viel Licht. Damit komme man weiter in den Raum hinein, erklärt Beier. Der Efeu ist nach seinen Worten ebenso eine Option für schattige Ecken.
Fleischige Triebe
Ein weiterer Tipp ist der Korallenkaktus. Das sei eine ganz pflegeleichte Pflanze, die wenig Wasser brauche, so Beier. "Da hängen lange, fleischige Triebe, so dick wie Schnürsenkel, herab." Genügsam sei auch das Zebrakraut - und mit seinen silbrig-weißen Streifen auf grünem Grund zugleich ein dekorativer Blickfang.
Auch die Grünlilie eignet sich gut als hängende Pflanze: "Die hat oben den breiten Wuchs mit den schwertförmigen Blättern und dazu die langen Ausläufer, die runterhängen und bis zu einem Meter lang werden können", erläutert Beier.
Soll es etwas bunter sein, rät Bohlsen etwa zu Wachsblumen oder bestimmten Kakteen: "Da gibt es Weihnachts- und Osterkakteen, je nach Blütezeit, die wachsen überhängend und bringen Blüten ins Spiel."
Nicht nur im Wohnzimmer kommen Hängeampeln gut zur Geltung. Simone Knauss von der Zeitschrift "Schöner Wohnen" gefallen sie auch in der Küche. "Wer sich die Arbeitsflächen freihalten will, kann die Kräutertöpfchen aufhängen", schlägt sie vor.
Knauss empfiehlt generell, hängende Pflanzen in Gruppen zu arrangieren: "Nicht in jeder Ecke eine einzelne Blumenampel, sondern mehrere zusammen", erklärt sie und rät zum Experimentieren: "Man kann dabei mit verschiedenen Höhen oder Topfgrößen spielen und mit verschiedenen Pflanzen, mit Blattfärbungen und Formen."
Untergebracht werden die Pflanzen gerne in Makramee-Blumenampeln. Diese waren in den 1970ern aus keinem Wohnzimmer wegzudenken und sind jetzt wieder gefragt. "In diese geknüpften Seiltaschen kann jede Art von Übertopf hineingestellt werden", erläutert Beier. "Es lassen sich vorhandene Übertöpfe verwenden, die zur Einrichtung passen, und die flexible Ampel passt sich jeder Topfgröße an."
Makramee-Ampeln gibt es nicht nur naturbelassen mit Holzperlen, sondern auch farbig. "Zum Beispiel aus Tauen, wie sie aus dem Seglerbedarf bekannt sind. Das lässt sich auf den Look der Wohnung abstimmen", erklärt Knauss.
Die Kopfüber-Variante
Eine ungewöhnlichere Art des Aufhängens ist der sogenannte Sky Planter. Gefäß und Pflanze hängen dabei kopfüber, beschreibt Knauss. "Gegossen wird von oben, nach unten ist der Topf abgedichtet."
Eine weitere exotische Form sind Moosbälle, Kokedama genannt: Für die aus Japan stammende Technik muss man laut Beier etwas geübt sein oder bereits vorgearbeitetes Material verwenden. "Der Wurzelballen wird mit Moos umwickelt und das Ganze an einem Drahtseil aufgehängt. Alle zwei bis drei Wochen nimmt man die Pflanze ab und taucht den kompletten Moosballen ein paar Minuten ins Wasser." Beim verwandten Kokodama werden Übertöpfe aus Kokosnussfasern gepresst.
Wer Blumenampeln in der Wohnung befestigt, sollte die Deckenkonstruktion im Blick haben. "Habe ich eine Betondecke, muss ich einen Dübel nehmen", sagt Beier, "bei einer Holzdecke reicht ein Schraubhaken." Wichtig ist eine praktische Gießhöhe, auch wenn es im Handel inzwischen sogar Flaschenzüge für Hängeampeln gibt.
Ein Trick mit Risiko
Manche legen Eiswürfel auf die Erde des Topfes, die langsam und tropfsicher ihr Wasser abgeben sollen. Von diesem Trick rät Beier jedoch ab. "Es gibt Pflanzen, die reagieren äußerst empfindlich auf kaltes Wasser." Die Blätter der Schamblume etwa werden gelb oder die Pflanze wirft sie ab.
Beier empfiehlt stattdessen, in einen möglichst großen, wasserdichten Übertopf unten ein Granulat wie Blähton einzufüllen. So kann man auf Vorrat gießen, ohne dass die Pflanze im Wasser steht und Wurzelfäule droht. "Die Wurzel wächst aus dem Plastiktopf in den Blähtonbereich hinein, wo sie ein zusätzliches Wasserreservoir findet."
Oder der Hobbygärtner wählt eine Hydrokultur. Hier wurzeln die Pflanzen in wassergefüllten Behältern. "Das ist das Komfortabelste, aber nicht mehr so einfach zu bekommen", so Beiers Erfahrung. "Die Pflanzen sind deutlich teurer und die Auswahl nicht so groß. Da muss man einen guten Fachhändler haben."
Beim Düngen bietet sich wie beim Gießen ein Vorratsprinzip an: "Es heißt ja, Zimmerpflanzen sollten alle ein bis zwei Wochen flüssigen Dünger bekommen", sagt Bohlsen. "Für Hängepflanzen bieten sich aber Düngekegel oder -stäbchen an, die die Nährstoffe nach und nach abgeben."
"Es gibt Pflanzen, die reagieren äußerst empfindlich auf kaltes Wasser."
Olaf Beier Gärtnermeister