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"Krankheit mit den 1000 Gesichtern" Unheilbar krank mit MS: Was ist eigentlich Multiple Sklerose?

Es ist eine Erkrankung, für die es bisher keine Heilung gibt: Multiple Sklerose, kurz MS. Eine Erkrankung des Nervensystems, bei der viele Erkrankte früher oder später auf den Rollstuhl angewiesen sind. Doch was steckt genau dahinter? Symptome, Verlauf und Behandlung.

Von Linda May van Bui 30.05.2022, 16:16
Die Ursache von MS ist bis heute nicht geklärt.
Die Ursache von MS ist bis heute nicht geklärt. Foto: IMAGO / agefotostock

Magdeburg/DUR - Weltweit sind Schätzungen zu Folge rund 2,8 Millionen Menschen an MS erkrankt - in Deutschland betrifft die Erkrankung rund 250.000 Menschen. Die Betroffenen wissen: es gibt keine Heilung. In vielen Fällen, jedoch nicht in jedem, sind MS-Erkrankte dann nach einigen Jahren auf eine Gehhilfe angewiesen. Doch wie macht sich MS überhaupt bemerkbar und welchen Verlauf nimmt diese Krankheit? Ein Überblick.

Was ist MS?

Multiple Sklerose (kurz MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie betrifft das Gehirn und das Rückenmark und beginnt meist im frühen Erwachsenenalter. Verlauf, Beschwerdebild und Therapieerfolg sind dabei bisher von Patient zu Patient so unterschiedlich, dass diese Krankeheit auch als "Krankheit mit den 1000 Gesichtern" bezeichnet wird. Denn die Erkrankung verläuft unvorhersehbar und sehr individuell, der Verlauf kann über die Jahre eine andere Form annehmen.

Ist MS ansteckend?

Multiple Sklerose ist jedoch nicht ansteckend, bedeutet kein Muskelschwund und keine psychische Erkrankung. Die Ursache von MS ist bis heute nicht geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass es sich um eine Fehlreaktion des körpereigenen Abwehrsystems handelt, also eine Autoimmunerkrankung, so die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft.

Symptome: Wie macht sich MS bemerkbar?

Die Symptome der Multiplen Sklerose treten oft schubweise auf. Die MS-Schübe bringen Symptome mit sich, die sich wieder zurückbilden können oder auch dauerhaft bleiben. Die Symptome variieren je nach Stadium und sind von Person zu Person unterschiedlich.

Zudem kommt es darauf an, welche Nervenfasern betroffen sind. Handelt es sich um Nervenfasern, die Sinnesinformationen tragen, kommt es zu Empfindungsstörungen (sensorische Symptome). Wenn die Nervenfasern betroffen sind, die Signale an die Muskeln weiterleiten, kommt es hingegen zu Bewegungsstörungen (motorische Symptome). Im allgemeinen macht sich die Krankheit MS jedoch wie folgt bemerktbar:

  • Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Beinen oder Armen
  • starke Müdigkeit und rasche Erschöpfung
  • Probleme bei der Darmentleerung oder Blasenentleerung
  • Gang- oder Gleichgewichtsstörungen
  • Sehstörungen auf einem Auge
  • Lähmungserscheinungen (eher selten)

Lebenserwartung: Stirbt man an MS?

Grundsätzlich ist MS keine tödliche Krankheit. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft veröffentlichte auf ihren Seiten "In einer 1971 durchgeführten Studie wurde festgestellt, dass 25 Jahre nach der Diagnose 74% der MS-Kranken noch lebten, verglichen mit 86% der Gesamtbevölkerung. Dies zeigt, dass die Lebenserwartung um weniger als 15% gekürzt wird." Das ist dann nur unwesentlich weniger als die Lebenserwartung gesunder Menschen. Diese liegt bei etwa 78 Jahren (Männer) und 84 Jahren (Frauen).

Ein MS-Betroffener kann lediglich gegenüber anderen Krankheiten, wie Harn- und Atemwegentzündungen anfälliger als andere Menschen sein.

Wie wird MS behandelt?

Bei der Behandlung der Multiplen Sklerose können drei Therapieformen zum Einsatz kommen.

1. Die Schubtherapie: Zur Behandlung von kurzfristigen Schüben stehen vor allem Kortisonpräparate zur Verfügung, die Entzündungen eindämmen sollen. Während einer akuten Episode werden sie über drei bis fünf Tage infundiert. Sollte diese Therapie nicht anschlagen, kann eine sogenannte Blutwäsche zum Einsatz kommen. Dabei wird über die Hals- oder Armvene Blut aus dem Körper entnommen und in einer Zentrifuge das flüssige Plasma von den Blutzellen getrennt. Das Plasma wird ersetzt, entweder durch fremdes Plasma oder humanes Albumin. Dieses "gewaschene" Blut wird dann dem Patienten wieder zugeführt.

2. Verlaufsmodifizierende Therapie: Diese Therapieform dient der langfristigen Behandlung der MS. Dabei soll die Schwere und Häufigkeit von Schüben verringert werden. Sie beruht auf zwei Prinzipien: der Immunmodulation und der Immunsuppression. Die Immunmodulatoren bringen das Gleichgewicht zwischen immunstimulierenden und immundämpfenden Mechanismen wieder ins Gleichgewicht. Die Immunsuppression ist hingegen eine mildere Form der Chemotherapie. Hier werden Immunzellen vorsichtig in ihrer Funktion unterdrückt, um damit eine Attacke auf das Nervensystem zu verhindern.

3. Symptomatische Therapie: Hierbei werden gezielt die auftretenden Symptome versucht zu behandeln, um eine Linderung zu verschaffen. So wird bei Sprechstörungen zu einer logopädischen Therapie geraten oder bei Blasenstörungen zu Beckenbodengymnastik oder bestimmten Medikamenten. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft hat eine Liste an Therapiemöglichkeiten bei verschiedenen Symptomen veröffentlicht.