Schönheitsoperationen Schönheitsoperationen: Welche OPs Minderjährige machen lassen

Halle (Saale)/MZ/DPA/DMN. - Die Idee ist nicht neu, doch jetzt wollen Gesundheitsexperten aus SPD und CDU einen neuen Anlauf nehmen und das Verbot von Schönheitsoperationen bei Jugendlichen ohne medizinische Indikation umsetzen. Beide Seiten einigten sich bei ihren Koalitionsverhandlungen darauf, ein Verbot in das geplante Präventionsgesetz zu schreiben, berichtete die „Frankfurter Rundschau“ am Montag.
Doch wen betrifft ein solches Verbot überhaupt? Nach früheren Angaben der Union werden rund zehn Prozent aller kosmetischen Eingriffe an jungen Leuten unter 20 Jahren vorgenommen. Eine viel kleinere Zahl nennt die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC). Danach hatten die unter 18-Jährigen 2011 nur einen Anteil von 1,3 Prozent an ästhetischen Operationen - und auch 2012 bewegten sich die Zahlen wieder bei etwa ein Prozent, so die DGPRÄC.
Am häufigsten sind Ohrenkorrekturen
Ähnliche Zahlen vermeldet auch der zweite Fachverband, die Deutsche Gesellschaft für ästhetisch-plastische Chirurgie (DGÄPC). Nur 0,9 Prozent der Patienten waren laut der Auswertung von 2013 unter 18-Jährige. „Hier wird versucht ein Problem zu lösen, das in dieser Form nicht existent ist“, sagt DGÄPC-Präsident Sven von Saldern.
So sind es auch nicht die Brust-Jobs und Nasenkorrekturen, für die Minderjährige mit Erlaubnis der Eltern auf dem OP-Tisch des Schönheitschirurgen landen. Solche Eingriffe seien laut DGPRÄC-Sprecherin Kerstin van Ark in der Statistik gar nicht zu finden. Die mit Abstand am häufigsten durchgeführten Operationen sind Ohrenkorrekturen: Sie machen mehr als 87 Prozent der ästhetischen OPs bei Minderjährigen aus. Darauf folgen mit weniger als vier Prozent Brustkorrekturen bei der sogenannten Männerbrust - einer weiblich anmutenden Brust beim Mann - und die Schweißdrüsenabsaugung bei übermäßigem Schwitzen (unter 2,5 Prozent).
Zusätzliches Hindernis für Jugendliche
Plastische Chirurgen befürchten nun eher, dass durch ein Verbot ein zusätzliches Hindernis für Jugendliche entsteht, die zum Beispiel unter abstehenden Ohren leiden. Bisher übernehmen die Krankenkassen den Eingriff häufig vor dem Eintritt in die Pubertät. Also genau anders herum als von SPD und CDU gefordert. Das Einverständnis der Eltern reicht aus.
Künftig bräuchten die Jugendlichen dann womöglich erst die Zustimmung eines Psychologen. „Wenn man 13 ist und man hat abstehende Ohren, ist das eine eindeutige Indikation“, sagt Kerstin van Ark.
Doch mit dem geplanten Verbot zielen Union und SPD auf etwas anderes ab: „Zum Jugendschutz gehört es auch, Jugendliche vor den Folgen eines falschen Schönheitswahns zu bewahren“, sagt Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU. „Eine Brustvergrößerung als Geschenk für eine 15-Jährige zu Weihnachten finde ich jedenfalls völlig inakzeptabel.“
Nicht mehr Brustvergrößerungen
Derartige Fälle, dass bereits Minderjährige sich die Brust vergrößern lassen wollen, hat Sven von Saldern, seit vielen Jahren Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, in seiner Praxis nur ganz selten erlebt. „Aus meiner Sicht hat es keine Verschiebung zu mehr Brustvergrößerungen bei unter-18-Jährigen geben“, sagt er.
Jeder verantwortungsvolle plastische Chirurg würde einem solchen Eingriff ohnehin nicht vornehmen, da gleich mehrere Faktoren dagegen sprechen: So müssen Körperwachstum und Hormonumstellung abgeschlossen sein. „Dazu sollte eine geistige Reife vorhanden sein, die Tragweite der Entscheidung für eine Brustvergrößerung zu erfassen“, sagt von Saldern. Der Rat lautet deshalb auch ohne Verbot in aller Regel, die Volljährigkeit abzuwarten.
Das scheinen nicht wenige junge Frauen mit einer gewissen Ungeduld zu tun. Bei den 18- bis 20- Jährigen sprechen die Zahlen der DGÄPC eine ganz andere Sprache. In dieser Altersgruppe sind Brustvergrößerungen mit rund 35 Prozent der gefragteste Eingriff für die Schönheit, gefolgt von der Nasenkorrektur mit rund 12 Prozent und der Brustverkleinerung mit elf Prozent.
