MZ-Telefonforum - Thema: Krankes Herz MZ-Telefonforum - Thema: Krankes Herz: Herzstolpern hat fast jeder
Halle/MZ. - Martina F., Aschersleben: Ich bin 35 Jahre. Seit zehn Jahren tritt bei mir in unregelmäßigen Abständen Herzstolpern auf. Trotz Einnahme von leichten Betablockern geht es nicht weg. Muss ich mir Sorgen machen?
Antwort: Herzstolpern kommt fast bei jedem Menschen vor, auch bei jüngeren. Wenn keine organische Herzerkrankung vorliegt, hat es in der Regel keinen Krankheitswert. Wenn Ihr Arzt einen Herzklappenfehler, eine Entzündung oder Durchblutungsstörung des Herzens und einen Bluthochdruck ausgeschlossen hat, muss Ihnen das keine Sorgen bereiten. Versuchen Sie, die Herzstolperer zu ignorieren. Durch die Einnahme von Betablockern empfinden manche Menschen insofern eine Erleichterung, als die Extra-Herzschläge nicht mehr so bemerkt werden.
Bernd L., Merseburg: Mir wurde 2001 ein Bypass gelegt. Unter anderem nehme ich auch Betablocker. Da es mir gut geht, würde ich sie gern weglassen. Kann man das?
Antwort: Betablocker gehören zur lebenslangen Therapie nach Herzinfarkt. Auch wenn es Ihnen gut geht, sollten Sie dieses Medikament weiter einnehmen.
Silvia H., Hettstedt: Seit etwa zehn Jahren erlebe ich aus heiterem Himmel Herzrasen, der Puls liegt dann bei 200 Schlägen in der Minute. So plötzlich wie das Rasen da ist, verschwindet es wieder. Lässt sich die Ursache dafür feststellen?
Antwort: Sie sollten Ihrem Hausarzt die Beschwerden vortragen und um eine Überweisung zum Kardiologen bitten. Hier müsste eine Herzdiagnostik erfolgen. Die Art der Herzrhythmusstörungen kann durch ein so genanntes Speicher-EKG erkannt werden. Der Patient erhält vom Kardiologen eine Chipkarte, die er immer bei sich trägt und in dem Moment an die Brust drückt, in dem das Herzrasen verspürt wird. Der Verlauf wird aufgezeichnet, so dass der Kardiologe ein dokumentiertes EKG von dem plötzlichen Anfall vorliegen hat und Diagnose und Therapie möglich werden.
Margit L., Köthen: Ich hatte vor drei Jahren einen Herzinfarkt, vor zwei Jahren eine Bypass-Operation. Seit einiger Zeit treten starke Schmerzen in der Brust auf. Untersuchungen haben eindeutig ergeben, dass sie nicht vom Herzen kommen. Was könnte die Ursache sein?
Antwort: Schmerzen nach solch einer schweren Operation hängen meistens mit dem Bewegungsapparat zusammen, also auch mit den Muskeln,
Nerven, Gelenken an der Wirbelsäule, die ja mit betroffen sind. Behandlungen, beispielsweise eine Wirbelsäulengymnastik, sind langwierig. Nach Ihrer Schilderung wäre eine orthopädische oder physiotherapeutische Behandlung sinnvoll.
Siglinde K., Eisleben: Bei meiner 17-jährigen Tochter tritt plötzlich extrem schnelles Herzrasen auf. Die Pulsfrequenz liegt bei 220 bis 250. Die Anfälle sind durch ein EKG dokumentiert worden. Es wird zu einer Herzkatheter-Untersuchung geraten. Was passiert dabei?
Antwort: Blutgefäße an Arm oder Bein werden als Röhre benutzt, durch die ein Katheter bis zum Herzen geschoben wird. Hier wird dann nach elektrischen Nervenbahnen gesucht, die das extreme, anfallsartige Herzrasen auslösen. Sind diese Nervenbahnen gefunden, können sie elektrisch verödet werden. Im optimalen Fall - die Chance ist groß - sind damit auch die Attacken weg.
Werner A., Halle: Muss nach einer Bypass-Operation nicht zwingend eine Nachuntersuchung erfolgen? Wie oft sind spätere Kontrollen notwendig?
