Sanfte Massagen: Osteopathie für Kinder
Düsseldorf/München/dpa. - Entspannt liegt der sechs Monate alte Leon auf der Behandlungsliege von Dennis Gülden. Vorsichtig greift der Osteopath aus Düsseldorf unter den Oberkörper, übt an bestimmten Stellen sanften Druck aus und massiert an anderer Stelle.
So sollen Verspannungen und Nervenreizungen verschwinden. Die Osteopathie versteht sich als ganzheitliche Methode, Kritiker halten sie für Esoterik. Dem kleinen Leon gefällt die Behandlung jedenfalls, das bestätigt auch seine Mutter Melanie Driesen. «Leon hatte eine Art Nervenreizung im Nacken, und die hat dafür gesorgt, dass er nie gerne auf dem Rücken lag, auch den Kopf nicht richtig drehen konnte», erklärt Gülden. Doch innerhalb weniger Behandlungen habe sich Leon zu einem ruhigen und ausgeglichenen Kind entwickelt.
Gerade wenn es um solche - häufig als «Schreikinder» bezeichneten - Babys geht, fühlen sich junge Eltern von der Schulmedizin oft alleingelassen. Gleiches gelte für Verspannungen bei größeren Kindern. «Viele Ärzte oder Eltern sagen zu den Kindern: Halt dich gerade», sagt Gabi Prediger, Osteopathin und Geschäftsführerin des Registers der traditionellen Osteopathen (ROD) in München. Ein Kind allerdings könne das oft gar nicht.
«Osteopathie ist gerade bei Kindern hervorragend dafür geeignet, vorbeugend und am Ursprung des Lebens zu arbeiten», sagt Gabi Prediger. So ließen sich Probleme wie eine krumme Wirbelsäule schon sehr früh erkennen und behandeln. Auch bei verhaltensauffälligen Kindern habe sie schon beachtliche Erfolge erzielt, zudem könne man auch den Verlauf von Schwangerschaft und Geburt positiv beeinflussen.
Skeptisch sind Schulmediziner und Krankenkassen: «Wissenschaftliche Nachweise der Wirksamkeit der Osteopathie fehlen bisher», heißt es beim AOK-Bundesverband in Bonn. Die Osteopathie sei aus diesem Grund als Therapieform nicht in die allgemeinen Heilmittelrichtlinien aufgenommen worden. «Daher ist eine Kostenübernahme nicht möglich», so die Krankenkasse.
Um einen guten Osteopathen zu finden, sollten Patienten vor allem auf die Qualifikation der Therapeuten achten - auch wenn es bis heute keine Institution gibt, die das verbindlich prüft. Viele Osteopathen sind ausgebildete Physiotherapeuten. Oft entscheiden sie sich für die zusätzliche Ausbildung an einer Schule oder einer Akademie, weil ihnen die Grenzen als Physiotherapeut zu eng werden. «Bei der klassischen Krankengymnastik behandelt man den Patienten in der Regel über Bewegungsabläufe, bei der Osteopathie setzt man dagegen Reize, die der Körper selbst löst», erklärt Gülden.
«Man bezieht das komplette Muskel- und Skelettsystem und die Nerven und Organe mit ein, daher ist die Behandlung natürlich auch komplexer», erläutert Gülden. Er arbeitet vor allem mit Zahnmedizinern zusammen - denn zwischen Kieferproblemen und anderen Zipperlein im Körper bestehe oftmals ein enger Zusammenhang.
Informationen: Register der traditionellen Osteopathen in Deutschland (ROD), Telefon: 089/17 95 80 54; Verband der Osteopathen Deutschland (VOD), Telefon: 0611/910 36 61; Bundesarbeitsgemeinschaft Osteopathie (bao), Telefon: 0611/341 88 58.
Register der traditionellen Osteopathen: www.r-o-d.info
Verband der Osteopathen Deutschland: www.osteopathie.de
Bundesarbeitsgemeinschaft Osteopathie: www.bao-osteopathie.de