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Risiko Nutzen Risiko Nutzen: Lohnt sich eine Grippeimpfung?

29.10.2014, 14:24
Einigen Risikogruppen wird eine Grippeimpfung besonders empfohlen. Dazu gehören Schwangere, Menschen über 60 Jahren, chronisch Kranke und medizinisches Personal.
Einigen Risikogruppen wird eine Grippeimpfung besonders empfohlen. Dazu gehören Schwangere, Menschen über 60 Jahren, chronisch Kranke und medizinisches Personal. dpa Lizenz

Vor zwei Jahren fiel die Grippesaison heftig aus. Das könnte sich in diesem Jahr wiederholen, warnt das Robert Koch-Institut. Die wichtigste Schutzmaßnahme gegen Influenzaviren ist eine Impfung – Oktober und November seien die besten Monate dafür. Denn: Der Körper braucht etwa zwei Wochen, bis der Grippeschutz nach einer Impfung aufgebaut ist. Wer sich jetzt impfen lässt, ist also gut vorbereitet, wenn die Grippewelle im Winter richtig ins Rollen kommt.

Impfquoten zu gering

Zu den Influenza-Risikogruppen zählen Schwangere, Menschen über 60 Jahren, Diabetes- oder Asthmakranke und medizinisches Personal. Ihnen werden jährliche Grippeimpfungen von Experten ausdrücklich empfohlen. Noch sind die Impfquoten aber in allen Risikogruppen zu niedrig. Laut einer Befragung, die vom Bundesministerium für Gesundheit finanziert wurde, haben sich in der Saison 2012/2013 nur 23,2 Prozent der Schwangeren gegen Grippe impfen lassen. Als Grund gaben die befragten Frauen unter anderem an, das Risiko als zu niedrig einzuschätzen oder der Impfung nicht zu trauen.

Scheinbar sind die Deutschen insgesamt nicht besonders motiviert, sich die Grippeimpfung bei ihrem Hausarzt oder beim Betriebsarzt geben zu lassen. Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Demnach hat sich etwa die Hälfte der Bundesbürger noch nie gegen Grippe impfen lassen. Auch in dieser Umfrage begründeten das viele Teilnehmer mit Zweifeln an der Wirksamkeit der Impfung.

Schutzwirkung bei Jüngeren besser

Tatsächlich bietet laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) kein Impfstoff einen hundertprozentigen Schutz. Bei Kindern und Jugendlichen wirkt eine Impfung in der Regel etwas besser als bei Erwachsenen: „Bis zu drei Viertel der Kinder, die ohne Impfstoff erkrankt wären, sind geschützt“, informiert die BZgA. Bei jüngeren Erwachsenen liege die Schutzwirkung zwischen 59 und 67 Prozent, bei älteren Erwachsenen zwischen 41 und 63 Prozent. Das liege daran, dass mit zunehmendem Alter auch das Immunsystem nachließe.

Außerdem sei die Wirksamkeit einer Schutzimpfung immer davon abhängig, wie gut der Impfstoff an die gerade kursierenden Grippeviren angepasst ist. Die variierenden Virus-Varianten sind einer der Gründe, warum eine jährliche Auffrischung der Impfung sinnvoll ist.

Impfstoff unverändert gegenüber Vorjahr

Der Impfstoff in diesem Jahr ist laut Robert Koch-Institut von seiner Zusammensetzung zwar unverändert gegenüber dem der letzten Grippesaison. Eine erneute Impfung lohne dennoch, „da die Schutzwirkung vermutlich nur eine Saison anhält.“

In der Regel seien die zugelassenen Impfstoffe gut verträglich, schreibt die BZgA. Grundsätzlich könne es an der Einstichstelle, ähnlich wie bei anderen Impfungen, zu Rötungen, Schwellungen und leichten Schmerzen kommen. Als weitere Nebenwirkung wären vereinzelt erkältungsähnliche Reaktionen wie Fieber und Gliederschmerzen beobachtet worden.

Lesen Sie auf der nächsten Seite mehr über die Wirkung der Grippeimpfung und wer die Hauptüberträger der Influenza sind.

Impfung kann Gefahr für andere Krankheiten verringern

Auch für diejenigen, die nicht zu einer der Risikogruppen zählen, kann sich eine Impfung lohnen. Selbst wenn sie nicht alle Menschen vor einer Grippe bewahre, könne es sein, dass die Impfung vor schweren Krankheitsverläufen schütze, meint das Robert Koch-Institut. Zudem verhindere auch ein Impfstoff mit „moderater Effektivität“ eine sehr große Zahl an Erkrankungen.

Eine Grippeimpfung kann außerdem die Gefahr verringern, sich eine Nasennebenhöhlen- oder eine Mittelohrentzündung einzufangen. Darauf weist Wolfgang Hornberger vom Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte in Neumünster hin. Wenn der Körper aufgrund der Impfung die Erreger der Influenza abwehren kann, bleiben die Schleimhäute intakt und sind dadurch auch besser in der Lage, andere Keime fernzuhalten.

Kinder sind Hauptüberträger

Bakterien haben dann schlechtere Chancen, über die Nase in die Nebenhöhlen zu gelangen und dort eine Entzündung auszulösen. Das gilt Hornberger zufolge auch für entzündungsauslösende Bakterien, die über die Ohrtrompete, die den Nasen-Rachen-Raum mit dem Mittelohr verbindet, ins Mittelohr geraten könnten.

Durch ihre vielseitigen sozialen Kontakte im Kindergarten, in der Schule oder Zuhause bei ihren Eltern, Großeltern und Geschwistern, gelten Kinder als Hauptüberträger der Influenza. „Kinder werden auch als das 'Feuer der Influenza' bezeichnet. Sie infizieren sich leicht und geben das Virus schnell an andere in ihrem Umfeld weiter“, erklärt Professor Dr. Wutzler, Institut für Virologie und Antivirale Therapie am Universitätsklinikum Jena. Um die Übertragung der Grippe einzudämmen versucht die Impfbehörde in Großbritannien deshalb mittlerweile, so viele Kinder wie möglich zu impfen. (dpa, ef, mar)

Grippeimpfungen zeigen bei Kindern und Jugendlichen eine höhere Schutzwirkung als bei Erwachsenen.
Grippeimpfungen zeigen bei Kindern und Jugendlichen eine höhere Schutzwirkung als bei Erwachsenen.
dpa Lizenz