Schilddrüse Schilddrüse: Knoten im Hals
Halle (Saale)/MZ. - Knoten in der Schilddrüse können winzig klein sein und keinerlei Beschwerden machen. Sie können aber auch mehrere Zentimeter groß und von außen tastbar sein und auf die Luft- oder Speiseröhre drücken. Teils treten sie zusammen mit einer allgemeinen Vergrößerung der Schilddrüse auf, auch Struma oder Kropf genannt. Mediziner überprüfen mit Tests, ob diese Knoten vermehrt Hormone produzieren und ob der Verdacht auf eine bösartige Veränderung besteht.
"Vor allem in der Erkältungszeit fallen vermehrt Schilddrüsenknoten auf, wenn Ärzte auf der Suche nach vergrößerten Lymphknoten den Hals abtasten", sagt Michael Weber, Nuklearmediziner von der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg. Männer ertasteten die Knoten teilweise beim Rasieren.
Auch veränderte Schilddrüsenwerte im Blut, etwa der sogenannte TSH-Wert, können ein Hinweis sein oder Beschwerden durch eine veränderte Hormonlage. Ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen (Hyperthyreose) kann zu Herzrasen, Gewichtsverlust und Hyperaktivität führen. Bei einem Zuwenig (Hypothyreose) kann es zu Gewichtszunahme und Schlappheit kommen.
Gibt es Anhaltspunkte für Knoten, wird ein Ultraschall gemacht. Knoten sind bereits unter einer Größe von einem Zentimeter erkennbar. "Hinweise auf einen bösartigen Tumor können eine Echoarmut des Gewebes, punktuelle Verkalkungen, unregelmäßige Grenzen der Knoten und eine auffällige Durchblutung sein", sagt Weber.
Der nächste Schritt sei bei Knoten ab einem Zentimeter Durchmesser die Szintigraphie der Schilddrüse durch Nuklearmediziner. Diese stellt die Aktivität der Schilddrüse beziehungsweise der Knoten dar und ist ein Anhalt für deren Stoffwechsel. "Dabei wird radioaktives Technetium über eine Vene gespritzt." Dieses werde wie Jod von der Schilddrüse aufgenommen, aber nicht beim Stoffwechsel verarbeitet. Am Bildschirm zeigt sich die Aktivität farbig, je nachdem, wie viel von der radioaktiven Substanz aufgenommen wird.
Unterschieden werden kalte, warme und heiße Knoten. Bei warmen und heißen Knoten ist der Stoffwechsel an diesen Stellen erhöht, bei kalten Knoten erniedrigt. Hinter einem kalten Knoten kann sich laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen eine harmlose Gewebeveränderung, aber in seltenen Fällen auch ein Tumor verbergen. "Mehr Klarheit kann dann eine Feinnadelpunktion bringen, bei der Zellen aus der Schilddrüse entnommen werden", sagt der Chirurg Prof. Jochen Kußmann, Leiter der Abteilung Endokrine Chirurgie an der Schön-Klinik in Hamburg.
"Als Faustregel galt früher, dass fünf Prozent aller kalten Knoten Karzinome sind", ergänzt Professor Martin Grußendorf, Sekretär der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Er halte diese Zahl im ehemaligen Jodmangelgebiet Deutschland für übertrieben.
Bei welchem Befund sollte operiert werden? "Wenn Anhaltspunkte für eine Bösartigkeit vorliegen, Knoten auf die Speise- oder Luftröhre drücken oder es zu einer starken Schilddrüsenüberfunktion kommt, die medikamentös nicht in Schach zu halten ist, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden", sagt Kußmann. Als Medikamente gegen eine Überfunktion werden sogenannte Thyreostatika verschrieben, die als Nebenwirkungen die Leber schädigen können. Daher sollten sie nicht jahrelang genommen werden. Liegt keine Überfunktion wegen der Knoten vor, kommen Schilddrüsenhormone beziehungsweise Jodid zum Einsatz. "Man kann in der Regel eine Knotenstruma mit Medikamenten nicht vollständig zurückbilden, aber häufig ein weiteres Wachstum verhindern", sagt Grußendorf.
Als alternative Therapie bei gutartigen Veränderungen gilt die Radiojodtherapie. "Diese kommt nach den Leitlinien beispielsweise erstrangig in Frage, wenn die Schilddrüse schon einmal operiert wurde, ein erhöhtes OP-Risiko besteht oder eine Operation abgelehnt wird", sagt Weber. Dabei bekommen die Patienten radioaktives Jod zum Schlucken in Kapselform. Die Schilddrüsenzellen nehmen dieses Jod auf und sterben dann ab.