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Gläser für Wein und Sekt Gläser für Wein und Sekt: Die Form ist entscheidend

Von Sandra Hoffmann 21.07.2003, 18:50
Klare Linien aus Schweden - die Serie "Difference" der Firma Orrefors umfasst sechs gleich hohe Weinglastypen und ein Wasserglas. (Foto: Orrefors/dpa/gms)
Klare Linien aus Schweden - die Serie "Difference" der Firma Orrefors umfasst sechs gleich hohe Weinglastypen und ein Wasserglas. (Foto: Orrefors/dpa/gms) Orrefors

Hamburg/dpa. - Ein Satz Gläser für den Wein und einer für den Sekt: In den meisten Haushalten ist das die Standardausstattung. Gourmets machen das Weintrinken dagegen gerne zu einer Wissenschaft und versammeln zum Teil mehrere Dutzend verschiedener Glastypen im Regal. «Die Glasform beeinflusst den Wein», erklärt Hendrik Thoma, Chef-Sommelier im Restaurant des Hotels «Louis C. Jacob» in Hamburg. Derselbe Wein könne aus zwei verschiedenen Gläsern völlig anders schmecken. Für den normalen Weintrinker reicht seiner Ansicht nach aber eine übersichtliche Anzahl von Glastypen. Ähnlich sehen das inzwischen offenbar auch viele Designer: Viele der neuen Weinglas-Serien zeigen sich deutlich reduziert.

«Es geht darum, den Spaß am Wein zu sehen, nicht das Akademische», so Thoma. «Für jeden Wein das passende Glas, darin sehe ich nicht die Zukunft», sagt auch Astrid Steiner, Produktmanagerin Glas und Kristall beim Unternehmen Villeroy und Boch in Mettlach (Saarland). Auch habe heute kaum jemand genug Platz, eine große Sammlung von Weingläsern in der Wohnung unterzubringen.

«Ein Burgunder- und ein Bordeaux-Glas für Rotwein, ein Basis-Weißweinglas, ein Prosecco- oder Champagnerglas und eventuell ein Grappaglas», empfiehlt Villeroy-und-Boch-Mitarbeiterin Steiner als Grundausstattung. «Die Leute sollten nach dem Charakter des Weines gehen, nicht so sehr nach der Rebsorte», rät Thoma. Bei jungen Weinen sollte ein eher hohes Glas gewählt werden, darin seien die flüchtigen Aromen gut zu fassen. «Für stärkere Aromen ist ein niedrigeres Glas besser geeignet, weil man dann mit der Nase näher herankommt», so der Experte: «Manchen Weinen muss man begegnen, andere kommen einem eher entgegen.»

Nicht von der Rebsorte, sondern vom Charakter beziehungsweise Reifegrad eines Weines ausgehen - an dieser Philosophie orientierte sich auch die Designerin Erika Lagerbielke, als sie für die Firma Orrefors aus Schweden die Weinglas-Serie «Difference» entwickelte. Außerdem gibt es auf der Welt so viele Rebsorten, dass sie gar nicht entsprechend viele Gläser hätte entwerfen können.

«Schwedisches Design basiert auf Einfachheit», erklärt Lagerbielke. Die Designerin beschränkte sich deshalb auf insgesamt sechs Glastypen vom Champagnerkelch über je zwei Rotwein- und Weißweingläser bis hin zu einem Glas für Dessertwein. Hinzu kommen ein Dekanter und ein Wasserglas. Die schnörkellosen Gläser fallen vor allem durch ihre langen, dünnen Stiele auf, die bei allen Gläsern die gleiche Höhe haben. «Ich wollte damit zeigen, dass kein Glas wichtiger als das andere ist», erklärt die schwedische Designerin.

«Weniger ist mehr» heißt es - zumindest in Bezug auf Weingläser - derzeit auch bei vielen anderen Firmen. «Die wichtigsten Getränke abdecken» soll beispielsweise nach Angaben des Unternehmens Leonardo aus Bad Driburg (Nordrhein-Westfalen) die Serie «Dune». Vier verschiedene Weingläser werden ergänzt durch Sektkelch, Grappa-, Cocktail- und Bierglas. Optisch knüpfen die mit sanft geschwungenen Wellenformen gravierten Gläser an den nach wie vor aktuellen Retrolook an.

Wellenformen finden sich auch bei den Gläsern aus der Serie «New Wave» von Villeroy und Boch, mit denen die entsprechende Geschirrlinie ergänzt wird. Der sanfte Bogen wird sowohl im Glasoberteil aufgegriffen als auch im Fuß: Dieser ist wie ein wellenförmiges Puzzlestück aus Glas geformt. Stellt man die Gläser nebeneinander, so bilden die Füße eine geschlossene Fläche, die Oberteile der Gläser hingegen berühren sich nicht.

Von Weinexperten und Winzern aus der Toskana wurde die Serie «Montalcino» aus der Weinglaskollektion «Da Vinci» entwickelt, so der Hersteller Ritzenhoff aus Sassenberg (Nordrhein-Westfalen). Die Palette der im zeitlos-klassischem Stil gehaltenen Serie reicht vom Sektkelch bis zum Grappaglas.

Mehr Kunstobjekt denn Gebrauchsgegenstand sind die Kristallkelche aus der Serie «Mille Nuits» der französischen Nobelfirma Baccarat. Ergänzt werden die drei verschiedenen Glastypen und die Champagnerflöte durch eine Karaffe.

Auch wenn der Trend derzeit eher zur Übersichtlichkeit geht - einige Hersteller bieten weiterhin umfassende Serien für Weinliebhaber. Als Spezialist auf diesem Gebiet gilt die Firma Riedel Glas aus Kufstein in Österreich. Fast drei Dutzend verschiedene Glastypen gehören beispielsweise zur Serie «Sommeliers» - vom Glas für Riesling, für Chablis oder für Cognac bis hin zum Trinkgefäß für Zinfandel.

Auch ein so genanntes Blindverkostungsglas gehört zum Angebot. Es ist so eingefärbt, dass die Farbe des Weines nicht erkannt werden kann. «Das machen viele Leute gerne zu Hause als eine Art Partyspiel», erklärt Monika Mark, Exportmanagerin bei Riedel Glas. Zu beinahe jeder Flasche Wein das genau passende Glas im Schrank zu haben, sei jedoch die Ausnahme: «Man hat vielmehr zwei oder drei Gläser als Basics zu Hause», so Mark. Diese sollten für den Lieblingswein gekauft werden.

Auch Hendrik Thoma würde sich beim Glaskauf immer nach dem Wein und nicht so sehr nach Design-Vorlieben richten: «Der Wein ist der Ausgangspunkt, nicht ob mir das Bordeaux- oder das Burgunderglas besser gefällt», so der Sommelier.