Wohnen im Alter Wohnen im Alter: Diese Optionen kannten Sie noch nicht!
Solange wir gesund sind, machen wir uns kaum Gedanken über das Wohnen im Alter. Jeder von uns möchte schließlich so lange wie möglich in seinen eigenen vier Wänden wohnen. Doch die Lebenssituation kann sich manchmal schnell ändern. Und plötzlich brauchen ältere Menschen mehr Hilfe im Alltag.
Früher hieß es dann: ab ins Pflegeheim. Heute gibt es zum Glück gute Alternativen, ganz nach Bedarf (und Vermögen). Die Grenzen zwischen den einzelnen Wohnformen werden seit Jahren fließender. Aufwendige pflegerische Betreuung und Wohnen in den eigenen vier Wänden schließen sich nicht mehr aus.
Neue Betreuungskonzepte kombinieren individuelles Wohnen und stationäre Pflege. So können betagte Menschen so lange wie möglich ein relativ normales Leben führen.
Welche Wohnformen gibt es?
Das Pflege- und Wohnangebot für ältere Menschen wird immer besser. Von den „jungen“ Alten wohnen nur wenige in einem Heim. Für sie kommen, neben dem Wohnen in den eigenen vier Wänden, vor allem solche Wohnformen in Frage, die ihnen weiterhin ein aktives Leben in einer ansprechenden Umgebung bieten. Wer genug Geld auf der hohen Kante hat, zieht womöglich in südlichere Gefilde. Alternatives Wohnen im Alter wird für viele immer selbstverständlicher.
Je nach Grad der Selbstständigkeit gibt es verschiedene alternative Wohnformen im Alter. Diese reichen von der ambulanten Pflege zu Hause über betreutes Wohnen in einer Senioren-WG bis hin zu verschiedenen Formen von Alten- und Pflegeheimen. Zugleich ist auch für akute Fälle vorgesorgt. Sie finden hier einen Überblick über die verschiedenen Wohnformen. Unser Überblick möchte Ihnen bei der Auswahl helfen. Klicken Sie auf die Links, um mehr über einzelne Wohnformen und die Leistungen der Pflegekasse zu erfahren.
Wohnen im Alter: Möglichkeiten
Zu Hause oder im Pflegeheim? Wohnen im Mehrgenerationenhaus oder doch lieber in der Senioren-WG? Klicken Sie auf einen der drei Links, wenn Sie mehr zu einem bestimmten Thema erfahren möchten:
Pflege zu Hause
Die meisten Menschen möchten so lange wie möglich zu Hause wohnen, selbst wenn sie langsam gebrechlich werden. Der Gesetzgeber unterstützt diesen Wunsch. Von den 3,4 Millionen Pflegebedürftigen im Jahr 2017 wurden gut drei Viertel zu Hause versorgt. Beim Wohnen im Alter gilt der Grundsatz: Häusliche Pflege geht vor stationärer Pflege. Häusliche Pflege bedeutet übrigens nicht, dass Oma und Opa immer in den eigenen vier Wänden wohnen. Wenn Sie Angehörige bei sich aufnehmen, zählt das ebenfalls zur Kategorie Pflege zu Hause. Diese verschiedenen Optionen haben ältere Menschen:
Pflege durch Angehörige
Der Großteil aller Pflegebedürftigen wird von Angehörigen zu Hause gepflegt. Dafür erhält der Pflegebedürftige je nach Pflegegrad ein Pflegegeld, dass er an die Pflegenden weiterreichen kann. Pflegende Angehörige haben außerdem Anspruch auf zahlreiche Hilfen und können Auszeiten von der Pflege nehmen. Mit dem Entlastungsbetrag kann man beispielsweise eine Putzfrau, einen Malkurs oder ein Gedächtnistraining finanzieren. Wenn Angehörige nach dem Krankenhaus zu Hause weiter medizinische Pflege benötigen, kann der Arzt eine Behandlungspflege durch Fachkräfte verschreiben. Die aktivierende Pflege können geschulte Angehörige selbst durchführen. Übrigens: Pflegekurse für Angehörige sind kostenlos. Die Kurse vermitteln Angehörigen praktisches Pflegewissen und geben hilfreiche Tipps rund um die Pflege.
In diesem Fall übernimmt ein ambulanter Pflegedienst durch ausgebildete Fachkräfte die pflegerischen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Bei Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 2 bis 5 zahlt die Pflegeversicherung die Kosten für diese Pflegesachleistungen bis zu einem Höchstbetrag.
