Zeckenbiss Zeckenbiss: Borreliose kann auch wiederkehren

Halle (Saale) - Birgit W., Halle: Wir haben einen Garten in Löbejün. Mein Mann hat dort bereits mehrere Zecken von sich abgelesen. Dennoch will ihn sein Arzt auf seine Bitte hin nicht gegen FSME impfen. Ist das richtig?
Antwort: Die Infektionsgefahr mit dem FSME-Virus (Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus) ist regional unterschiedlich. Laut Robert-Koch-Institut gehört Sachsen-Anhalt nicht zu den FSME-Risikogebieten in Deutschland. Das heißt, dass die Zecken hierzulande derzeit nicht mit FSME-Viren befallen sind. Insofern besteht nach einem Zeckenstich im Löbejüner Garten keine Gefahr, an FSME zu erkranken. Eine Impfung ist daher hier nicht erforderlich und die Reaktion des Arztes verständlich. In ausgewiesenen Risikogebieten empfiehlt sich die Impfung dagegen sehr.
Nicole P., Bitterfeld-Wolfen: Wieso ist ein Zeckenstich so gefährlich?
Antwort: Über den Speichel der Zecke können gefährliche Krankheitserreger in den Körper ihres Opfers gelangen: Lyme-Borreliose-Bakterien und das FSME-Virus. Die Lyme-Borreliose ist eine bakterielle Infektion, die akut gut mit Antibiotika behandelt werden kann. FSME ist eine Virusinfektion, die schwere Entzündungen der Hirnhäute, des Gehirns oder des Rückenmarks beim Menschen hervorruft und sich nicht ursächlich behandeln lässt. Aber: Gegen FSME gibt es eine vorbeugende Impfung. Wer in FSME-Risikogebiete reist oder dort wohnt und ein Zeckenstichrisiko hat, sollte sich impfen lassen. Generell ist zu empfehlen, den eigenen Körper nach einem Aufenthalt im Freien auf vorhandene Zecken zu kontrollieren.
Katrin K., Wittenberg: Während eines Wald-Aufenthaltes in einem FSME-Risikogebiet in Hessen bin ich nachmittags von einer Zecke gestochen worden. Nachts bekam ich Schmerzen im Bein, früh im Nacken. Ich habe Sorge, dass dies bereits Zeichen einer FSME-Erkrankung sind?
Antwort: Das Vorhandensein von Symptomen einer FSME-Virusinfektion bereits wenige Stunden nach einem Zeckenstich, ist nicht vorstellbar. Nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen beträgt die Inkubationszeit für eine FSME-Virusinfektion in der Regel sieben bis 14 Tage, in seltenen Fällen auch mal drei bis vier Tage.
Paul R., Zeitz: Wir machen bald in Bayern Urlaub. Gibt es so etwas wie einen FSME-Schnellschutz?
Antwort: Ja, Urlaubsreisende in Risikogebiete, dazu gehört auch Bayern, können eine Schnellimpfung erhalten: Je nach Impfstoff zwei Spritzen innerhalb von 14 Tagen oder drei Spritzen innerhalb von 21 Tagen sorgen für einen guten saisonalen Schutz. Für die Langzeitwirkung muss der Impfschutz innerhalb etwa eines Jahres komplettiert werden. Auffrischungsimpfungen gegen FSME sind dann erst wieder alle fünf Jahre für Menschen unter 60 Jahre und alle drei Jahre für Menschen über 60 Jahre erforderlich.
Liane F., Eisleben: Gibt es ein Mittel gegen Lyme-Borreliose? Wie heißt es und wie wird es eingenommen?
Antwort: Eine akute Borreliose lässt sich gut mit einem Antibiotikum behandeln. Es sollte 21 Tage lang eingenommen werden. So kann man sicher sein, dass der Erreger völlig beseitigt ist und keine Spätfolgen auftreten. In der Regel werden 21 Tage täglich 200 Milligramm Doxyzyklin verabreicht.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie hoch die Inkubationszeit bei einer Borreliose ist.
Ilona D., Saalekreis: Ich habe gehört, dass bei einer Borreliose eine Wanderröte auftritt. Was ist das?
Antwort: Bei 85 bis 95 Prozent der Menschen, die eine Borreliose durch Zeckenstich übertragen bekommen haben, tritt als erstes Anzeichen die Wanderröte auf, eine kreisförmige Hautrötung, die von der Zeckenbiss-Stelle aus an andere Körperstellen wandern kann. Durchmesser bis zu 20, 30 Zentimeter sind möglich. Bei Auftreten der Wanderröte sollte umgehend der Hausarzt konsultiert werden.
Anne S., Halle: Welche Inkubationszeit gilt bei einer Borreliose?
