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Harter Weg zum Model: Disziplin und Glück gefragt

Von Franziska Fiedler 22.04.2009, 07:17

München/dpa. - Louisa von Minckwitz wurde einst auf der Straße entdeckt. Und mehrere Jahre später entdeckte sie selbst das Topmodel Julia Stegner auf dem Oktoberfest.

«Das ist und bleibt einfach der häufigste Weg, um ins Modelgeschäft einzusteigen», sagt von Minckwitz, die sich mittlerweile Agenturchefin von Louisa Models in Hamburg und München nennen darf - trotz aller Casting-Shows. Wer nicht auf die zufällige Entdeckung warten will, kann seiner Modelkarriere auch selbst auf die Sprünge helfen.

Dafür benötigt man allerdings nicht nur Schönheit und Ausstrahlung, sondern auch gewisse Mindestvoraussetzungen. Eine Körpergröße zwischen 1,75 und 1,81 Meter sei ein Muss. Zudem dürfen das Mädchen oder der Junge nicht älter als 20 Jahre sein, so von Minckwitz. «Und das Model muss einen schmalen Knochenbau haben. Es bringt nichts, wenn es sich runterhungert und dann trotzdem noch breite Hüften hat. Manche sind einfach nicht für das Modeln gebaut.»

Mindestvoraussetzungen erfüllt? Dann geht es auf die Suche nach der richtigen Agentur. «Das potenzielle Model sollte sich eine seriöse Agentur im Umkreis von 100 Kilometern aussuchen», sagt Torsten Fuhrberg vom Verband lizenzierter Modellagenturen (VELMA) in München. Die Agentur müsse besondere Standards aufweisen, beispielsweise gute Kunden haben. «Am besten fragt das Mädchen als erstes, an wen die Models vermittelt werden.» Will die Agentur viel Geld im Voraus für Fotograf, Sedcard - die Bewerbungsunterlagen des Models - oder Laufstegkurse, sollte man der Sache grundsätzlich kritisch gegenüber stehen.

Eine gute Agentur verlange im Vorfeld kein Geld von den angehenden Models, sagt auch Louisa von Minckwitz. «Wenn wir von einem Mädchen überzeugt sind, bezahlen wir Sedcard und Wohnung im Voraus. Bekommt sie später Aufträge, ziehen wir davon die Schulden ab.» Wer sich in der Branche nicht auskennt, sollte sich daher an die VELMA-Agenturen halten.

Bis es zu den ersehnten ersten Aufträgen kommt, gilt es, Bewerbungen zu verschicken. Dazu gehören der Agenturchefin zufolge ein Ganzkörperfoto und ein Porträtfoto. «Bloß nicht den Fehler machen und zum Fotografen gehen. Wir wollen natürliche Fotos, auch gerne Urlaubsfotos. Die Mädchen sollten dafür ungeschminkt sein.» Die Bewerbungsunterlagen werden dann per Post oder E-Mail verschickt. Sieht eine Agentur Potenzial in den Fotos, lädt sie den Bewerber oder die Bewerberin zum Vorstellungsgespräch ein. Dafür brauche es im Voraus weder ein Laufstegtraining noch andere kostspielige Schulungen.

Spätestens beim Vorstellungstermin wird der Bewerberin auch bewusst: Die Modelwelt ist gar nicht so glamourös wie im Fernsehen. Vor allem nicht am Anfang, sagt Astrid Bittner-Utsch. Sie ist die Gründerin einer Modelschule in Wiesbaden und bildet schon seit mehreren Jahren junge Mädchen für das Modelgeschäft aus. «Schminktechniken, Posen, Laufen auf High Heels - sowas im Voraus zu trainieren, kann jedenfalls nicht schaden», sagt Bittner-Utsch. Aber auch Disziplin müsse das Model lernen. «Es sollte positiv, nett und vor allem pflegeleicht sein. Ein Model muss in erster Linie seinen Job machen.»

Dass die Modelbranche kein einfaches Berufsfeld ist, sagt auch Louisa von Minckwitz. «Nicht nur, dass man gesundheitlich topfit sein muss, auch mentale Stabilität ist Voraussetzung. Das Model wird komplett auf ihr Äußeres reduziert, es ist eine Art Schaufensterpuppe.» Außerdem müssten sich Models sehr früh von familiären Bindungen trennen. Für Beziehungen ist ebenfalls nicht viel Platz im Leben. Noch ein Nachteil: «Mit 30 Jahren wird die Luft dünn», so die Agenturchefin. «Wir legen daher großen Wert darauf, dass die Mädchen und Jungs nur in den Ferien modeln. Die Schule muss auf jeden Fall fertig gemacht werden.»

Ob es nach der Bewerbung tatsächlich zu einem Vertrag mit der Agentur kommt, geschweige denn zu einem Engagement bei einem der Kunden, sei schwer abzusehen. VELMA-Sprecher Torsten Fuhrberg sagt, dass von hundert Bewerbungen vielleicht eine interessant sei. «Viele junge Mädchen sind einfach ignorant. Die sind 1,65 Meter groß und bewerben sich trotzdem, obwohl sie wissen, dass sie zu klein sind.»

Und dann sei da noch das gewisse Etwas, das nur wenige besäßen. «Die Ausstrahlung ist fast wichtiger als die Idealmaße», sagt Astrid Bittner-Utsch. «Das Model muss nicht nur schön sein, sondern auch den Anforderungen der Industrie entsprechen», sagt Louisa von Minckwitz. Gar nicht so einfach, das alles zu vereinen. Der Einstieg ins Modelgeschäft hängt daher auch viel vom Glück ab. Man müsse eben entdeckt werden - und das ist nicht jedem schönen Mädchen vergönnt.

Verband lizenzierter Modelagenturen: www.velma-models.de