Teilstationäre Tages- und Nachtpflege
Die Tages- und Nachtpflege ist als Entlastung für pflegende Angehörige gedacht, die ihre Angehörigen tagsüber oder nachts nicht betreuen können, weil sie beispielsweise arbeiten gehen. Auch die Pflegebedürftigen profitieren von diesem Service. So können sie – neben der Betreuung – im Heim neue soziale Kontakte knüpfen und der Einsamkeit entkommen. Übrigens: Die Pflegeversicherung übernimmt einen Teil der Kosten für die Tages- oder Nachtpflege zusätzlich zu den Pflegesachleistungen oder dem Pflegegeld.
Stundenweise Verhinderungspflege
Ein pflegender Angehöriger ist nicht rund um die Uhr verfügbar. Er braucht auch einmal eine Pause – oder will vielleicht einfach in Ruhe ins Kino gehen oder bei der Theatervorführung der Tochter zusehen. Für diese Zeiten ist die stundenweise Verhinderungspflege gedacht. Diese müssen Sie bei der Pflegekasse beantragen. Wenn Sie gewisse Regeln einhalten, wird das Pflegegeld nicht gekürzt.
24 Stunden Pflege
Die 24-Stunden-Pflege wird häufig durch ausländische Pflegekräfte geleistet. Sie ermöglicht es Senioren, im eigenen Zuhause zu bleiben. Häufig handelt es sich bei den Pflegekräften um osteuropäische Fachkräfte, die über Agenturen vermittelt werden. Bei diesem Modell der Pflege begleiten die Pflegekräfte den Pflegebedürftigen rund um die Uhr. Dazu sind sie in einem separaten möblierten Zimmer in der Wohnung oder dem Haus des Pflegebedürftigen untergebracht. Achtung: Nicht alle ausländischen Pflegekräfte haben eine Altenpflegeausbildung.
Tipp: Verteilen Sie die Pflege bequem auf mehrere Schultern! Schließlich muss nicht einer alles machen. Dazu müssen Sie bei der Pflegeversicherung sogenannte Kombinationsleistungen beantragen. So können Pflegebedürftige beispielsweise gleichzeitig einen ambulanten Pflegedienst für die Grundpflege beschäftigen und sich den anteiligen Restbetrag als Pflegegeld für die Angehörigen auszahlen lassen.
Alternatives Wohnen im Alter: Zwischenformen
Nicht alle älteren Menschen haben Angehörige, die sich zu Hause um sie kümmern können. Wenn die Pflegebedürftigkeit zu groß und die Wohnung nicht altersgerecht ist, ist jedoch nicht gleich ein Pflegeheim die beste Lösung. Viele wollen das auch gar nicht. Außerdem sind die Kapazitäten in den überlasteten Pflegeheimen gar nicht vorhanden. Ein neues Zuhause kann man sich auch in einer anderen Form schaffen. Neben der Pflege zu Hause haben sich seit einigen Jahren zahlreiche weitere alternative Wohnformen im Alter etabliert. Diese Zwischenformen stellen wir Ihnen hier vor.
Senioren-WGs
Viele kennen sicher Studenten-WGs und haben womöglich in jungen Jahren selbst in einer WG gelebt. Die gleiche Grundidee steckt hinter einer Senioren-WG: Kosten sparen, neue Kontakte knüpfen und sich gegenseitig helfen. Senioren-WGs sind heute noch selten. Denn die Ansprüche älterer Menschen sind höher als die von Studenten. Senioren beanspruchen etwas mehr Privatsphäre, ein eigenes Bad und eine eigene Toilette. Eine geeignete Wohnung zu finden ist deshalb nicht leicht.
Etwas häufiger sind daher Senioren-Hausgemeinschaften. Hier kaufen sich mehrere Senioren gemeinsam ein Haus, aber jeder lebt in einer abgeschlossenen Wohnung. Wenn notwendig, wird häusliche Pflege dazugebucht. Wenn ein ambulanter Pflegedienst mehrere Bewohner betreut, können Sie durch das sogenannte „Poolen“ sogar Geld sparen. Gleichgesinnte Senioren finden Sie im Forum für gemeinschaftliches Wohnen (FGW): www.fgw-ev.de. Der Wohngruppenzuschlag beträgt 214 Euro im Monat. Spezialfälle sind ambulant betreute Wohngruppen (auch Pflegewohngruppen, Pflege-WGs), in denen zum Beispiel Demenzkranke untergebracht werden können. Diese werden, wenn sie bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllen, von der Pflegeversicherung besonders gefördert.
