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Regeln zur Organspende Soll ich meine Organe spenden?

Organspende ist nicht nur ein medizinisches Thema. Es hat ebenso ethische und rechtliche Seiten. Hinzu kommt, dass in Deutschland Tausende Patienten etwa auf Niere oder Leber warten. Was Leser beim Telefonforum dazu wissen wollen.

04.12.2024, 12:45
Für eine erfolgreiche Organtransplantation spielt der Zeitfaktor eine wichtige Rolle.
Für eine erfolgreiche Organtransplantation spielt der Zeitfaktor eine wichtige Rolle. Foto: DPA

Das Thema Organspende bewegt viele Leser. Beim Telefonforum mit dem Expertenteam der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) fragten sie unter anderem nach den Voraussetzungen für Organspenden und möglichen Altersbegrenzungen. Außerdem ging es um das neue Organspende-Register und um eine gute Vorsorge, damit der eigene Wille nach dem Tod auch umgesetzt wird. Wichtige Fragen und Antworten im Überblick:Sind in Deutschland die Wartelisten auf eine Organspende immer noch so lang?Ja, auf den Wartelisten stehen derzeit fast 8.400 Patienten. Die meisten von ihnen warten auf eine Spenderniere. Im vergangenen Jahr gab es hier auf eine Million Einwohner lediglich 11,4 Organspender.Gibt es in anderen Ländern auch so wenig Organspender?Deutschland liegt im internationalen Vergleich auf einem hinteren Platz. In Europa führt Spanien regelmäßig die Statistiken an. Dort kamen auf eine Million Einwohner 48,9 Organspender. Deutschland profitiert im sogenannten Eurotransplant-Verbund von anderen Mitgliedsländern, indem es mehr Organe erhält, als es abgibt. Die Stiftung Eurotransplant ist eine gemeinnützige Organisation, die den Austausch von Spenderorganen koordiniert.Wer würde meine Organe oder Gewebe bekommen, wenn ich sie zur Spende frei gebe?Es gibt viele Faktoren, die die Entscheidung beeinflussen. Dazu gehören Blutgruppe, Alter, Gewicht, Gewebemerkmale, Erfolgsaussicht und Dringlichkeit. Je ähnlicher die Merkmale von Spendenden und Empfangenden sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass nur geringe Abstoßungsreaktionen auftreten. Die gemeinsame Warteliste von Eurotransplant, dem neben Deutschland auch Belgien, Kroatien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Ungarn und Slowenien angeschlossen sind, erleichtert es, den optimalen Empfänger zu ermitteln.Kann man auch Organspender werden, wenn man ganz normal an Altersschwäche in seinem Bett stirbt?Eine Organspende ist nur nach einem Hirntod – wenn die gesamten Hirnfunktionen unumkehrbar ausgefallen sind – in einem kleinen Zeitfenster möglich. In diesem Zeitraum muss das Herz-Kreislauf-System der oder des Verstorbenen mithilfe intensivmedizinischer Maßnahmen künstlich aufrechterhalten werden. Das geht nur auf einer Intensivstation. Nur so können die Organe weiterhin durchblutet und transplantiert werden. Der Hirntod ist extrem selten. Daher kommen nur sehr wenige Verstorbene überhaupt für eine Organspende infrage.Kann es nicht sein, dass man nach einem sogenannten Hirntod wieder aufwacht?Nein, das Gehirn hat einen großen Energie- und Sauerstoffbedarf und ist vollkommen abhängig von einer kontinuierlichen Blutzufuhr. Wird sie nur wenige Minuten unterbrochen, beginnen Gehirnzellen abzusterben. Die Schäden können so schwer sein, dass das Gehirn seine gesamte Funktion einstellt. Ist das der Fall, ist der unumkehrbare Ausfall der gesamten Hirnfunktionen – der Hirntod – eingetreten. Zwar kann mit maschineller Beatmung und Medikamenten der Kreislauf und damit die Sauerstoffversorgung der Organe für eine gewisse Zeit aufrechterhalten werden, doch Enzyme zersetzen das Gehirngewebe zunehmend. Eine Rückkehr ins Leben ist ausgeschlossen.Wann muss ich mich entscheiden, ob ich Organspender werden will oder nicht?Diese Entscheidung kann jederzeit getroffen oder geändert werden. Die Entscheidung darf auch einer Person des Vertrauens übertragen werden, die namentlich benannt werden muss. Wichtig ist, dass Sie Ihre Entscheidung dokumentieren, zum Beispiel im neuen Organspende-Register.Müssen sich die Ärzte an meine Entscheidung zur Organspende halten – auch wenn meine Angehörigen es anders wollen?Ja, das neue Register, der Organspendeausweis oder die Patientenverfügung sind rechtlich gültige Dokumente. An die dort niedergeschriebenen Entscheidungen müssen sich Angehörige und Ärzteschaft halten. Damit es im Ernstfall nicht zu Überraschungen oder Unstimmigkeiten kommt, ist es hilfreich, die persönliche Entscheidung zur Organ- und Gewebespende im Familien- und Freundeskreis bekanntzumachen.Seit Jahren habe ich einen Organspendeausweis. Der reicht doch. Wozu soll das neue Register gut sein?Im Gegensatz zum Organspendeausweis, der zum Beispiel verloren gehen kann oder nicht auffindbar ist, ist das Organspende-Register immer verfügbar. Im Ernstfall kann das zum Abruf berechtigte Personal im Krankenhaus bei Vorliegen der Voraussetzungen jederzeit darauf zugreifen und Ihre Erklärung einsehen.Wer ist berechtigt, im Ernstfall auf das Register zuzugreifen?Das sind Ärzte sowie pflegerische Transplantationsbeauftragte. Ihre Daten sind im Register hinterlegt. Vor