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Knollenblätterpilz und Co. Vergiftung durch Pilze in Krefeld: Fünfköpfige Familie im Krankenaus

04.10.2017, 19:31
Grüne Knollenblätterpilze. Auf einem Markt in Krefeld könnten giftige Pilze in den Verkauf gegangen sein.
Grüne Knollenblätterpilze. Auf einem Markt in Krefeld könnten giftige Pilze in den Verkauf gegangen sein. Zentralbild

Halle (Saale) - Eine fünfköpfige Familie aus Krefeld hat sich nach dem Verzehr von Pilzen, die an einem Gemüsestand auf einem Markt angeboten worden waren, eine schwere Pilzvergiftung zugezogen. Das berichtete der WDR am Mittwoch.

Alle fünf Familienmitglieder befänden sich aktuell noch im Krankenhaus, ihr Zustand sei jedoch stabil. Die behandelnden Ärzte gehen derzeit von einer Vergiftung durch den sogenannten Knollenblätterpilz aus.

Vergiftung durch Pilze: Warnung der Stadt Krefeld vor dem Verzehr

Woher die Pilze stammen, ist laut WDR noch unklar. Der betreffende Händler auf dem Markt gab an, die Pilze von einem Großhändler erworben zu haben.

Die Stadt Krefeld warnt seit Dienstagabend vor dem Hintergrund des Vorfalls vor dem Verzehr von Pilzen, die auf dem Trödelmarkt an der Mevissenstraße am Sonntag (01.10.2017) angeboten worden sind.

Wer rund zehn Stunden nach dem Verzehr von Pilzen unter Übelkeit und Durchfall leide, solle sich unmittelbar in die Notaufnahme begeben.

Knollenblätterpilz und Co.: Tipps zum Thema Pilze

Eine Lebensmittelvergiftung durch den Knollenblätterpilz kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Einige Tipps dazu, welche Anzeichen auf eine Vergiftung hindeuten, wie sie sich vermeiden lässt und wie man Pilze fachgerecht in der Küche verarbeitet finden Sie hier.

Wie erkenne ich essbare Pilze?

Für Laien sind giftige von ungiftigen Exemplaren schwer zu unterscheiden. Zum Beispiel kann der giftige Grüne Knollenblätterpilz mit dem Champignon verwechselt werden - denn er ist nicht immer grün, sondern auch mal weiß, nennt die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder (BAG) ein Beispiel.

Daher sei die Bestimmung von Pilzen mit Büchern oder Apps für Smartphones für Laien gefährlich. Besser sei es, die Exemplare von Pilzberatungsstellen begutachten zu lassen. Kontaktdaten haben oft die Gemeindeverwaltungen oder Gesundheitsämter.

Und die Experten raten: Sammler dürfen nie Pilze auflesen und essen, die sie nicht mit Sicherheit erkennen. Wer sich gar nicht auskennt, sollte lieber im Handel kaufen.

Gibt es Tipps und Tricks zum Erkennen von giftigen Pilzen?

Weder Schneckenfraß noch Madengänge deuten darauf hin, dass ein Pilz ungiftig ist. Und Hausmittelchen wie ein anlaufender Silberlöffel oder eine mitgekochte Zwiebel eignen sich nicht als Indiz für eine mögliche Gefahr, betonen die Experten des Botanischen Gartens Berlin-Dahlem.

Was muss ich beim Pilze-Sammeln beachten?

Von nassen, zerfressenen oder unansehnlichen Pilzen besser die Finger lassen. Ein geeignetes Exemplar wird am besten vorsichtig aus der Erde gedreht, erklärt der Verbraucherinformationsdienst aid. Dann das Loch mit Erde, Laub oder Nadelstreu abdecken. Wer den Pilz aus dem Boden reißt, beschädigt auch sein Myzel - den eigentlichen Pilz. Das Geflecht aus fadenförmigen Zellen im Boden bildet den sichtbaren Fruchtkörper.

Viele einheimische Pilze stehen unter Artenschutz und dürfen nur in geringen Mengen für den Eigenbedarf gesammelt werden. Dazu gehören Steinpilz, Pfifferling, Schweinsohr, Brätling, Rotkappe, Birkenpilz und Morchel. Diese Ausnahmeregel betrifft aber nicht Kaiserling, Trüffel und Saftlinge - sie dürfen gar nicht aus dem Wald geholt werden.

Transportiert werden sollten Pilze immer möglichst luftig in Körben, raten die Experten des Botanischen Gartens Berlin-Dahlem. Sonst zersetzt sich das Eiweiß der Fruchtkörper schnell, und sie werden ungenießbar. Empfehlenswert ist es, nicht bei feuchtem Wetter zum Sammeln zu gehen. Die Witterung könne Schimmelbildung begünstigen.

Symptome einer Vergiftung: Wann muss ich nach dem Verzehr besorgt sein?

Symptome einer Pilzvergiftung sind etwa Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Das Gift des Knollenblätterpilzes zum Beispiel greife in schweren Fällen die Leber an und könne bis zu deren völliger Zerstörung führen, erklärt der Mediziner Andreas Schaper vom Giftinformationszentrum-Nord in Göttingen.

Symptome einer Pilz-Vergiftung: Was kann ich tun?

Fühlen Verbraucher sich nach einer Pilzmahlzeit unwohl, sollten sie sofort den Notarzt oder den Giftnotruf wählen. Dieser vermittelt Anrufer an Pilzberater und erklärt, was genau zu tun ist. Die Reste der Pilze werden am besten aufgehoben, um im Notfall bestimmen zu können, um welche Sorte es sich handelt.

Kochen mit Pilzen: Wie gehe ich mit Pilzen in der Küche um?

Der aid rät, Wild- und Zuchtpilze am besten noch am selben Tag zu verarbeiten. Der BAG empfiehlt, sie innerhalb von ein bis zwei Tagen nach dem Kauf oder dem Sammeln zu verbrauchen. Die Pilze werden nur mit einer speziellen Pilzbürste oder einem Pinsel abgerieben, es gehe auch Küchenpapier. Waschen brauche man sie nicht. Vertrocknete und stark verschmutzte Enden werden abgeschnitten, sonst lassen sich aber die Stiele mitverwerten.

Die meisten Pilze sind im rohen Zustand unbekömmlich, einige sogar giftig. Sie sollten daher gekocht werden. Eine Ausnahme ist zum Beispiel der Champignon. Wildpilze müssen dem aid zufolge immer durcherhitzt werden, 70 Grad und zwei Minuten reichen. So zubereitet halten sich die Pilze einen Tag im Kühlschrank.

Die Fruchtkörper lassen sich aber auch trocknen: Die Pilze dafür mindestens halbieren und bei circa 40 Grad trocknen im Dörrgerät, an der Zentralheizung oder im Backofen bei halb geöffneter Tür. Danach lagern sie nach Angaben des Botanischen Gartens Berlin am besten luftdicht. Um sie einzufrieren, werden die Pilze in Salzwasser und mit einer Messerspitze Zitronensäurepulver kurz aufgekocht und nach dem Abtropfen schockgefroren. Sie halten sich so mindestens sechs Monate lang.

Kann ich Pilzgerichte aufwärmen?

Ja, erklären die aid-Ernährungsexperten. Aber das Pilzgericht sollte nach der Zubereitung rasch abgekühlt und in der kältesten Zone des Kühlschranks aufbewahrt werden, also im unteren Bereich oder im speziellen Kältefach. Zum Aufwärmen braucht es mindestens 70 Grad.

(mz)