Betreutes Wohnen
Betreutes Wohnen ist eine relativ neue Wohnform für Senioren. Beim „Wohnen mit Service“ oder „Seniorenwohnen“ wohnen betagtere Menschen in speziellen Wohnanlagen, die barrierefrei und altersgerecht eingerichtet sind. In der Regel gibt es einen Grundservice, wie etwa einen Hausmeister, ein Hausnotrufsystem und feste Sozialarbeiterstunden. Ziel ist es, den Menschen im betreuten Wohnen ein weitgehend selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben zu ermöglichen. Sie können dort ihren normalen Alltag leben und von ihren Angehörigen unterstützt werden. Betreutes Wohnen eignet sich nicht nur für körperlich und geistig fitte ältere Menschen. Denn je nach Bedarf können die Bewohner im betreuten Wohnen von Sozialarbeitern, Therapeuten und Pflegekräften unterstützt werden. Die Betreiber von Anlagen, die betreutes Wohnen anbieten, kooperieren in der Regel mit einem ambulanten Pflegedienst und weiteren Anbietern. So kann selbst bei einer gestiegenen Pflegebedürftigkeit der Umzug ins Heim länger aufgeschoben werden.
Wohnen im Mehrgenerationenhaus
Die Oma kümmert sich um die Enkelin, dafür kocht die Mama für alle. Gegessen wird gemeinsam am Tisch. Wohnen in der Großfamilie, in der sich alle wechselseitig umeinander kümmern, klingt nach Paradies. Klappt aber oft nicht, weil die Familien zu weit auseinander wohnen oder sich diese Nähe gar nicht wünschen. Die Alternative ist das Modell Wohnen im Mehrgenerationenhaus. Hier können Sie sich die Mitglieder Ihrer Großfamilie selbst aussuchen. Die Gründung eines Mehrgenerationenhauses ist mit viel Aufwand verbunden. Zuweilen ist es sinnvoll, sich einem Projekt in der Nähe anzuschließen. Informationen zu aktuellen Entwicklungen und Häusern in Ihrer Nähe finden Sie unter www.mehrgenerationenhäuser.de.
Wohnen für Hilfe
Beim Wohnen für Hilfe werden einzelne Wohnungen oder Zimmer beispielsweise an Studenten vermietet. Diese zahlen dann weniger Miete, verpflichten sich im Gegenzug dazu, hilfebedürftige Bewohner beispielsweise im Haushalt, beim Einkaufen oder bei Behördengängen zu unterstützen.
Pflege im Heim
Früher bedeutete Wohnen im Heim, dass die Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit aufgegeben wurde. Der Tagesablauf im Alten- oder Pflegeheim orientierte sich mehr am reibungslosen Ablauf des Pflegebetriebs als an den Lebensgewohnheiten der Heimbewohner. Doch die Gründung von ambulanten Pflege-Wohngruppen oder Senioren-WGs blieb nicht ohne Wirkung auf die klassischen Pflegeheime. Auch in ihnen wird inzwischen mehr Wert auf individuelle Lebensführung und den Erhalt der Selbstständigkeit gelegt. Viele Träger bieten inzwischen mehrere Wohn- und Pflegeformen unter einem Dach an.
Altenheim oder auch Seniorenheim
In einem Altenheim (auch Seniorenheim, Altenwohnheim, Seniorenresidenz oder veraltet Altersheim) wohnen die Heimbewohner gegebenenfalls gemeinsam mit ihrem Partner in einer abgeschlossenen Einheit. Im Unterschied zum reinen Pflegeheim benötigen Bewohner im Altenheim keinen Pflegegrad. Wer möchte, kann seine eigenen Möbel mitbringen. Serviceleistungen wie Essen, Zimmerreinigung und Wäschewechsel können dazugebucht werden. Den Tagesablauf können die Bewohner selbst gestalten. Häufig werden gemeinsame Mahlzeiten und weitere soziale Aktivitäten angeboten. Seniorenheime eignen sich für Menschen, die nur relativ wenig Unterstützung benötigen. Derzeit geht der Trend weg vom Altenheim hin zum individuelleren betreuten Wohnen.
