Haltbarkeit von Kosmetika Haltbarkeit von Kosmetika: Selbstbräuner altern schnell
Wenn der teure Selbstbräuner vom letzten Sommer nur noch fleckige Haut hinterlässt, die Wimperntusche ein trocken-bröseliger Klumpen ist und selbst die Augencreme nach zwölf Wochen nur noch ranziger Butter gleicht, fragt man sich besorgt: Das soll es schon wieder gewesen sein? Auf der Verpackung sucht man dann vergeblich einen Hinweis auf die Haltbarkeit der edlen Kosmetik. Und Verkäufer in Boutiquen sind, angesprochen auf die Haltbarkeit einzelner Kosmetika, hilflos überfordert.
"Kosmetikprodukte müssen mindestens 30 Monate haltbar sein", sagt Gisela Reinecke-Bohstedt vom Verband der Vertriebsfirmen Kosmetischer Erzeugnisse (VKE). Soweit, so gut. Doch die europäische Vorschrift bezieht sich nur auf den ungeöffneten Zustand - also die Zeit, in der die Schönmacher im Regal vor sich hinschmoren oder ihr Dasein als Staubfänger fristen.
Viel spannender jedoch ist die Frage, wie lange die Kosmetika haltbar sind, nachdem sie geöffnet wurden. Denn der eigentliche Countdown beginnt erst zu diesem Zeitpunkt. Nämlich dann, wenn Luft und Keime mit den Inhaltsstoffen in Kontakt kommen.
"Je höher der Anteil an Konservierungsstoffen, desto länger halten die Produkte", sagt Ursula Lüders von der Stiftung Warentest. "Babypflegemittel und Naturkosmetika, die damit werben ohne Kon- servierungsmittel auszukommen, sollte der Verbraucher möglichst schnell aufbrauchen."
Eintagsfliegen unter den Kosmetika sind Haartönungen und Ampullen. Sie sind ohnehin nur für den einmaligen Gebrauch gedacht und enthalten so gut wie keine Konservierungstoffe. Genauso großzügig sollten Selbstbräuner und flüssige Eyeliner aufgebraucht werden. Nach sechs Monaten lässt die Wirkung rapide nach. "Spätestens am unangenehmen Geruch, ungleichmäßiger Konsistenz und Verfärbungen erkennt man, dass das Produkt unbrauchbar ist", sagt Gisela Reinecke-Bohstedt vom VKE.
Auch die Verjüngung unserer Augen für einen strahlenden Blick ohne Falten hat ihren Preis. Augencremes gehören zu den kurzlebigen Kosmetikprodukten, denn für höchst mögliche Verträglichkeit verzichtet die Kosmetikindustrie weitgehend auf Konservierungsstoffe. Schmutz, Augenwimpern und Bakterien aus der Luft verringern die Haltbarkeit auf schlappe drei Monate.
Die eigentliche Bakterieninvasion findet jedoch über die Hände statt. Bei Cremes in Tiegeln empfiehlt deshalb Liane Alban von Estée Lauder, "nicht mit den Fingern reinzustippen, sondern einen Spatel zu benutzen." Und Ursula Lüders von Stiftung Warentest rät, "kleine Gebinde zu kaufen und auf riesige Cremetöpfe zu verzichten."
Wimperntusche macht ihren Job rund sechs Monate. Der ständige Kontakt mit dem Lieblingstummelplatz für Keime, der Bindehaut, sorgt für die kurze Liebesaffaire. Und wer die Angewohnheit hat, die Bürste immer schön in die Kartusche zu pumpen, dem bleibt gerade mal ein Quicky von drei Monaten. "Der Pumpeffekt befördert zusätzliche Luft in die Kartusche und beschleunigt so die Austrocknung", sagt Liane Alban. Wer regelmäßig die Bürste in der Kartusche dreht, könne die Wimperntusche über die sechs Monate hinaus wesentlich länger haltbar machen.
Persönliche Fürsorge ist auch beim Flüssig-Make-up gefragt. Das Geheimnis für den perfekten Teint hält nämlich in der Regel nur ein knappes Jahr. Lebensverlängernd zahlt sich die regelmäßige Reinigung (einmal pro Woche) der Schwämmchen oder Pinsel aus. "Warmes Wasser und Abwaschmittel erfüllen dabei gute Dienste", so Liane Alban, "da in den Abwaschmitteln fettlösliche Substanzen enthalten sind." Selbst in der Waschmaschine lassen sich die Schwämmchen reinigen. "Die Schwämmchen einfach in einen Waschbeutel, und ab geht''s zum Waschgang."
Wer hingegen zum Kompakt-Make-up greift statt zu Flüssig-Make-up, hat wesentlich länger seine Freude am Produkt. Denn es enthält viel weniger Feuchtigkeit und ist daher nicht so anfällig für Bakterien.
Wasser ist ohnehin der Maßstab für die Haltbarkeit schlechthin. "Kosmetische Produkte mit hohem Wassergehalt, zum Beispiel Tagescremes oder Körperlotionen, sind besonders anfällig für Keime", erklärt Ursula Lüders. "Um die Produkte länger genießen zu können, sollten diese in Tuben oder in luftdichten Pumpflaschen gekauft werden."
Will man als Verbraucher am Ende alles richtig machen, darf man die Licht- und Wärmeempfindlichkeit der Schönmacher nicht unterschätzen. So sollten nach Möglichkeit die "Sensibelchen wie Cremes nicht direkt unter dem Oberlicht im Badezimmerschrank stehen", gibt Liane Alban als hilfreichen Tipp. "Und wenn der Nagellack mal dickflüssig ist, muss er nicht gleich entsorgt werden. Oft reicht ein kräftiges Schütteln."
Lippenstifte, Lipgloss, Rouges und Lidschatten halten rund drei Jahre bis zur Pensionierung durch. Eine lange Zeit, bedenkt man, dass die Taschenschätze oft harter, täglicher und nächtlicher Belastung ausgesetzt sind. Ganz ohne Verantwortung geht es auch hier nicht: Schwämmchen oder sonstige Applikationen müssen regelmäßig gereinigt, Lippenstifte gut verschlossen werden, und in das Rouge sollte man nicht mit Fingern greifen.
Was sich bei regelmäßigem Gebrauch am schnellsten aufbraucht, hat "sinnigerweise" die längste Lebensdauer: Kajalstifte und Lippliner halten nahezu unbegrenzt. Zeigt sich auf der Spitze ein leichter heller Film oder ist die Oberfläche angetrocknet, muss nicht gleich entsorgt werden. Für diesen Fall empfiehlt Ursula Lüders "den Film einfach abzuwischen und die Stifte anzuspitzen." Und sollte einem doch einmal ein "Kuckuksei" beim Einkauf unterkommen, das sein Leben länger als drei Jahre im Kosmetikregal als Staubfänger gefristet hat: "Keine Scheu und falsche Scham vor dem Gang zum Verkäufer", so die Fachfrau. Doch in aller Regel könne der Verbraucher beruhigt in das Kosmetikregal greifen. "Die Kontrolle erfolgt beim Händler. Wenn etwas nicht stimmt, müssen wir das unbedingt wissen. Qualität ist doch unser ureigenes Interesse", sagt Liane Alban.
Näheres beim Verband der Vertriebsfirmen kosmetischer Erzeugnisse e.V., Gladbacher Str. 37, 40764 Langenfeld, Telefon: 02173-92 75 0