Wissenschaftler erklärt Wissenschaftler erklärt: Das passiert im Körper, wenn wir zu wenig Wasser trinken
Wer einen stressigen Tag hat, vergisst schnell mal genügend Wasser zu trinken. „Halb so wild“, denkt man sich. Doch bereits ein geringfügiger Flüssigkeitsmangel kann Auswirkungen auf unseren Körper haben. Wasser ist Bestandteil und Voraussetzung allen Lebens. Gäbe es kein Wasser, gäbe es keine Menschen. Denn unser Körper besteht überwiegend aus Wasser. Der Wasseranteil variiert nach Alter: Babys, die auf die Welt kommen, bestehen zu 80 Prozent aus Wasser, ältere Menschen nur noch zu 50 Prozent.
Nur weil es zu 50 Prozent aus Wasser besteht, kann unser Blut fließen. Es ist Bestandteil unserer Zellen und treibt das Gehirn an. Ohne Flüssigkeit würden unsere Nieren nicht richtig arbeiten und unsere Muskeln nicht funktionieren. Sogar Knochen und Zähne bestehen aus Wasser.
Wie viel Wasser wir verlieren, hängt davon ab, was wir gerade tun
„Welche Auswirkungen der Flüssigkeitsverlust nach einer bestimmten Zeit hat, ist schwer zu bestimmen“, meint Prof. Patrick Diel, vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Sporthochschule Köln. „Wie viel Wasser wir verlieren, hängt auch stark davon ab, was wir tun und in welcher Umgebung wir uns befinden.“ Wer in einem kühlen Raum bei 14 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit sitze, könne länger ohne Flüssigkeit überleben als jemand, der sich in der prallen Sonne bei 38 Grad Celsius und bei einer niedrigen Luftfeuchtigkeit sportlich betätige.
Wie viel sollten wir trinken?
Auch wenn wir zu einem großen Teil aus Wasser bestehen, kann der Körper nicht viel davon speichern. Die Folge: Wir müssen regelmäßig „nachschütten“. Wer auf einmal einen Liter Wasser in sich hineinschüttet, der kann trotzdem nur 200 Milliliter aufnehmen, der Rest wird einfach wieder ausgeschieden. Es gilt also: Öfter kleine Mengen Wasser trinken als einmal viel.
Was passiert, wenn ich kein Wasser mehr zu mir nehme?
Wie schnell man dehydriert, hängt also davon ab, was man gerade tut und wo man sich befindet. Wer sich sportlich betätigt oder intensiv körperlich arbeitet, hat vielleicht schon in einer Stunde einen beachtlichen Wasserverlust erlitten. Andererseits: Wer nachts schläft, trinkt manchmal acht bis neun Stunden gar nichts. „Je nachdem wie die Umweltbedingungen sind, kann man Symptome der Dehydrierung nicht an der Zeitspanne festmachen, in der man nichts getrunken hat.“ Viel entscheidender sei der Wasserverlust gemessen am gesamten Körpergewicht, den man in einer bestimmten Zeit erleide. Die Deutschen Gesellschaft für Ernährung hat dafür Grenzwerte bestimmt, die uns verdeutlichen, was im Körper passiert, wenn wir zu viel Wasser verlieren.
Eine Beispielrechnung: Wenn man bei einem Körpergewicht von 60 Kilogramm 15 Prozent Wasser verliert, also 9 Kilogramm, und nur noch 51 Kilogramm wiegt, wird es lebensgefährlich. „Die Transpirationsraten, also wie viel Wasser man ausschwitzt, variiert auch nach den klimatischen Bedingungen.“ Es gibt Umgebungen, da verliert man bis zu vier Liter pro Stunde.
Wie lange kann man ohne Wasser überleben?
„Ein paar Tage kann man sicherlich auskommen“, meint Diel. Er weist jedoch auf ein anderes Problem hin, das in unserer Gesellschaft weitaus öfter vorkommt als Verdursten: Viele Deutsche trinken chronisch viel zu wenig. Das heißt, dass die Flüssigkeitsaufnahme unter dem Wert liegt, der eigentlich empfohlen wird. „Wer chronisch zu wenig trinkt, riskiert Langzeitfolgen, während das Verdursten sehr akute Folgen hat.“
Die Langzeitfolgen sind laut Diel drastisch: „Wer auf lange Sicht zu wenig trinkt, der muss damit rechnen, dass die intellektuelle wie physiologische Leistungsfähigkeit beeinträchtigt wird. Man kann nicht mehr die gleiche Leistung bringen, als wenn man hydriert wäre.“ Das Tückische dabei sei, dass man bei einem geringen Wasserverlust noch kein Durstempfinden habe. So erklärt Diel, dass professionelle Sportler beispielsweise bei sportlicher Betätigung immer wieder trinken – auch wenn sie keinen Durst haben. „Wer Sport treibt und erst trinkt, wenn er Durst bekommt, muss schon längst mit Leistungseinbußen rechnen.“
Der Mensch hat ein individuelles Durstempfinden
Im Alltag hat jeder Mensch ein unterschiedliches Durstempfinden. Diel erklärt: „Kinder und ältere Menschen beispielsweise haben ein noch nicht voll ausgeprägtes oder reduziertes Durstempfinden. Sie trinken zu wenig, weil sie einfach keinen Durst haben.“ Besonders bei alten Menschen, die alleine leben oder einfach die motorischen Fähigkeiten nicht mehr besitzen, ist das ein großes Problem. Die Folge: Sie dehydrieren langsam und unbemerkt. Eine Langzeitfolge von Dehydration ist beispielsweise die Bildung von Nierensteinen.