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Sommerwetter Sonnenstich und Hitzschlag - wo liegt der Unterschied?

Sie sind am See ohne Hut in der prallen Sonne gelegen oder in der Nachmittagshitze eine Runde gelaufen? Das könnte sich rächen. Was Sie über Hitzenotfälle wissen sollten.

Von Ricarda Dieckmann, dpa 14.08.2023, 10:44
Bei Verdacht auf einen Hitzschlag oder Sonnenstich: Erst mal raus aus der Sonne und kühlen.
Bei Verdacht auf einen Hitzschlag oder Sonnenstich: Erst mal raus aus der Sonne und kühlen. Christin Klose/dpa-tmn

Nürnberg/Köln - Hut oder Cap aufsetzen, viel trinken, den Schatten suchen, Sport in der Hitze vermeiden: Das sind die goldenen Regeln, um gut durch heiße Tage zu kommen - ohne Sonnestich oder gar Hitzschlag.

Aber was unterscheidet eigentlich Hitzschlag und Sonnenstich?

In beiden Fällen richten hohe Temperaturen Schaden an. Ganz vereinfacht lässt sich sagen: „Beim Sonnenstich ist „nur“ der Kopf betroffen, also das Gehirn. Der restliche Körper ist in Ordnung“, sagt Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. Bei einem Hitzschlag hingegen bricht die gesamte Temperaturregulation des Körpers zusammen. Das kann im schlimmsten Fall mit dem Tod enden.

Das heißt aber nicht, dass ein Sonnenstich harmlos wäre. Denn zwischen ihm und einem Hitzschlag ist der Übergang laut Erbguth oft fließend.

Gut zu wissen: Um einen Sonnenstich zu bekommen, muss man auch der Sonnenstrahlung ausgesetzt sein. Einen Hitzschlag kann man laut Prof. Bernd Böttiger vom Deutschen Roten Kreuzes auch „im Stockfinsteren bekommen“, wenn es denn dort besonders heiß ist.

Was passiert bei einem Hitzschlag?

Unsere Körpertemperatur liegt normalerweise bei 37 Grad. Hitzewellen, bei denen auch die Nächte keine Abkühlung mehr bringen, können den Körper sehr stark belasten. Ab einem bestimmten Punkt kann er nicht mehr durch Schwitzen abkühlen. Vor allem dann, wenn man nicht genug trinkt.

„Der Körper schafft es nicht mehr, die Wärme wegzutransportieren“, erklärt Frank Erbguth. Es kommt zu einem Wärmestau, die Körpertemperatur steigt auf 40 Grad und höher. Das hat Folgen für verschiedene Systeme im Körper. „Als erstes kippt das Gerinnungs- und das Durchblutungssystem ab“, erklärt Erbguth.

Dabei muss man wissen: Bei Wärme weiten sich unsere Blutgefäße, so dass möglichst viel überhitztes Blut an die Haut transportiert wird, wo die Wärme über das Schwitzen abgegeben werden kann. Da Schweiß auf unserer Haut verdunstet, wird die Haut gekühlt - und damit auch das Blut. Es kann dann heruntergekühlt in andere Bereich unseres Körpers wandern.

Bei einem Hitzschlag fällt dieses System allerdings aus. „Dann verklumpt das Blut. Die kleinen Klumpen verstopfen die kleinen Gefäße“, erklärt Erbguth. Nieren, aber auch Leber und Herz können nicht mehr gut arbeiten. Laut dem Neurologen droht im schlimmsten Fall ein Multiorganversagen.

Übrigens: „Feuchte Hitze ist deutlich schlechter als trockene Hitze“, sagt Erbguth. Bei vergleichsweise hoher Luftfeuchtigkeit kann sich unser Körper schlechter durch Schwitzen abkühlen.

Welche Beschwerden verursacht ein Hitzschlag?

Anzeichen eines Hitzschlags sind plötzliche Müdigkeit, Kopfschmerzen und ein diffuses Schwindelgefühl, so Frank Erbguth. „Wenn es schlimmer wird, kommen Übelkeit und Erbrechen hinzu. Und dann: Bewusstlosigkeit.“ Laut Bernd Böttiger sind auch heiße und trockene Haut und ein erhöhter Pulsschlag Warnsignale für einen Hitzschlag.

Ein Verdacht auf einen Hitzschlag ist immer ein Fall für den Notruf 112. In der Zeit, bis die medizinischen Profis eintreffen, sollte man Betroffene umgehend in den Schatten bringen, rät Böttiger, der Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes und Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Uniklinikum Köln ist.

Dann muss der Körper heruntergekühlt werden - aber besser nicht mit purem Eis auf der nackten Haut. Es drohen hier Erfrierungen, warnt Erbguth. Besser: Eiswürfel und Kühlakkus in ein Tuch einwickeln.

Ist die Person noch bei Bewusstsein, sollte man ihr etwas zu trinken anbieten. Laut Böttiger eignen sich Wasser, aber auch Saftschorlen oder Früchtetees gut.

Notfallsanitäter geben Betroffenen dann zum Beispiel kühlende Infusionen. Ist das Gerinnungssystem bereits gestört, werden im Krankenhaus gerinnungshemmende Medikamente verabreicht.

Was passiert bei einem Sonnenstich?

„Die Hirnhaut und das Gehirn erwärmen sich“, sagt Neurologe Erbguth. „Und da reichen schon ein bis zwei Grad, um eine Art Hirnhautentzündung zu produzieren. Das Gehirn ist nicht das robusteste Organ.“

Besonders gefährdet sind alle Menschen, die kein, wenig oder besonders dünnes Haar haben. Dazu zählen Ältere, aber auch Babys und Kleinkinder. „Säuglinge etwa haben nur eine dünne Schädeldecke“, sagt Böttiger.

Welche Anzeichen deuten auf einen Sonnenstich hin?

Ein Sonnenstich zeigt sich zum Teil durch ähnliche Anzeichen wie ein Hitzschlag: ebenfalls durch Kopfschmerzen und Schwindel. Aber auch Nackenschmerzen und -steifigkeit, Lichtempfindlichkeit und ein hochroter, heißer Kopf können laut DRK-Bundesarzt Böttiger auf einen Sonnenstich hindeuten.

Übrigens können die Beschwerden sich auch erst dann melden, wenn man schon seit einigen Stunden aus der Sonne raus ist. So kann es laut Böttiger passieren, dass etwa kleine Kinder auch erst nach einem längeren Aufenthalt in der Sonne hohes Fieber bekommen.

Beim Verdacht auf einen Sonnenstich gilt: Betroffene sollten raus aus der Hitze und an einen kühlen Ort gebracht werden. Dort sollte der Körper mit nassen Tüchern gekühlt werden, wobei der Oberkörper am besten erhöht liegt. Und auch hier: Die Betroffenen sollten viel trinken.

Verschlechtert sich der Zustand und schwindet das Bewusstsein, sollte man unter der 112 professionelle Hilfe anfordern.