dem Zugriff auf das Register müssen sich diese Personen über ihren elektronischen Heilberufsausweis authentifizieren.Darf ich die Zustimmung auch wieder zurücknehmen, wenn ich mich in dem neuen Register für eine Organspende ausgesprochen habe?Die Entscheidung kann jederzeit geändert oder widerrufen werden. Um Ihre abgegebene Erklärung zu ändern oder zurückzunehmen, wählen Sie auf der Startseite des Organspende-Registers unter www.organspende-info.de den Button „Erklärung aufrufen“. Nach abgeschlossener Authentifikation können Sie Ihre Erklärungs-ID eingeben und Ihre Entscheidung ändern oder löschen. Die Erklärungs-ID wird bei Abgabe einer Erklärung im Organspende-Register erstellt.Beim ersten Versuch, mich in das Online-Register einzutragen, bin ich gescheitert. Gibt es irgendwo eine gute Anleitung?Ja, zum Beispiel unter www.organspende-register.de/erklaerendenportal/hilfe. Außerdem gibt es einen Film mit einer Anleitung zum Eintrag bei You Tube unter: youtu.be/NpFcIRazr_Y.Ich möchte mich nicht im Internet registrieren. Ich würde lieber einen Organspendeausweis ausfüllen. Geht das?Ja, Sie können Ihre Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende auch weiterhin im Organspendeausweis oder in jeder anderen schriftlichen Form dokumentieren. Diesen Ausweis erhalten Sie in vielen Apotheken und Arztpraxen, können ihn aber auch online ausfüllen, ausdrucken oder kostenfrei als Plastikkarte bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bestellen.Da ich jetzt sowieso eine Patientenverfügung ausfüllen will, würde ich die Entscheidung zur Organspende gleich mit aufnehmen. Oder muss ich das Online-Register nutzen?Sie dürfen Ihre Entscheidung weiterhin in einer Patientenverfügung festhalten. Damit später keine Unstimmigkeiten entstehen, ist eine Information darüber an die Angehörigen sinnvoll.Ist es nicht ein Widerspruch, wenn man in der Patientenverfügung lebensverlängernde Maßnahmen ausschließt, aber einer Organspende zustimmt?Sie haben recht. Das ist ein Widerspruch. Denn um die medizinischen Voraussetzungen für eine Organspende zu schaffen, wird das Herz-Kreislauf-System für kurze Zeit künstlich aufrechterhalten. Um eine eindeutige Entscheidung für oder gegen eine Organspende in der Patientenverfügung zu formulieren, helfen bestimmte Textbausteine. Die finden Sie unter: www.organspende-info.de.Wird bei einer Organspende immer nur ein Organ entnommen?Nein, das ist nicht der Fall. Durchschnittlich werden 3,3 Organe entnommen. Es sind nur die Organe, die die verstorbene Person zu Lebzeiten oder die Angehörigen im Vorgespräch freigegeben haben und die medizinisch für eine Transplantation geeignet sind.Mein Mann hat seine Organe nach dem Tod zur Spende frei gegeben. Wie wird sein Körper danach aussehen?Er wird in würdigem Zustand zur Bestattung übergeben. Der Eingriff wird in einem Operationssaal mit der gleichen chirurgischen Sorgfalt wie bei einem lebenden Menschen durchgeführt. Nach der Entnahme werden die Operationswunden sorgfältig verschlossen und verbunden.Ich darf aufgrund von Eisenmangel kein Blut spenden. Käme Organspende bei mir überhaupt infrage?Dass man kein Blut spenden darf, heißt nicht, dass man auch keine Organe oder Gewebe nach einem eventuellen Hirntod spenden darf. So schließt ein Eisenmangel eine Spende erst einmal nicht aus.Welche Organe kann man überhaupt spenden?Nach dem Hirntod können folgende Organe und Gewebe entnommen und übertragen werden: Niere, Herz, Lunge, Leber, Bauchspeicheldrüse, Darm und Teile der Haut sowie die Hornhaut der Augen, Herzklappen, Teile der Blutgefäße, des Knochengewebes, des Knorpelgewebes und der Sehnen.Ist es möglich, Organe von der Spende auszuschließen?Ja, Sie dürfen festlegen, welche Organe oder Gewebe Sie spenden würden und welche nicht. Sie müssen Ihre Entscheidung nicht begründen.Sollten Spender und Empfänger in der gleichen Altersgruppe sein?Nicht unbedingt. Aber es gibt das Eurotransplant-Seniorenprogramm für Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Hierbei werden Organe von Senioren an Senioren vermittelt. Dabei spielen Gewebemerkmale eine untergeordnete Rolle. Wichtiger für gute Transplantationsergebnisse sind kurze Transportwege.Mit meinen 81 Jahren und einigen Zipperlein bin ich für eine Organspende bestimmt nicht mehr geeignet, oder?Die bisher älteste Organspenderin Deutschlands war 98 Jahre alt und ihre Leber konnte erfolgreich transplantiert werden. Es gibt keine Altersbegrenzung für die Organspende und nur wenige Vorerkrankungen schließen sie aus. Das sind akute bösartige Tumorerkrankungen oder nicht behandelbare Infektionen. Bei allen anderen Erkrankungen wird nach den vorliegenden Befunden entschieden, ob Organe für eine Entnahme infrage kommen.Ich habe gelesen, dass auch sehr alte Menschen Organspender werden können. Aber wozu sollen denn so alte Organe noch nützlich sein?Sowohl die Nieren als auch die Leber können zum Beispiel wesentlich länger funktionstüchtig sein als ein Mensch leben kann. Das hängt damit zusammen, dass diese beiden Filterorgane in der Lage sind, sich immer wieder zu regenerieren.

Birgit Malchow notierte die Fragen und Antworten.