Reisen Reisen: Im Flugzeug und Bus erhöhte Thrombose-Gefahr
Berlin/Karlsruhe/dpa. - Es staut sich und kann ein Gerinnsel bilden, Thrombose genannt. Meist löst sich dieser Blutpfropf auf. Er kann sich aber auch ablösen und durch den Körper wandern. Wenn er sich in der Lunge festsetzt, sprechen Ärzte von einer Embolie. Sie kann tödlich sein.
«Tatsächlich können bei stundenlangem, verkrampftem Sitzen Risikopatienten leichter eine Thrombose erleiden», sagt Helmut Landgraf, Flugmediziner am Vivantes-Klinikum in Berlin. Er unterscheidet zwischen drei Risikogruppen: Ein geringes Thromboserisiko haben danach im Wesentlichen gesunde Reisende. Ein mittleres Risiko haben Schwangere und junge Mütter, Reisende über 60 Jahre, Herz- oder Lungenkranke und Raucher. Auch Menschen, die unter Krampfadern oder Venenschwäche leiden, bereits geschädigte Adern haben, die Pille oder Hormonersatzpräparate einnehmen oder stark übergewichtig sind, zählen dazu.
«Ein hohes Risiko hat, wer schon einmal eine Thrombose oder Embolie hatte, wer frisch operiert wurde sowie alle Patienten mit bösartigen Tumoren und anderen schweren Erkrankungen», fügt Landgraf hinzu. Auch wenn in der Familie eine Neigung zu Thrombosen besteht oder ein Reisender ein Gipsbein hat, ist das Thrombose-Risiko erhöht.
Abhängig vom persönlichen Risiko sollte dann die Reise geplant werden. Für alle Reisenden mit mittlerem oder hohem Risiko empfiehlt Landgraf Kompressionsstrümpfe der Klasse eins. «Durch den Druck, den sie auf die Gefäße ausüben, erleichtern sie den Blutdurchfluss», erläutert Heidrun Holstein, Medizinerin bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Karlsruhe. Patienten mit einem hohen Risiko sollten sich mit ihrem Arzt beraten. Unter Umständen könne eine Thrombosevorbeugung zum Beispiel mit einem Blutgerinnungshemmer sinnvoll sein, ergänzt Landgraf.
Ergänzend und unabhängig vom persönlichen Risiko können Reisende unterwegs einiges tun, um sich vor einer Thrombose zu schützen. An allererster Stelle steht dabei Bewegung - und zwar nicht erst, wenn die Beine bereits eingeschlafen sind. Wer im Flugzeug mitten in einer Reihe sitzt, wird zwar nicht allzu häufig aufstehen und auch nicht auf- und abgehen. Doch auch am Platz ist einiges möglich. «Verändern Sie regelmäßig die Sitzposition. Schlagen Sie die Beine nicht übereinander. Wippen Sie mit den Beinen und Füßen, als ob Sie eine Nähmaschine antreten wollen. Oder kreisen Sie die Füße», zählt Petra Hager-Häusler, Geschäftsführerin der Deutschen Venen-Liga in Bad Bertrich (Rheinland-Pfalz) auf.
All diesen kleinen Übungen ist eines gemeinsam: Sie regen die Muskulatur an. Diese übt Druck auf die Beinvenen aus und unterstützt so deren Tätigkeit - das Pumpen des Blutes in Richtung Herz. Gleichzeitig bringt die Kurzgymnastik den Kreislauf in Schwung. Umgekehrt gilt es, alles zu vermeiden, was den Blutfluss behindern könnte. «Die Kleidung sollte weit und bequem sein. Einschnürende Gürtel oder enges Schuhwerk sind ungeeignet», sagt Hager-Häusler.
Regel Nummer zwei heißt: ausreichend trinken, am besten Mineralwasser, Saft, Schorle oder Früchtetee. Alkohol sollte vermieden werden. «Reichlich Flüssigkeitszufuhr ist bei Langstreckenflügen ganz besonders wichtig, weil die Luft im Flugzeug sehr trocken ist», sagt Holstein. Trockene Luft könne dazu beitragen, dass der Körper über die Haut Flüssigkeit verliert und sich dadurch das Blut verdickt - das Risiko für verstopfte Gefäße erhöht sich. «Darüber hinaus sollte man bereits 24 Stunden vor der Reise auf leichte und bekömmliche Kost setzen», rät Hager-Häusler.
Während der Reise sollten Warnzeichen des Körpers ernst genommen werden. Kribbeln und Schmerzen in den Beinen, geschwollene Waden oder Beine, Schmerzen beim Gehen und Luftnot können Anzeichen einer Thrombose sein. Bei Atemnot, plötzlichen Brustschmerzen, Schweißausbrüchen oder Beklemmungsgefühlen sollte sofort der Arzt aufgesucht werden. Solche Symptome können auch noch nach einer Reise, die mit langem Sitzen verbunden war, auftreten: Ein Blutpfropf kann Tage, manchmal auch Wochen durch den Körper wandern.