Antwort: Das lässt sich so direkt nicht bestimmen, da es fünf verschiedene Borreliose-Arten mit unterschiedlichen Bakterien gibt und auch die Menge der jeweils übertragenen Erreger unterschiedlich sein kann. In der Regel zeigt sich eine Wanderröte frühestens nach fünf, sechs Tagen, aber auch erst nach 14 Tagen oder nach drei Wochen. Wichtig ist, dass nach Auftreten der Wanderröte der Arzt aufgesucht wird, um eine klinische Borreliose festzustellen und eine Antibiotikum-Therapie einzuleiten.
Petra J., Bitterfeld-Wolfen: Ich bin Rheumatikerin und nehme entsprechende Medikamente ein. Mir wurde gesagt, dass ich mich gegen FSME nicht impfen lassen darf, da es sich um einen Lebend-Impfstoff handelt. Da wir öfter im FSME-Risikogebiet Bayern sind, bereitet mir das Sorgen.
Antwort: Die Ihnen gegebene Information ist falsch. Bei dem FSME-Impfstoff handelt es sich um einen Tot-Impfstoff. Bei Urlaub in einem Risikogebiet besteht für einen „normalen“ Rheumatiker kein Grund, sich damit nicht impfen zu lassen. Sie sollten mit Ihrem Hausarzt reden, ob bei Ihnen eine Kontra-Indikation zur FSME-Impfung vorliegt.
Tina L., Merseburg: Vor 14 Tagen hat mich eine Zecke gestochen. In der Kniekehle zeigte sich eine Ein-Euro-große Rötung. Der Arzt hat mir eine Antibiotika-Therapie verordnet. Ich habe sie nach zehn Tagen beendet, da die Rötung weg war und es mir wieder gut ging. Muss ich noch etwas beachten?
Antwort: Wenn der Arzt anhand der Wanderröte bei Ihnen eine klinische Borreliose festgestellt hat, reicht eine Zehn-Tage-Therapie nicht aus. Um sicher zu sein, dass auch die letzten Borrelien aus den Körperregionen verschwunden sind, ist eine 21 Tage dauernde Antibiotika-Einnahme - in der Regel täglich 200 Milligramm Doxyzyklin - zwingend notwendig. Wird die Therapie vor den 21 Tagen abgebrochen, können noch Borrelien im Körper sein. Sie treiben hier weiter ihr „Unwesen“ mit unter Umständen schlimmen Spätfolgen für Sie. Das Verschwinden der Rötung ist trügerisch: Sie geht weg mit und ohne Therapie.
Franziska M., Sangerhausen: Ich hatte kürzlich so etwas wie eine Wanderröte, Durchmesser 20 Zentimeter. Da die kreisrunde Rötung aber nach einiger Zeit wieder weg war, habe ich nichts unternommen. Könnte es sich um einen Borrelien-Befall nach einem Zeckenstich gehandelt haben? Ich bin oft im Garten.
Antwort: Das könnte möglich sein. 60 bis 70 Prozent aller Zeckenstiche bleiben vom Menschen unbemerkt. Die Zecke gibt mit ihrem Speichel während des Stiches ein schmerzstillendes Mittel ab, sodass der Stich vom Menschen nicht wahrgenommen wird. In Mitteldeutschland zeigt sich bei 85 bis 90 Prozent aller Borreliose-Patienten eine flächenhafte Rötung. Sie weist in der Regel auf eine Borreliose hin. Das Tückische ist, dass diese Rötung nach einiger Zeit von allein wieder verschwindet. Betroffene denken dann, es sei alles gut. Das täuscht. Im Negativfall ist die Rötung zwar weg, die Borrelien sind aber noch vorhanden, vermehren sich und können später zu einer schwerwiegenden Herz-, Augen- und Nervenerkrankung führen. Deshalb ist es wichtig, bei erster Rötung sofort den Arzt aufzusuchen. Eine akute Borrelien-Erkrankung lässt sich wirksam behandeln, bei einer chronischen Borrelien-Erkrankung ist das schwieriger.
Lutz H., Naumburg: Ist man gegen Zeckenstiche immun, wenn man eine Borreliose-Therapie gemacht hat und gegen FSME geimpft wurde?
Antwort: Trotz einer erfolgreichen Borreliose-Behandlung mit einem Antibiotikum kann nach erneutem Zeckenstich theoretisch wieder eine Borreliose auftreten. Jede erneute Borreliose muss wieder mit Antibiotika behandelt werden. Eine Immunität besteht nur kurz. Wer einmal an FSME erkrankt ist, hat dagegen einen lebenslangen Schutz. Die FSME-Schutzimpfung muss aber alle drei beziehungsweise fünf Jahre aufgefrischt werden.
Ute W., Merseburg: Man kann doch eine vom Körper abgelesene Zecke auf Erreger untersuchen lassen. Was halten Sie davon?
Antwort: Ja, diese Untersuchung, die Sie übrigens aus eigener Tasche bezahlen müssen, bieten verschiedene Labore an. Der Nutzen ist jedoch fraglich. Denn selbst wenn bei der Zecke Borrelien nachgewiesen werden, heißt das nicht, dass sie diese auch an Sie weitergegeben haben muss.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie man mit chronischer Borreliose umgeht.
