Viagra und Co. Viagra und Co.: Pillen für die Potenz

Hamburg/Bonn/dpa. - Häufig würden wirkungsloseImitate angeboten.
In mehr als 80 Prozent der Fälle haben Erektionsstörungen nachAngaben des Arzneimittelherstellers Lilly Pharma in Bad Homburg eineorganische Ursache. Nur bei 10 bis 20 Prozent der Betroffenen geltenpsychische Gründe als allein verantwortlich:Herz-Kreislauferkrankungen, Alkoholkonsum oder Prostata-OPs etwa.Nur wenn der Arzt eine erektile Dysfunktion (ED), die Unfähigkeitein steifes Glied zu bekommen und zu halten, ausgemacht hat, kommendie berühmten blauen Viagra-Pillen des US-Herstellers Pfizer und dieweniger bekannten Produkte Cialis (Lilly Pharma) und Levitra (Bayer)ins Spiel. Die drei Medikamente, die zusammen als PDE5-Hemmerbezeichnet werden, greifen in die Biochemie der Erektion ein. Siebehindern ein Enzym namens Phosphodiesterase, Typ 5 (PDE5) beim Abbaueines chemischen Botenstoffes und sorgen so dafür, dass sich dieMuskeln in den Schwellkörpern entspannen und der Penis steif wird.
Die drei PDE5-Hemmer wirken zwar ähnlich, aber nicht gleich: BeimWirkstoff Tadalafil, unter dem Markennamen Cialis in Deutschlanderhältlich, setzt die Wirkung zum Beispiel früher ein als bei Viagra(Wirkstoff: Sildenafil) und Levitra (Wirkstoff: Vardenafil). Undwährend sie bei Viagra und Levitra 4 bis 6 Stunden anhält, kann dieWirkdauer bei Cialis bis zu 36 Stunden betragen.
Die drei Arzneimittel gelten allgemein als gut verträglich. Zu denhäufigsten Nebenwirkungen gehören nach Angaben der BundesvereinigungDeutscher Apothekerverbände (ABDA) in Berlin zum BeispielKopfschmerzen, Schwindel und Blutdruckabfall.
Für Herz-Kreislauf-Risikopatienten und Männer mit überstandenemHerzinfarkt oder Schlaganfall gelten besondere Einnahmevorschriften:«Wenn man zusätzlich Nitrate bekommt, kann der Blutdruck gefährlichabsacken», warnt Wolfgang Schulze.
Billig sind Viagra, Cialis und Levitra nicht: Eine Vierer-PackungViagra mit Pillen, die 25 Milligramm des Wirkstoffs enthalten, kostet43 Euro. Ähnliche Packungen Cialis und Levitra kosten rund 10 Euromehr. Von den Krankenkassen können Betroffene keine Hilfe erwarten:«Potenzmittel werden seit dem 19. Oktober 2004 ausnahmslos alsLifestyle-Präparate eingestuft und dürfen daher nicht von dengesetzlichen Krankenkassen übernommen werden», sagt MichaelaSpeldrich, Pressesprecherin der Techniker Krankenkasse in Hamburg.
Weil die Wirkstoffe auch für andere Indikationen zugelassen sind,kann es aber sein, dass die Kosten sehr wohl von den Kassenübernommen werden: Verschrieben wurde Viagra zum Beispiel schon beiSklerodermie, einer krankhaften Haut- oder Bindegewebsverhärtung,sowie bei pulmonaler Hypertonie, wenn im kleinen Kreislauf zwischenHerz und Lunge der Blutdruck lebensbedrohlich hoch ist.
Sind alle Bedenken ausgeräumt, landen viele Männer mit demunterschriebenen Rezept ihres Arztes aber trotzdem wieder imInternet: «In Apotheken arbeiten typischerweise Frauen», sagt AnnetteRogalla, Sprecherin der ABDA in Berlin. Als Reaktion hätten Apothekertelefonische Beratungen eingeführt oder ein Beratungszimmereingerichtet: «Da kann man dann von Mann zu Mann reden.»