Virus-Variante breitet sich aus WHO ruft wegen Mpox Notlage aus: Droht neuer Affenpocken-Ausbruch in Deutschland?
Wegen einer neuen, womöglich gefährlicheren Variante des Mpox-Virus hat die Weltgesundheitsorganisation eine Notlage ausgerufen. Was bedeutet das für Deutschland? Fragen und Antworten zu den Affenpocken.
Halle (Saale)/Magdeburg. - Mehrere Mpox-Ausbrüche in Afrika und eine neue, womöglich gefährlichere Variante bedrohen die öffentliche Gesundheit weltweit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb die höchste Alarmstufe ausgerufen. Sie erklärte eine "Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite" (PHEIC).
Hier gibt es die Antworten zu den wichtigsten Fragen über die neue Mpox-Entwicklung.
Was ist Mpox?
Mpox, früher auch Affenpocken genannt, sind eine auf ein Virus zurückgehende Erkrankung. Der Erreger wurde erstmals 1958 in einem dänischen Labor bei Affen nachgewiesen – daher kam der Name Affenpocken. Fachleute vermuten allerdings, dass der Erreger eigentlich in Hörnchen und Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte. Das Mpox-Virus ist auch auf den Menschen übertragbar.
Warum wurde die Mpox-Notlage ausgerufen?
Die WHO will damit zum einen Behörden in aller Welt zu erhöhter Wachsamkeit aufrufen. Sie hofft zudem auf mehr finanzielle Unterstützung für Eindämmungsmaßnahmen in Afrika. So appellierte die WHO an Geberländer, Geld für die Produktion von Impfdosen bereitzustellen.
Lesen Sie auch: Gefährliche Mpox-Variante breitet sich aus
In einigen afrikanischen Ländern grassiert das Virus seit einiger Zeit massiv. So wurden in diesem Jahr schon mehr als 14.000 Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle aus der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern gemeldet.
Zudem bereitet Experten Sorgen, dass viele Fälle auf eine neue Variante zurückgehen. Nach Beobachtung von Experten vor Ort dürfte die Mpox-Variante Ib ansteckender sein als bisherige Varianten.
Wie hoch ist die Affenpocken-Gefahr für Deutschland?
Momentan schätzt die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC das Risiko einer Ausbreitung der neuen Mpox-Variante in Europa als "sehr gering" ein. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) gibt es bislang keine bekannten Fälle der neuen Variante in Deutschland.
Generell wurden in den vergangenen Monaten nur wenige Mpox-Fälle in Deutschland gemeldet. Dieses Jahr registrierte das RKI bislang 86 Fälle bis Mitte August.
Lesen Sie auch: Mehr Mpox-Fälle in Europa zu erwarten
Wie gefährlich sind Affenpocken für den Menschen?
Im Gegensatz zu den seit 1980 als ausgerottet erklärten Menschenpocken (Variola) verlaufen Mpox laut Robert Koch-Institut in der Regel deutlich milder und heilen von alleine ab. Es können aber auch schwere Verläufe und selten Todesfälle auftreten – insbesondere bei Kindern oder Personen mit geschwächtem Immunsystem.
Auch interessant: Studie: Ursprung des Mpox-Ausbruchs liegt länger zurück
Sorge bereitet Experten derzeit vor allem die neue Mpox-Variante, die Ende 2023 in der Demokratischen Republik Kongo entdeckt worden ist. Es handelt sich um eine Sublinie der Mpox-Klade I. Sie wird als Ib bezeichnet.
Nach Beobachtung von Experten dürfte sie ansteckender sein als bisherige Varianten und eine schwerere Infektion auslösen, sagte Dimie Ogoina, ein nigerianischer Spezialist für Infektionskrankheiten an der Niger Delta-Universität.
Welche Symptome treten bei Affenpocken auf?
Zu den Symptomen zählen plötzlich einsetzendes Fieber, starke Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Halsschmerzen, Husten, häufig auch Lymphknotenschwellungen.
Typisch ist zudem ein vom Gesicht auf den Körper übergreifender, pockentypischer Ausschlag. Die roten Flecken können sich auch zu mit Flüssigkeit gefüllten Beulen entwickeln. Selten treten Erblindung und entstellende Narben als Dauerschäden auf.
Wie kann man sich mit Mpox anstecken?
Wie das RKI informiert, sind Übertragungen von Mensch zu Mensch vor allem bei engem Kontakt möglich, zum Beispiel bei sexuellem Kontakt. Die Übertragung erfolgt in der Regel durch den Kontakt von Haut oder Schleimhaut mit Körperflüssigkeiten oder den typischen Hautveränderungen, die bei der Krankheit auftreten.
Auch interessant: WHO sieht Gefahrenpotenzial bei Mpox
Eine Übertragung über kontaminierte Gegenstände wie zum Beispiel Kleidung oder Bettwäsche wurde laut RKI bisher vor allem in Endemiegebieten beschrieben. Es lägen keine Hinweise vor, dass dieser Übertragungsweg bei dem letzten großen internationalen Ausbruch 2022 eine größere Bedeutung gehabt habe.
Wie kann man sich vor Mpox schützen?
Die Infektionswahrscheinlichkeit bei Mpox gilt generell als eher gering. Üblicherweise wird das Virus nur durch direkten Kontakt vom Tier zum Menschen übertragen – wer Kontakt mit Kranken hat, sollte also den direkten Hautkontakt vermeiden.
Es gibt auch Impfungen, die aber vor allem empfohlen werden, wenn es einen größeren Ausbruch gibt und man zur Risikogruppe zählt.
Gab es bereits Mpox-Fälle in Sachsen-Anhalt?
Ja. Bei dem letzten größeren Mpox-Ausbruch in Europa im Jahr 2022 wurden auch Fälle in Sachsen-Anhalt gemeldet. Es waren 14 Personen betroffen. Im vergangenen Jahr wurden lediglich zwei Fälle gemeldet, in diesem Jahr noch keiner.
Wie meisterte die Welt die Mpox-Ausbrüche 2022?
Die WHO hatte bereits im Juli 2022 einmal eine Notlage wegen Mpox ausgerufen. Damals wurden plötzlich aus mehr als 60 Ländern Fälle der Krankheit, die bis dahin praktisch nur in Afrika bekannt war, gemeldet, darunter auch Deutschland. Die Ansteckungen gingen auf Klade II zurück, die weniger starke Krankheitsverläufe verursacht.
In Deutschland gingen die Fallzahlen nach Aufklärung in Risikogruppen und Impfprogrammen ab August 2022 deutlich zurück. Im Mai 2023 hatte die WHO die Notlage wieder aufgehoben, weil das Infektionsgeschehen in den meisten Ländern unter Kontrolle gebracht worden war.
Warum heißt es Mpox statt Affenpocken?
Seit November 2022 empfiehlt die WHO, die englische Bezeichnung "Monkeypox" (Affenpocken) in Mpox zu ändern.
Hintergrund ist nach Angaben der WHO, dass die Bezeichnung „Monkeypox“ als rassistisch und stigmatisierend wahrgenommen werden kann und verschiedene Stellen um eine Umbenennung baten.