Schlechter Atem Schlechter Atem: Was tun gegen unangenehmen Mundgeruch?
Köln - Wer sich gerade einen Döner gegönnt oder Scampi mit reichlich Knoblauch-Dip gekostet hat, riecht schon mal aus dem Mund. Manche Menschen tun das aber auch, ohne dass sie etwas Geruchsintensives gegessen haben. Meist steckt nichts Schlimmes dahinter. Und es gibt einfache Abhilfe gegen Mundgeruch.
Kann man selbst merken, ob man Mundgeruch hat?
Wer auf gute Mundhygiene achtet, aber trotzdem glaubt, schlecht aus dem Mund zu riechen, sollte seine Freunde oder seinen Zahnarzt fragen. Selbsttests, etwa das Riechen am eigenen Speichel, sind nicht zuverlässig. Oft ist die Befürchtung, andere Menschen durch seinen Atem zu belästigen, auch völlig unbegründet. Zahnärzte berichten, dass viele Patienten, die mit dem Verdacht in die Praxen kommen, gar keinen Mundgeruch haben.
Was tun, wenn jemand Mundgeruch hat und es nicht merkt?
Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die Mundgeruch haben, ohne es zu merken. In solchen Fällen empfiehlt zum Beispiel der Zahnarzt Sebastian Michaelis Kollegen und Freunden, das Thema offen anzusprechen: „Nach meiner Erfahrung sind die meisten Menschen sehr dankbar, wenn man sie – natürlich vorsichtig und taktvoll – darauf aufmerksam macht.“
Wie entsteht Mundgeruch überhaupt?
Fast immer – in etwa 90 Prozent der Fälle – liegen die Ursachen im Mund. Bakterien tummeln sich im hinteren Bereich der Zunge und verstoffwechseln Bestandteile dessen, was man so isst. Dabei entstehen flüchtige Schwefelverbindungen, erklärt Prof. Sebastian Paris vom Institut für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Berliner Charité. Und jeder, der schon mal Schwefel gerochen hat, weiß: das ist nicht schön. Andererseits auch nicht schlimm. Nur eben unangenehm.
Oft seien auch Bakterien, die zwischen den Zähnen, in tiefen Zahnfleisch-Taschen oder unter wackeligen Zahnprothesen sitzen, die Übeltäter.
Viele Menschen glauben, dass der typische Fäulnisgeruch aus dem Magen kommt. Das ist aber fast nie der Fall. Nur wenige Betroffene haben ein allgemeinmedizinisches Problem. Das können Ausstülpungen der Speiseröhre sein oder bestimmte Leber- und Nierenerkrankungen.
Welche Ursachen hat Mundgeruch noch?
„Chronische Nasennebenhöhlenentzündungen oder Bakterienansammlungen auf den Mandeln können einen schlechten Geruch aus Mund und Nase erzeugen“, sagt Prof. Thomas Deitmer, Direktor der HNO-Klinik am Klinikum Dortmund. Auch in diesen Fällen versucht man, den Geruch zu beseitigen, indem man das Grundproblem behandelt.
Das ist aber nicht immer so einfach. Wenn die Ursache auf den Mandeln liegt, könne eine Operation zwar sehr wahrscheinlich helfen, hundertprozentig versprechen könne man es aber nicht, erklärt Deitmer.
Außerdem ist eine Mandeloperation immer mit einem gewissen Risiko für Komplikationen verbunden. Beispielsweise kann es zu Nachblutungen kommen. „Es muss daher individuell mit dem Patienten abgewogen werden, ob er zur Befreiung von Mundgeruch dieses Risiko in Kauf nehmen möchte“, sagt der HNO-Arzt.
Was also tun gegen unangenehmen Mundgeruch?
Um übelriechendem Atem vorzubeugen, rät Prof. Christoph Benz, Vorstandsmitglied der Bayerischen Landeszahnärztekammer, täglich zweimal die Zähne zu putzen. Einmal davon in Kombination mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten und der Reinigung der Zunge, da sich auf dem Zungenrücken viele Bakterien tummeln. „Das sollte man allerdings mit Vorsicht tun“, mahnt der Zahnarzt.
Wenn das nicht hilft, ab zum Zahnarzt. Denn die zweithäufigste Ursache für Mundgeruch sind Entzündungen des Zahnbetts. Bleiben die unbemerkt, wird es richtig unangenehm. Unbehandelt fallen irgendwann die Zähne aus.
Was tun bei einer schweren Form von Mundgeruch?
Allerdings gibt es auch Menschen, die ständig oder sehr häufig unangenehm aus dem Mund riechen. In solchen Fällen sprechen Mediziner von Halitosis. „Wann Halitosis genau anfängt, ist schwer zu definieren, da Geruchsempfindungen sehr subjektiv sind“, sagt der Düsseldorfer Zahnarzt Sebastian Michaelis. „Für uns sind die Fälle interessant, in denen der Mundgeruch auf eine Distanz riechbar ist, die die Betroffenen im sozialen Leben einschränkt.“
Michaelis hat 2009 den Arbeitskreis Halitosis der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) mitbegründet und bietet in seiner Praxis eine Halitosis-Sprechstunde an. Dort wird zunächst geprüft, ob ein Patient tatsächlich Mundgeruch hat. Mit speziellen Geräten lassen sich Schwefelverbindungen im Atem messen. Das beste Instrument ist aber immer noch die Nase, wie Michaelis sagt. Wenn der Zahnarzt einen auffälligen Geruch feststellt, macht er sich auf die Suche nach der Quelle. (sar / mit dpa)