Antwort: Sind alle mit einer solchen Operation verbundenen Behandlungen - einschließlich der Anschlussheilkur - durchgeführt worden, und haben Belastungs-EKG und Ultraschall keine Auffälligkeiten ergeben, erfolgt generell eine Nachuntersuchung bei Bypass-Patienten im Rhythmus von einem bis eineinhalb Jahren mit Belastungs-EKG, Ultraschall und Langzeit-EKG.
Heinz B., Saalkreis: Im Juni wurden mir drei Bypässe gelegt, im Oktober war der erste völlig zu, es erfolgte ein Herzkatheter. Jetzt fühle ich nach dem Aufstehen oberhalb der Operationsnarbe einen leichten Druck, es erscheint mir wie entzündet, beim Laufen treten Probleme auf. Wie könnte das behandelt werden?
Antwort: Das ist nur individuell zu entscheiden. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten. Die eine wäre Aufdehnen der Herz-Kranz-Gefäße, was nach Ihrer Schilderung bei Ihnen offensichtlich nicht geht. Es könnte notwendig sein, noch einmal zu operieren. Vorstellbar ist auch eine Behandlung mit Tabletten. Dosierungen sind hierbei abhängig vom Gefäßbefund. Sie sollten das mit Ihrem Kardiologen besprechen.
Gerlinde P., Merseburg: Meine Herzkammer funktioniert nicht mehr, es treten Schmerzen im Oberbauch auf und ich befinde mich dadurch in einem permanenten Angstzustand. Gibt es eine Behandlung dagegen?
Antwort: Zusätzlich zu Ihrer Herzbehandlung sollten Sie sich an einen Psychotherapeuten wenden. Die Angstzustände lassen sich medikamentös behandeln, aber auch Verhaltensstrategien gegen die Angstzustände sind erlernbar.
Renate F., Halle: Seit etwa zwei Jahren nehme ich gegen Vorhofflimmern Amiodaron ein. Kann das jahrelang genommen werden? Gibt es Nebenwirkungen?
Antwort: Das Medikament wirkt gut gegen diese Herzrhythmusstörung und kann unter engmaschigen Kontrollen beliebig lange eingenommen werden, wenn nicht schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten. Die Möglichkeit von Nebenwirkungen besteht in Form von Ablagerungen in der Hornhaut des Auges, der Lunge oder Hautveränderungen. Auch kann die Schilddrüsenfunktion beeinflusst werden, da das Medikament Jod enthält. Das hört sich schlimmer an, als es ist. Wichtig ist, dass man im Wissen darum Augen, Schilddrüse und Lunge regelmäßig untersuchen lässt, also alles im Blick hat. Letztlich entscheidend ist der Gewinn an Lebensqualität.
Frank K., Bernburg: Wegen eines Herz-Vorhofflimmerns habe ich Medikamente verschrieben bekommen. Muss ich die ein Leben lang einnehmen?
Antwort: Wenn das Flimmern nicht weggeht, ja. Es gibt aber auch andere Behandlungen, die stationär durchgeführt werden müssen. Danach sollten Sie sich bei Ihrem Kardiologen erkundigen.
Gerda A., Halle: Mir wurde 1988 eine Aortenklappe implantiert. Bisherige Kontrollen haben ergeben, dass alles in Ordnung ist. Gibt es dennoch etwas, was ich beachten sollte?
Antwort: Alle Patienten mit Kunstherzklappen benötigen eine lebenslängliche Antibiotika-Prophylaxe. Bei allen Eingriffen, die zu einer Ausschüttung von Bakterien in die Blutbahn führen, muss prophylaktisch ein Antibiotikum verabreicht werden, um die Kunstklappe vor einem Befall mit diesen Bakterien zu schützen. Jeder dieser Patienten sollte einen Pass besitzen, in dem vermerkt ist, welches Antibiotikum vor welchem Eingriff verabreicht werden muss. Dieser Pass soll dem jeweils behandelnden Arzt vorgelegt werden. Am häufigsten ist diese Prophylaxe bei Zahnbehandlungen notwendig.
Maria B., Dessau: Nach einer Bypassoperation bin ich wieder gut hergestellt und habe wieder zu joggen begonnen. Sollte ich dabei den Blutdruck kontrollieren oder mich nach dem Gefühl richten?
Antwort: Sie sollten bei einem Belastungstest feststellen lassen, wie viel Sie sich zumuten können. Ein Pulsmesser wäre zur eigenen Sicherheit angebracht, um die Frequenz zu kontrollieren.