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Tribal Arschgeweih Tribal Arschgeweih: Das sagen Tattoos über ihre Träger aus

Von Carsten Grün 10.02.2015, 10:37
Heute eher stigmatisiert: Trägerinnen des so genannten „Arschgeweihs“.
Heute eher stigmatisiert: Trägerinnen des so genannten „Arschgeweihs“. dpa Lizenz

Mal zeigen sie chinesische Schriftzeichen, mal Tiere - und auch das „Arschgeweih“ ist noch nicht ganz verschwunden: Etwa jeder zehnte Deutsche trägt ein Tattoo. Tobias Lobstädt ist fasziniert von der Psychologie hinter den kleinen Bildchen. In seiner Doktorarbeit hat sich der Erziehungswissenschaftler an der Universität Duisburg-Essen mit Tattoos beschäftigt.

Narzissmus spielt eine große Rolle

„Tätowierung, Narzissmus und Theatralität“ hat er die Dissertation genannt. Vordergründig gehe es den Tätowierten oft um die Ästhetik der Bilder und Schriftzeichen. Aber auch Narzissmus spiele eine große Rolle: „Narzissmus ist dabei keineswegs negativ gemeint“, betont der Wissenschaftler. Narzissmus sei eben auch die Liebe, die ein Mensch sich selbst entgegenbringe.

Sterbe- und Geburtsdaten: Besondere Situationen verarbeiten

Häufig ließen sich Menschen ihre Tattoos in besonderen Situationen stechen. „Das können auch Krisen sein.“ Dann dienten Tattoos dazu, das Unaussprechliche mit einem Symbol zum Ausdruck zu bringen. Diese Erfahrung hat auch Manfred Heise gemacht, der seit 20 Jahren als Tätowierer arbeitet. „Wenn Veränderungen im Leben mit starken Emotionen verknüpft werden - zum Beispiel, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist - lassen sich immer mehr Kunden ein Porträt mit dem Geburts- oder Sterbedatum stechen“, erzählt er.

Tiger als Begleiter mit Eigenschaften, die man selbst nicht hat

Generell hätten Tattoos oft eine besonders Symbolik. „Die Leute versuchen durch Bilder von Tigern oder Ähnlichem einen Begleiter zu schaffen, der Eigenschaften hat, die man selber nicht hat.“ Rund 6,3 Millionen Menschen in Deutschland sind laut GfK tätowiert. Der Bundesverband der Tätowierer (BVT) spricht sogar von bis zu acht Millionen. Damit trägt mindestens jeder Elfte ab 16 Jahren ein Tattoo (9 Prozent). Bei den 25- bis 34-Jährigen sind es doppelt so viele (22 Prozent). Zu den Umsätzen der boomenden Branche gibt es keine gesicherten Zahlen.

Etwas Bleibendes schaffen in einer immer schnelleren Welt

Die eigene Inszenierung und Selbstdarstellung werde immer wichtiger, sagt Wissenschaftler Lobstädt. „Ein schnell wechselnder Bekanntenkreis und neue Arbeitsumfelder erfordern eine schnelle Selbstdarstellung über den Körper“, erklärt er. „Der Körper wird generell zum Darstellungsmedium. Das kann der schicke Anzug oder die teure Uhr sein, oder eben auch das Tattoo.“

„Arschgeweih“ stigmatisiert Trägerinnen heute eher

Doch das schöne Tattoo kann nach einigen Jahren auch zu einem großen Problem werden. 5 bis 15 Prozent aller Tattoo-Träger bereuen die Bilder auf ihrer Haut, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im vergangenen Jahr ermittelt hat. Sei es, weil ein Tattoo an eine längst verflossene Liebe erinnert oder weil das früher stärker verbreitete „Arschgeweih“ die weiblichen Trägerinnen heute eher stigmatisiert. Immer neue Technologien werden erprobt, um die Farbpigmente unter der Haut wieder zu entfernen. Eine klare Altersbeschränkung für das Stechenlassen eines Tattoos gibt es in Deutschland nicht. Die meisten Studios in Deutschland aber verlangen von unter 18-Jährigen die Einverständniserklärung der Eltern, um sich rechtlich abzusichern. (dpa)

Was sagt wohl eine Totenkopf-Tätowierung über seinen Träger aus? Ein Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen hat sich in seiner Doktorarbeit mit dem Thema beschäftigt.
Was sagt wohl eine Totenkopf-Tätowierung über seinen Träger aus? Ein Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen hat sich in seiner Doktorarbeit mit dem Thema beschäftigt.
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„Mom“, „Dad“ und „Isabella“: Die für ihn wichtigsten Menschen hat dieser Tätowierte immer dabei.
„Mom“, „Dad“ und „Isabella“: Die für ihn wichtigsten Menschen hat dieser Tätowierte immer dabei.
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Heute eher stigmatisiert: Trägerinnen des so genannten „Arschgeweihs“.
Heute eher stigmatisiert: Trägerinnen des so genannten „Arschgeweihs“.
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