Schleimbeutelentzündung entsteht durch Überbelastung
Rinteln/Freising/dpa. - Schleimbeutel sind die Puffer im menschlichen Körper. Wie ein Polster legen sie sich schützend über Knochen, Muskeln und Sehnen. Doch wenn sie überlastet werden, können sie sich entzünden.
Dann durchziehen stechende Schmerzen die Gelenke, jede Bewegung tut weh. «Schleimbeutel sind mechanische Polster, die den Körper an stark belasteten Stellen schützen», erklärt Peter Kalbe, Orthopäde und Unfallchirurg aus Rinteln (Niedersachsen). Deswegen gibt es im Körper zahlreiche davon. Sie sind verschieden groß, aber immer so dünn, dass man sie im Normalfall nicht bemerkt.
Von Entzündungen sind meist nur einige bestimmte betroffen - an Körperstellen, wo die Puffer häufig überlastet werden. «Meist trifft es die Schleimbeutel vorne oberhalb des Knies und außen am Ellenbogen», sagt Christopher Szopko, Sportmediziner aus Freising. Doch auch die Schleimbeutel in der Schulter und außen an der Hüfte können sich entzünden und anschwellen. «Normalerweise ist in Schleimbeuteln immer etwas Flüssigkeit drin», erklärt er. «Bei einer Entzündung bildet sich jedoch mehr Flüssigkeit als sonst, so dass der Schleimbeutel dick wird.»
Unter Schleimbeutelentzündungen (Bursitis) leiden bestimmte Berufsgruppen besonders. Dazu gehören vor allem die Fliesenleger. Da sie bei ihrer Arbeit viel knien, werden die Schleimbeutel im Knie stark belastet - was häufig zu einer Bursitis führt. Doch auch Hobbyhandwerker, die am Wochenende ihre Wohnung mit Laminat auslegen und dabei ungewohnt lange auf Knien umherrutschen, kann es treffen. Profisportler, die viel laufen, können ihre Schleimbeutel besonders an der Hüfte stark beanspruchen.
Ähnliches gilt für die Schleimbeutel am Ellenbogen, genauer gesagt am hinteren Ellenhaken. «Wer viel im Büro arbeitet und beim Telefonieren oder anderen Tätigkeiten wie dem Lernen in der Universitätsbibliothek oft und lange den Ellenboden aufstützt, kann den Schleimbeutel überlasten, so dass er sich entzündet», sagt Nils Graf Stenbock-Fermor, erster Vorsitzender des Deutschen Orthopäden-Verbandes in Köln. Besonders schmerzhaft sind Schleimbeutelentzündungen in der Schulter.
Wann sich ein Schleimbeutel entzündet, ist unterschiedlich. «Manchmal passiert es erst nach monatelanger Belastung, manchmal reicht schon ein Tag», sagt Kalbe, der das Referat Niedergelassene Chirurgen im Berufsverband der Deutschen Chirurgen in Berlin leitet. Dabei spiele auch die Veranlagung eine Rolle. «Wer schon einmal eine Bursitis hatte, kriegt häufig später wieder eine.»
Kommt es zu einer Entzündung, sollte man das Gelenk schonen und zu einem Arzt gehen, sagt Stenbock-Fermor. Eine Operation sei nur in Ausnahmefällen notwendig, beispielsweise wenn der Schleimbeutel wie bei Profisportlern immer wieder anschwillt und Bewegungen behindert.
«Meist kommt der Körper selber mit der Entzündung zu recht», sagt er. «Dann resorbiert er die überschüssige Flüssigkeit aus dem Schleimbeutel selbst.» Hat sich zu viel Flüssigkeit gebildet, kann der Arzt den Schleimbeutel auch punktieren, so dass Flüssigkeit abläuft, der Schleimbeutel abschwillt und nicht mehr so schmerzt.