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Neurodermitis Neurodermitis: Quälender Juckreiz lässt die Haut nicht zur Ruhe kommen

Von Antje Pöhner 17.03.2004, 10:58
Die Fotomontage zeigt eine Frau, die sich am Rücken kratzt (Foto undatiert). Die Haut brennt wie Feuer, nässt und schuppt. Schmerzhafte Rötungen und Schwellungen überziehen den ganzen Körper. Der Juckreiz ist kaum noch zu ertragen. Die Diagnose: Neurodermitis. Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden nach Angaben des Chefs des Deutschen Neurodermitis Bunds (DNB), Thomas Schwennesen, an der chronischen Hautkrankheit - auch atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis genannt. Eine Heilung der Neurodermitis ist bis heute nicht möglich. Allerdings gibt es inzwischen einige Cremes und Salben, die neben den oft mit Nebenwirkungen verbundenen Kortisonpräperaten Linderung versprechen. (Foto: ddp)
Die Fotomontage zeigt eine Frau, die sich am Rücken kratzt (Foto undatiert). Die Haut brennt wie Feuer, nässt und schuppt. Schmerzhafte Rötungen und Schwellungen überziehen den ganzen Körper. Der Juckreiz ist kaum noch zu ertragen. Die Diagnose: Neurodermitis. Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden nach Angaben des Chefs des Deutschen Neurodermitis Bunds (DNB), Thomas Schwennesen, an der chronischen Hautkrankheit - auch atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis genannt. Eine Heilung der Neurodermitis ist bis heute nicht möglich. Allerdings gibt es inzwischen einige Cremes und Salben, die neben den oft mit Nebenwirkungen verbundenen Kortisonpräperaten Linderung versprechen. (Foto: ddp) ddp

Hamburg/ddp. - Die Haut brennt wie Feuer, nässt und schuppt. Schmerzhafte Rötungen und Schwellungen überziehen den ganzen Körper. Der Juckreiz ist kaum noch zu ertragen. Die Diagnose: Neurodermitis.

Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden nach Angaben des Chefs des Deutschen Neurodermitis Bunds (DNB), Thomas Schwennesen, an der chronischen Hautkrankheit - auch atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis genannt. Eine Heilung der Neurodermitis ist bis heute nicht möglich. Allerdings gibt es inzwischen einige Cremes und Salben, die neben den oft mit Nebenwirkungen verbundenen Kortisonpräparaten Linderung versprechen.

Die unangenehmen Ekzemschübe werden immer wieder durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst. Dazu zählen nach DNB-Angaben erbliche Veranlagung und Allergien ebenso wie der seelische Zustand der Patienten. Die Haut eines Neurodermitikers ist meist extrem trocken und reagiert höchst empfindlich auf Reizfaktoren wie Bekleidung aus Wolle oder verschiedene Inhaltsstoffen in Reinigungsmitteln, Kosmetika und in bestimmten Nahrungsmitteln.

Wer einmal unter einem starken Schub gelitten hat, wird versuchen, solche Stoffe - so gut es geht - zu meiden. Doch auch ein Leben «in Askese» garantiert nicht, dass die Haut sich künftig ruhig verhält. Auch wenn sich die Krankheit «bis hin zur Erscheinungsfreiheit» verbessere, verbleibe sie als «latente Gefahr» im Körper, betont Schwennesen. Die Erkrankung verfolgt Betroffene lebenslänglich.

Für eine Behandlung bei akuten Schüben stand bis vor kurzem nur der Wirkstoff Kortison zur Verfügung - ein Stoff, der die Haut unter Umständen verdünnen kann. Nach Angaben des Neurodermitikerbundes sollte Kortison aber bei Jugendlichen nur höchst vorsichtig ab dem zehnten bis zwölften Lebensjahr und bei Kindern gar nicht eingesetzt werden.

Eine neue kortisonfreie Perspektive bietet seit einigen Monaten neben der Salbe Protopic mit dem Wirkstoff Tacrolimus die Creme Elidel mit dem Wirkstoff Pimecrolimus. Beide wirken ebenso wie Kortison gegen die Entzündung der Haut, nach Angaben der Herstellerfirmen allerdings ohne dessen Nebenwirkungen. Laut Schwennesen kann die Creme Elidel bereits in frühester Kindheit und bei ersten Anzeichen eines Schubes auf die sich rötende Stelle aufgetragen werden - sogar im Gesichtsbereich.

Allerdings hat der Therapiefortschritt auch seinen Preis: Aus Kostengründen kann die verschreibungspflichtige Creme nicht so häufig eingesetzt werden wie dies aus Sicht des Neurodermitikerbundes angebracht wäre. Die 100-Gramm-Tube kostet rund 100 Euro. Doch auch diese Produkte werden nicht von allen Patienten vertragen: Einige der Test-Patienten beklagten starkes Hautbrennen.

Prominentester «Fan» der kortisonfreien Creme ist Schriftstellerin Hera Lind. Seit kurzem ist die Ex-Moderatorin Schirmherrin der von Novartis und dem DNB ins Leben gerufenen Informationsoffensive «Juckfreie Zone», die sich mit dem Thema Neurodermitis beschäftigt. Lind ist selbst geplagt: Drei ihrer vier Kinder leiden unter der chronischen Hautkrankheit.

Besonders betroffen ist ihr 14-jähriger Sohn Florian. Oft habe sie nächtelang vergeblich versucht das blutig-aufgekratze, schreiende Kind zu beruhigen. «Ich bin durch die Hölle gegangen», sagt Lind heute über die Zeit vor rund zehn Jahren, als ihr Sohn von schlimmen Entzündungsschüben gequält wurde. Heute habe der Junge die Krankheit einigermaßen im Griff und könne seine schubfreien Zeiten dank Elidel verlängern.

Doch cremen allein reicht wie bei allen Neurodermitikern auch bei der Familie Lind bei weitem nicht aus. So musste Florian bereits seit frühester Kindheit seine Ernährung komplett umstellen: Der Teenager verträgt laut Lind nur zehn Nahrungsmittel. Cola, Chips und Schokolade sind für ihn schon lange tabu.