In nur zwei Stunden So rasant verbreiten sich Keime im Büro

Sie sind schnell überall – wenn wir nicht vorbeugen. Keime verbreiten sich mit Vorliebe an unseren Arbeitsplätzen. Dass sich auf unserer Tastatur etwa mehr Krankheitserreger befinden als auf einem Toilettensitz, haben bereits frühere Untersuchungen ergeben. Eine neue Studie zeigt nun, wie rasant Viren unser Büro erobern: US-Forscher machten sich für ihre Untersuchung einen Erreger zunutze, der dem Norovirus in Form, Größe und Widerstandsfähigkeit gleicht.
Anders als das Norovirus, das beim Menschen eine schwerwiegende Magen-Darm-Erkrankung auslösen kann, greift das harmlose MS-2-Virus jedoch ausschließlich Bakterien an. Mikrobiologe Charles Gerba von der University of Arizona, Tucson, stellte die Forschungsergebnisse seines Teams kürzlich auf einer Fachtagung der American Society for Microbiology vor.
Erreger verbreitet sich innerhalb von zwei Stunden
In Bürogebäuden, einem Konferenzraum und einer Gesundheits- und Pflege-Einrichtung setzten die Wissenschaftler schon morgens das Virus auf ein bis zwei häufig berührten Oberflächen aus, Türknäufen oder Tischen. Im Laufe des Tages untersuchten die Wissenschaftler, in welche Bereiche der Arbeitswelt die Viren schon vorgedrungen waren - und nahmen bis zu hundert Proben von Lichtschaltern, Bettstangen, Tischoberflächen, Türöffnern, Türknäufen, Kaffeetassengriffen, Wasserhähnen, Telefonen und Computer-Zubehör.
Das erschreckende Ergebnis: „Innerhalb von zwei bis vier Stunden waren zwischen 40 und 60 Prozent der Proben mit dem Virus kontaminiert“, erklärte Gerba bei der Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy (ICAAC) in Washington D.C.
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Bei 40 Prozent der Angestellten Erreger nachgewiesen
Auch bei 40 bis 60 Prozent der Angestellten und der Besucher wurde der - harmlose - Erreger schon nach zwei bis vier Stunden nachgewiesen. Hätte es sich um das gefährliche Norovirus gehandelt, hätte die Studie ganz anders ausgehen können. Das Norovirus ist nach Angaben des amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) der häufigste Auslöser für eine akute Magen-Darm-Erkrankung (Gastroenteritis) in den USA. Demnach verursacht das Virus jedes Jahr 19 bis 21 Millionen Erkrankungen – und 570 bis 800 Todesfälle. Deutschland verzeichnete 2013 etwas mehr als 89.000 durch das Virus ausgelöste Krankheitsfälle.
Desinfektionsmittel wirkt effizient gegen Viren
Wie leicht die Verbreitung der Noroviren zu vermeiden wäre, zeigt der zweite Teil der Studie der Mikrobiologen: Die Putzkräfte, aber auch die Angestellten, wurden mit speziellen Desinfektionsmitteln (so genannten QUATS - „quarternären Ammoniumverbindungen“) ausgestattet und in der Anwendung geschult: Mindestens einmal am Tag sollten sie das Desinfektionsmittel benutzen. So konnte die Anzahl der belasteten Proben um 80 Prozent reduziert werden. Die Konzentration des Virus wurde sogar um 99 Prozent gesenkt. (rer)
Wie wichtig Händewaschen ist und was Sie noch tun können, um Infektionen im Büro zu verhindern, lesen Sie in der Bildergalerie.
