Medizin-Mythos Medizin-Mythos: Bekommt man vom kalten Boden eine Blasen-Entzündung?

„Setz dich bloß nicht auf den kalten Boden, davon bekommt man eine Blasenentzündung“ - eine solche Warnung hat der ein oder andere bestimmt schon öfter von besorgten Eltern oder Freunden gehört. Auch im Schwimmbad hört man Eltern ihre Kinder ermahnen, sie sollen so schnell wie möglich aus den nassen Badesachen raus – sie würden sich sonst die Blase verkühlen. Was ist dran an dem Mythos?
In der Tat steige das Risiko für eine Blasenentzündung durch Kälte im Beckenbereich, sagt Wolfgang Bühmann vom Berufsverband Deutscher Urologen. Der Grund: Durch die Kälte wird die Durchblutung im Unterleib gedrosselt, und das verursacht eine örtliche Abwehrschwäche. Wer sich also längere Zeit auf den kalten Boden setzt, sollte das zumindest mit der richtigen Kleidung tun: „Oma hatte recht - warme Unterwäsche ist eine gute Vorbeugung - nicht unbedingt erotisch, aber hilfreich“, sagt Bühmann.
Zystitis meist durch Darmbakterien verursacht
Auch nach dem Schwimmen mit nassen Badesachen herumzulaufen begünstigt eine Blasenentzündung. Die Bikini- oder Badehose wird außerhalb des Wassers durch den Wind heruntergekühlt. Deshalb, und weil das feuchte Klima einen guten Nährboden für Keime darstellt, haben für die Erkrankung verantwortliche Bakterien dann leichtes Spiel. Die meisten Blasenentzündungen, in der Fachsprache Zystitis genannt, werden durch Escherichia-coli-Bakterien verursacht – Darmbakterien, die beim Säubern nach dem Stuhlgang in Richtung Harnröhre befördert werden.
Frauen gefährdeter als Männer
Dabei sind Frauen sehr viel gefährdeter an Zystitis zu erkranken als Männer. Frauen seien durch ihre kürzere Harnröhre in dieser Hinsicht benachteiligt, so Urologe Bühmann. Die Harnröhre von Männern ist nämlich etwa 20 bis 25 Zentimeter lang, die weibliche hingegen nur etwa vier Zentimeter. Hinzu kommt die physische Nähe des Afters zum Harnröhrenausgang.
Geschlechtsverkehr ist ebenfalls ein Faktor, der bei Frauen Blasenentzündungen verursachen kann, da Scheidenbakterien während des Sex in die Harnröhre transportiert werden können.
Brennen und häufiges „Müssen“ können Erkrankung bedeuten
Die Symptome einer Blasenentzündung sind unter anderem Brennen beim Wasserlassen und häufiges „Müssen“, auch Blut im Urin kann ein Anzeichen sein. Hat man den Verdacht, sich eine Blasentzündung eingefangen zu haben, sollte man möglichst oft zur Wasserflasche greifen und den Unterleib warm halten. Klingen die Beschwerden nach ein bis zwei Tagen nicht ab, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Wer das Zystitis-Risiko möglichst gering halten will, muss viel Wasser oder Kräutertee trinken. Denn durch häufiges Wasserlassen werden eventuelle Keime aus der Blase herausgespült.
Der „Mythos“ von der Blasenerkrankung und dem kalten Boden ist also wahr. Doch wie sieht es mit diesen Volksweisheiten aus: Verkleben Kaugummis den Magen? Wärmt Alkohol von innen? Und heilen Wunden ohne Pflaster wirklich besser?
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(mar, mit Material von dpa)
