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Muskelerkrankungen Muskelerkrankungen: Diagnose sehr aufwändig

Von Martin Liehr 31.08.2001, 22:42

Halle/MZ. - Muskelschmerzen, schnelle Ermüdung, zunehmende Kraftlosigkeit, Muskelschwund, Koordinations- störungen. . . Bei vielen Menschen kann sich hinter den genannten Symptomen eine Muskelkrankheit verbergen. Erkrankungen der Muskulatur gehören zu den Leiden, die oft erst nach jahrelangen Irrwegen erkannt werden.

"Manche Muskelerkrankungen wurden erst in jüngster Vergangenheit wissenschaftlich beschrieben, und andere Formen kommen so selten vor, dass sie nur von spezialisierten Medizinern eindeutig diagnostiziert werden können", sagt Dr. Jens Opalka, Arzt im Muskelzentrum Halle. Dabei seien gerade eine frühzeitige Diagnostik und Therapie oft entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf.

Muskelkrankheiten haben verschiedene Ursachen: Einmal kann der Muskel selbst erkranken und bestimmte Stoffwechselfunktionen nicht mehr richtig ausführen, zum anderen können auch degenerative Veränderung der den Muskel steuernden Nerven Ausfälle, Fehlfunktionen und Schwäche hervorrufen.

"Die Auswirkungen reichen von einer vergleichsweise geringen Einschränkung der Lebensqualität bis hin zu ungünstigen Prognosen bei bestimmten neuromuskulären Erkrankungen, wie zum Beispiel der so genannten Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), die innerhalb weniger Jahre zum Tode führen kann," erklärt Dr. Jens Opalka.

Die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke hat in den vergangenen Jahren ein bundesweites Netz von Muskelzentren aufgebaut. Eines hat seinen Sitz am Universitätsklinikum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und wird von Prof. Dr. Stephan Zierz, Direktor der Neurologischen Universitätsklinik, geleitet.

Wer unter einer Muskelerkrankung leidet oder bei wem durch einen unklaren Befund ein solches Leiden nicht auszuschließen ist, der sollte sich durch einen Facharzt für Neurologie an das Muskelzentrum Halle überweisen lassen. Hier ist man auf dem neuesten Stand der Wissenschaft. Innerhalb der Neurologischen Poliklinik werden Patienten in spezialisierten Ambulanzen, zu denen auch jene für neuromuskuläre Erkrankungen gehört, betreut. Die Diagnose- und Untersuchungsergebnisse werden dem behandelnden Facharzt für Neurologie übermittelt, so dass eine gezielte Weiterbehandlung im vertrauten Umfeld erfolgen kann.

Wo es angeraten ist, zum Beispiel bei akuten oder chronischen Verschlechterungen, werden Patienten stationär aufgenommen. So können die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen, die Muskelbelastung getestet, Nervenwasser untersucht und bildgebenden Verfahren wie CT oder MRT angewendet werden. Einen besonderen Stellenwert nehmen Muskelbiopsien, also die Entnahme kleiner Muskelproben und deren anschließende biochemische, genetische und mikroskopische Untersuchung ein. Hierfür gibt es ein spezielles Muskellabor, in dem über die Untersuchung der eingehenden Proben hinaus ständig an neuen Diagnoseverfahren gearbeitet wird.

Wenn mit dem heutigen Wissensstand der für eine Fehlfunktion des Muskels verantwortliche Genort noch nicht gefunden werden konnte, dann setzen die Mediziner auf die Hoffnung, dass dies in einigen Jahren anders ist. Bis dahin wird die Muskelprobe des Patienten bei minus 196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff aufbewahrt.

Ist das Krankheitsbild einmal diagnostiziert, gilt es, geeignete Behandlungsmethoden zu finden. Leider sind die Mehrzahl der Muskelkrankheiten nach dem heutigen Stand des Wissens noch nicht heilbar. Um so wichtiger ist es, den Betroffenen und deren Angehörigen zur Seite zu stehen. Die Hilfe kann neben medikamentösen Maßnahmen unter anderem in einer Ernährungsberatung, qualifizierter Physiotherapie oder in orthopädischen Operationen bestehen. So können der Krankheitsverlauf günstig beeinflusst und Einschränkungen hinausgezögert werden.

Telefonisch ist das Muskelzentrum Halle unter 0345/557 28 57 erreichbar. Auskunft über die Arbeit der Landesgruppe der DGM gibt es montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr über Ruf 03493/553 20.