MZ-Serie zur Männergesundheit - Auftakt MZ-Serie zur Männergesundheit - Auftakt: Mann lebt gefährlich
Halle (Saale) - Die Männer in Sachsen-Anhalt denken an alles, nur nicht an ihre Gesundheit. Dabei hätten sie allen Grund dazu. Denn die medizinischen Befunde sind dramatisch. Deshalb beschäftigt sich jetzt eine neue Serie der Mitteldeutschen Zeitung mit diesem Thema.
Die Männer in Sachsen-Anhalt sterben im Durchschnitt zwei Jahre früher als ihre Geschlechtsgenossen im Bund. Die Lebenserwartung eines neugeborenen Jungen hierzulande beträgt heute 75,7?Jahre. Bundesweit betrachtet sind es 77,7 Jahre. Zwar ist der Unterschied in den vergangenen zwei Jahrzehnten geschrumpft - und zwar von 3,1 auf eben jetzt zwei Jahre. Er bleibt aber deutlich sichtbar.
Gravierender noch ist der Unterschied zu den Frauen. Eine neugeborene Sachsen-Anhalterin hat heute eine durchschnittliche Lebenserwartung von 81,8 Jahren. Das sind sechs Jahre und ein Monat mehr als bei einem Mann. Bundesweit beträgt der Unterschied zwischen Männern und Frauen fünf Jahre.
Die geringere Lebenserwartung ist vor allem auf das Verhalten der Männer zurückzuführen. So hat Sachsen-Anhalt nach Berlin die meisten Raucher. Auch Alkoholismus ist ein vorwiegend männliches Problem und zudem ein besonders ausgeprägtes. Die Zahl der ambulanten und stationären Behandlungen wegen Alkoholsucht, die zu fast 80 Prozent Männer betreffen, liegt weit über dem Bundesdurchschnitt.
Beim Body-Mass-Index, einer Messzahl zur Bewertung des Übergewichts, nehmen die Sachsen-Anhalter gar den Spitzenplatz ein. Im Durchschnitt liegt er bei 27. Ab 25 sprechen die Mediziner von Übergewicht, ab 30 von Fettleibigkeit. Das alles erklärt, warum sie auch bei den Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen im Spitzenfeld landen. Zudem suchen Männer das Risiko. Sowohl in der Freizeit, als auch in der Arbeitswelt. Daraus resultieren vor allem bei Jüngeren viele Unfälle. Die 15- bis 29-jährigen Männer Sachsen-Anhalts sind deswegen bundesweit am häufigsten krankgeschrieben.
Zugleich sind die sachsen-anhaltischen Männer Vorsorgemuffel. Sie nutzen kaum den kostenlosen Gesundheitscheck, der ihnen ab 35 Jahren alle zwei Jahre zusteht. Nur wenig mehr als zehn Prozent nutzen Untersuchungen zur Früherkennung des Prostatakrebses, der häufigsten Krebserkrankung des Mannes. Etwa 18 Prozent sind es bei der Früherkennung von Hautkrebs.
„Während Auto oder Motorrad regelmäßig geputzt und checkheft-gepflegt werden, gehen viele Männer oft erst dann zum Arzt, wenn der Schmerz fast nicht mehr auszuhalten ist – oder Familienangehörige etwas nachhelfen“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK Sachsen-Anhalt. Auch Gesundheitsminister Norbert Bischoff (SPD) appellierte an die Männer, sich intensiver um die eigene Gesundheit zu kümmern. „Wenn es zwickt und zwackt, kommen Männer nach wie vor eher selten auf die Idee, einen Arzt zu konsultieren. Das renkt sich schon wieder ein, ist eine nicht untypische Reaktion“, sagt er. Gleichzeitig betont der Minister, dass es um mehr geht, als die Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen und Check-Ups durch die Männerwelt zu erhöhen. „Es geht um persönliches Wohlbefinden, persönliche Gesundheit. Es steht außer Frage, da kann Mann noch einiges aktiv tun“, betont er.