Welt-Diabetes-Tag Welt-Diabetes-Tag: Fakten und Mythen über Diabetes
Halle (Saale)/MZ/DMN/DPA. - Diabetes mellitus, vielen als „Zucker“ bekannt, ist inzwischen eine Volkskrankheit. Weltweit leiden fast 350 Millionen Menschen daran, in Deutschland sind etwa sechs Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. Dennoch wird die Gefahr der Krankheit, die schwere Folgeerkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall) nach sich zieht, häufig unterschätzt. Ziel des Welt-Diabetes-Tages der Vereinten Nationen am 14. November ist deshalb vor allem die Aufklärung.
So leiden etwa 90 Prozent der Betroffenen an Typ-2-Diabetes, ausgelöst durch zu fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht. Die restlichen zehn Prozent sind an Typ 1 erkrankt, verantwortlich für diesen Typ gelten ein Mix aus Erbanlagen, äußeren Einflüssen (etwa einer bestimmten Virusinfektion) sowie eine Fehlsteuerung des Immunsystems.
Übergewicht und Bewegungsmangel
„Alterszucker“ wird Typ-2-Diabetes immer noch häufig genannt, obwohl die Krankheit auch Jüngere nicht verschont. Übergewicht und Bewegungsmangel sind die Hauptgründe dafür, dass bereits Kinder einen Typ 2-Diabetes entwickeln. „Die Zahl der Betroffenen steigt. Es gibt eine Altersverschiebung hin zu immer jüngeren Menschen“, sagte die Stoffwechselexpertin Prof. Ursula Plöckinger.
Zwar stellen junge Alters- oder Typ 2-Diabetiker mit schätzungsweise 5000 Erkrankten in Deutschland weiter den kleineren Anteil der jugendlichen Diabetiker, denn die meisten Kinder und Jugendlichen haben einen angeborenen Typ-1-Diabetes. Ihre Zahl liegt bei 25.000. Aber die Entwicklung sei deutlich, sagt Plöckinger vom Interdisziplinären Stoffwechsel-Centrum der Berliner Charité: „Die Zahl der jungen Typ 2-Diabetiker und Fettleibigen steigt parallel zur Anzahl der Computer, Fernsehgeräte und Autos.“
Patienten im Durchschnitt 52 Jahre
Damit setze sich auch in Deutschland ein jahrzehntelanger Trend fort. „Vor 30 Jahren war der durchschnittliche Patient mit Typ 2- Diabetes 70 Jahre alt. Heute sind unsere Patienten im Durchschnitt 52 Jahre. Aber es sind auch viele 40-Jährige darunter, und manchmal sogar 18-Jährige“, beschreibt Plöckinger die Situation. Anhaltender Bewegungsmangel und Fehlernährung seien meist die Ursache dafür, dass der Körper auf Insulin nicht ausreichend reagiert.
Reicht die Steigerung der körpereigenen Insulinherstellung und -ausschüttung nicht mehr aus, um den erhöhten Bedarf zu decken, führt dies zur Erhöhung der Blutzuckerwerte und damit zum Diabetes mellitus Typ 2. „Dabei kann man dieser Form von Diabetes in der Regel vorbeugen, auch wenn es durchaus genetisch ungünstige Dispositionen gibt“, betont die Ärztin.
Aufklärung, Sporterziehung und Kochkurse
Allerdings sei bei der Ernährungs- und Lebensumstellung die Mithilfe der Patienten erforderlich. „Sie müssen sich vor allem mehr bewegen, nur dann wird auch das Abnehmen gelingen. Wir schulen die Patienten, aber sie müssen das Erlernte dann auch umsetzen“, sagt Plöckinger. Es gibt keine Zweifel, dass dies schwierig ist. Insbesondere in sozial-schwachen Gebieten, gelinge dies vielen Betroffenen nicht dauerhaft. „Von daher sind Adipositas und früher Typ 2-Diabetes in bildungsfernen Schichten ein größeres Problem“, räumt Plöckinger ein.
Aufklärung, Sporterziehung und Kochkurse an Schulen seien wichtig, um Kindern zu zeigen, dass es möglich sei, ein gesundes Leben mit Spaß und Genuss an selbst zubereitetem leckerem und gesundem Essen zu führen.
Diabetiker dürfen keine Süßigkeiten essen und keinen Sport treiben, glauben viele. Das stimmt nicht. Über die Stoffwechselkrankheit existieren viele Mythen. Die zehn häufigsten Irrtümer klären wir hier auf.