Pflegeheim
Nicht nur die klassischen Altenheime wandeln sich. Auch viele Pflegeheime (auch Altenpflegeheime) bieten inzwischen nicht nur Pflegezimmer, sondern ebenfalls kleine Wohnungen, in die die Bewohner ihr Mobiliar mitbringen können. Voraussetzung für einen Platz im Pflegeheim ist ein Pflegegrad. Pflegebedürftige mit hohem Pflegebedarf sind in der Regel in einem Pflegeheim besser versorgt als in einem Altenheim. Im Unterschied zum Altenheim können Pflegebedürftige im Pflegeheim übrigens nicht rund um die Uhr, sondern auch teilstationär untergebracht werden. Außerdem bieten viele Pflegeheime eine Kurzzeitpflege an.
Pflegeheim Kosten: Die Kosten für das Pflegeheim richten sich nach der Pflegestufe. Sie variieren je nach Einrichtung.
Sonderform: Geriatrische Reha
Im Alter treten oft mehrere Krankheiten gleichzeitig auf. In der geriatrischen Reha werden die Patienten von einem interdisziplinären Team betreut. Das Team ist speziell dafür ausgebildet, mehrere alterstypische Beschwerden, Verletzungen und zusätzliche Krankheiten gemeinsam zu behandeln. Grundsätzlich haben Patienten einen gesetzlichen Anspruch auf eine dreiwöchige geriatrische Rehabilitation. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Reha.
Sonderform: Kurzzeitpflege
Manchmal ist die Pflege zu Hause nicht möglich. Zum Beispiel, wenn nach einem Krankenhausaufenthalt mehr Pflege notwendig ist, als Angehörige leisten können. Oder wenn im Haus oder der Wohnung Umbaumaßnahmen anstehen (altersgerechter Umbau des Bades, Einbau eines Treppenlifts etc.). Dann ist die Kurzzeitpflege eine echte Alternative. Die Pflegekasse unterstützt die Kurzzeitpflege bis zu acht Wochen pro Jahr.
Gut zu wissen: Oft übertragen Eltern ihren Kindern aus steuerlichen Gründen das Haus oder die Wohnung. Viele Senioren räumen sich sicherheitshalber ein lebenslanges Wohnrecht ein. Selbst wenn sie ins Pflegeheim kommen, behalten sie das persönliche Nutzungsrecht.
Welche Wohnform eignet sich für wen?
Wohnen im Alter bedeutet heute nicht mehr zwangsläufig „ab ins Pflegeheim“. Es gibt neben dem Wohnen zu Hause oder dem Pflegeheim verschiedene alternative Wohnformen für Senioren. Welche Wohnform sich für wen eignet, ist abhängig von der Pflegebedürftigkeit des Betroffenen und natürlich von den Kapazitäten und pflegerischen Kompetenzen der Pflegeperson. Die Unterbringung sollte nicht nur die gesetzlichen Qualitätsstandards erfüllen, sondern natürlich auch die individuellen Bedürfnisse einbeziehen. Wenn es möglich ist, sehen Sie sich am besten gemeinsam mit dem pflegebedürftigen Angehörigen mehrere Heime an und vergleichen diese. Darauf sollten Sie bei der Auswahl achten:
Wie hoch sind die Kosten?
Die Kosten variieren je nach Pflegegrad, Unterkunftsart, gebuchten Leistungen und Träger. Die Kosten verringern sich immer um die Leistungen, die die Pflegeversicherung übernimmt. In der Tabelle finden Sie einen Überblick über die Leistungen der Pflegekasse (Stand 2019).
Tabelle: Pflegeversicherung Leistungen 2019
Wo finde ich Beratung und Unterstützung?
Sie haben einen gesetzlichen Anspruch auf eine kostenlose Pflegeberatung. Diese erteilen Pflegeberater deutschlandweit in wohnortnahen Pflegestützpunkten. Weitere Auskünfte erteilen Ihnen beispielsweise Gemeinden, Sozialämter, Sozialstationen, Verbraucherzentralen, Pflegekassen, Pflegeberatungsstellen oder Wohlfahrtsverbände.
Thema Elternunterhalt
Wenn Rente beziehungsweise das Vermögen von Pflegebedürftigen nicht ausreichen, um die Kosten zu decken, müssen in bestimmten Fällen die Kinder dafür aufkommen. Die Pflegeberatung unterstützt Sie beim Thema Elternunterhalt, aber auch zu dem heiklen Thema Gewalt in der Pflege.
Quellen