Günter L., Naumburg: Aufgrund von Schmerzzuständen und eines früheren Zeckenstiches nehme ich an, dass ich eine chronische Borreliose habe. Gibt es eine Therapiemöglichkeit? Sind Borrelien überhaupt diagnostizierbar?
Antwort: Wichtig ist die klinische Feststellung einer Lyme-Borreliose durch den Arzt. Bluttests können Antikörper gegenüber den Borrelien aufzeigen. Anders gesagt: Im Blut sind Zeichen eines Kontakts mit den Bakterien nachweisbar. Auch bei chronischer Borreliose sind Antikörper im Blut auffindbar. Im chronischen Stadium lässt sich die Krankheit oft nicht mehr komplett heilen. Erfolgsaussichten und eine Linderung der Schmerzen können sich unter Umständen nach einer dreiwöchigen Infusionstherapie mit täglichen Ceftriaxon-Gaben ergeben. Vier bis fünf Wochen nach der Therapie kann sich dann noch eine Verbesserung einstellen.
Martin H., Dessau-Roßlau: Ich hatte vor 15 Jahren einen Zeckenstich, wurde positiv auf Borrelien getestet und erhielt zwei Wochen Antibiotika. Weil ich aktuell wieder Schmerzen in den Gliedern und Gelenken hatte, wurde ich noch einmal getestet und bin wieder positiv. Wie kann das sein?
Antwort: Wer einmal mit Borrelien infiziert und ausgeheilt wurde, kann nach einem weiteren Zeckenstich durchaus erneut erkranken. Dazwischen können auch mehrere Jahre liegen. Wichtig ist, bei Beschwerden frühzeitig den Hausarzt aufzusuchen, damit schnell eine Antibiotika-Therapie eingeleitet werden kann. Diese sollte mindestens 21 Tage dauern.
Olaf J., Halle: Ich wurde von einer Zecke gestochen, die Stelle wurde sehr rot. Mein Arzt hat mir Antibiotika verschrieben, ohne dass überhaupt mein Blut untersucht wurde.
Antwort: Wenn die Einstichstelle die typische Rötung aufweist und eine Borreliose-Infektion sehr wahrscheinlich ist, sollte man keine Zeit verlieren. Dann ist es ratsam, mit der Antibiotika-Therapie auch schon vor einem Bluttest zu beginnen. Dieser kann sowieso erst frühestens 14 Tage nach dem Stich Antikörper gegen Borrelien nachweisen.
Petra E., Freyburg: Gibt es auch für Hunde eine Impfung gegen Zecken?
Antwort: Hunde können gegen Borreliose geimpft werden, und zwar gegen alle drei für sie relevanten Bakterienstämme, sodass ihr Immunsystem spezifische Abwehrstoffe bildet. Diese gelangen während des Saugvorgangs in den Darm der Zecke und binden die Borrelien, bevor sie in den Blutkreislauf des Hundes gelangen. Nach der Erstimpfung erfolgt die zweite nach etwa vier Wochen. Danach ist jährlich eine Auffrischungsimpfung nötig. Für jede Spritze sollten Sie mit etwa 50 Euro rechnen. Neu sind Tabletten gegen Zecken. Diese werden dem Hund vorbeugend zwei Mal im Jahr, im besten Fall im Frühling und Sommer, gegeben. Sie bewirken, dass festgebissene Zecken einfach absterben. Eine Tablette kostet etwa zwölf Euro.
Torsten F., Halle: Wie verläuft eine Borreliose beim Hund?
Antwort: Beim Hund bleibt die Wanderröte oft aus oder ist durch das Fell nicht zu bemerken. Häufig beobachtete Erstsymptome sind Mattigkeit, Appetitlosigkeit und Fieber. Monate später rufen die Erreger entzündliche Reaktionen in den Gelenken hervor, so dass der Hund abwechselnd an den Vorder- und Hinterläufen lahmt und Probleme beim Aufstehen hat. Langzeitschäden sind möglich. Bei einigen Rassen können die Borrelien auch weitere Organe befallen, wie die Nieren oder das Nervensystem.
Uschi F., Köthen: Ich habe immer Angst, dass meine Katze durch Zecken krank wird. Gibt es da Hilfe?
Antwort: Wir können Sie beruhigen: Katzen haben eine natürliche Immunität gegen Borrelien und auch gegen das FSME-Virus. Sie können sich zwar anstecken, erkranken aber nicht. Allerdings versuchen Katzen oft, die lästigen Blutsauger durch Kratzen von ihrem Körper zu entfernen, was schnell zu Wunden und Hautentzündungen führt, sodass auch für sie der Zeckenschutz sinnvoll ist. Außerdem können Zecken vom Tier zum Menschen gelangen. Als wirksam zeigt sich zum Beispiel das Seresto-Halsband. Es schützt Katzen bis zu acht Monate vor Zecken und Flöhen.
Fragen und Antworten notierten Kornelia Noack und Dorothea Reinert. (mz)

