Schlafstörungen Schlafstörungen: Morgens wie gerädert
Halle/MZ. - Schlaf macht schön und gesund. Das kannJulia F. weiß Gott nicht von sich behaupten.Wenn sie morgens in den Spiegel blickt, schautihr ein übernächtigt blasses Gesicht mit tiefschwarzenRingen unter den Augen entgegen. Auch in dieserNacht hat sie sich wieder schlaflos hin- undhergewälzt, unterbrochen nur von verzweifeltenBlicken zum Wecker. Als der schließlich klingelt,steht sie völlig zerschlagen auf. Leidet siean Schlafstörungen?
"Nicht jeder, der keinen Schlaf findet, istkrank", sagt Oberarzt Dr. Steffen Schädlich, Leiter des Schlaflaborsin der Klinik für Innere Medizin II des StädtischenKrankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau. Es kommeauf das subjektive Leiden an. Von krankhaftenStörungen spreche man erst dann, wenn übereinen längeren Zeitraum - etwa einen Monat- kein Schlaf gefunden werde und dadurch dieTagesbefindlichkeit massiv gestört sei, beispielsweiseKonzentrationsschwierigkeiten und Leistungsknicksauftreten.
Und das ist gar nicht so selten. Weltweitschlagen sich 30 Prozent aller Erwachsenenmit chronischen Schlafstörungen herum. 40Prozentder Deutschen klagen darüber. "Aber auch wenndie Krankheit heute inzwischen häufig ist,haben manche Patienten eine wahre Odysseehinter sich, ehe sie sich in die Hände einesFachmanns begeben", so Schädlich. Eine Ursachedafür sieht der Mediziner darin, dass eingroßer Teil der von Schlafstörungen Geplagtenallein deshalb nicht zum Arzt geht, weil ersein Leiden nicht als Krankheit ansieht. Eherwerde versucht, allein damit zurechtzukommenund wenn es durch den Griff zur Schlaftablettegeschieht. Davon rät der Ärzt jedoch dringendab. "Schlaftabletten sind zwar bequem, aberschädlich." Häufig machten sie nach wochenlangerEinnahme süchtig. Würden sie wieder abgesetzt,schlafe der Betroffene noch mieser.
Wissenschaftler unterscheiden bei Schlafstörungeninzwischen 88verschiedene Krankheitsbilder.Wie Schädlich erklärt, können sie Spezialistenrecht gut vier großen Gruppen zuordnen: Nebender Gruppe der Ein- und Durchschlafstörungengibt es die zweite Gruppe der periodischenExtremitäten-Bewegungen im Schlaf, in derRegel der Beine. "Ruhelose Beine" (Restlesslegs) zucken alle 30 Sekunden, so dass Betroffenekaum schlafen können.
Vielen ebenfalls nicht unbekannt ist die dritteNarkolepsie-Gruppe, bei der Betroffene amTag plötzlich einschlafen, regelrecht "wegnicken".Und schließlich die Gruppe der "nächtlichenKrachmacher", die im Zusammenhang mit denSchlaflabors fast spektakulär bekannt gewordenist: die vom obstruktiven Schlafapnoe-SyndromHeimgesuchten. Beim starken nächtlichen Schnarchenverschließen sich die Atemwege im Rachenbereich.Die Atmung setzt lebensgefährlich häufig aus.
Egal, wie individuell verschieden sich eineentsprechende Störung äußert: Steffen Schädlich,der auch Vorsitzender des kürzlich gegründeteneingetragenen Vereins "Schlafmedizin Sachsen-Anhalt"ist, empfiehlt in jedem Fall, ärztliche Hilfein Anspruch zu nehmen. Meist könne geholfenwerden. Zumindest sei eine Linderung des Leidensmöglich, und Patienten lernten, damit umzugehen.