Kräuter Kräuter: Gesundheit aus dem Blumenbeet
Halle (Saale)/MZ. - Die hohen, leuchtend gelben Königskerzen kommen neben den violetten Malven gut zur Geltung. Zart stehen die kleinen Dolden des Dost dazwischen, an ihrem Fuße bildet Thymian ein weiches Polster. Daneben erhebt der Spitzwegerich seine Blütenköpfe. Diese Kombination kann sich in jedem Garten sehen lassen. Sie ist aber nicht nur attraktiv, sondern hat es in sich: Die Blüten und Blätter der Pflanzen ergeben einen guten Hustentee. "Kräuterbeet gegen Husten" nennt der Heilpflanzenkenner Rudi Beiser seinen Pflanzvorschlag. Denn die Malve hat reizlindernde Wirkstoffe, die Blüten der Königskerze wirken hustenlösend. Dost hat entkrampfende Eigenschaften, Thymian und Spitzwegerich antibakterielle.
Rudi Beiser ist bekannt als Kräutertee-Experte, der mit seiner "La Luna Kräutermanufaktur" ökologisch produzierte Tees vertreibt. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit Heilpflanzen, jetzt hat er sein Wissen in dem Buch "Mein Heilpflanzengarten" zusammengetragen. Sein Interesse wurde schon bei der Arbeit im elterlichen Garten geweckt: "Die Unkräuter waren wachstumsfreudiger als das Kulturgemüse", sagt Beiser. "Und gerade diese Vitalität weckte mein Interesse." Er begann, mit Heilpflanzen zu experimentieren und machte die Erfahrung, dass "nur mit Handarbeit gute Kräuterqualitäten" möglich sind. Und natürlich mit Bio-Anbau: "Denn was heilsam sein soll, darf nicht mit Giften in Berührung kommen."
Das lässt sich auch im eigenen Garten umsetzen - oder auf dem Balkon, denn die meisten Heilpflanzen gedeihen problemlos in Töpfen. Nicht nur einen Pflanzplan gegen Husten hat Beiser zusammengestellt, sondern auch einen für die Abwehrkräfte. Hier ergänzen sich der Rote Schein-Sonnenhut, Thymian, Wasserdost, Kapuzinerkresse und Knoblauch zu einer stärkenden Kombination. Diese Pflanzen werden allerdings nicht getrocknet, weil sie frisch am besten wirken. Dazu werden rund 100 Gramm der frisch gepflückten Pflanzen zerkleinert, mit einem Liter Alkohol - Wodka zum Beispiel - aufgesetzt und fünf Tage ziehen gelassen. Die Tinktur ist wirksamer als Kräutertee und kann tropfenweise eingenommen werden.
Auch Gabriele Bickel ist Expertin in Sachen Heilpflanzen. Die selbst ernannte Kräuterhexe stellt in ihrem neuen Buch mehr als 50 Pflanzen und ihre Heilwirkung vor, von Arnika über Frauenmantel bis zum Zinnkraut. Sie alle wirken nicht nur in Form von Tees, sie können auch ins Badewasser gegeben werden oder Essig und Öle verfeinern. Für ein heilendes Kräuteröl werden zum Beispiel drei bis fünf Zweige frisch gepflücktes Johanniskraut, Ringelblume oder Salbei auf einen Liter kaltgepresstes Öl - etwa Erdnuss- oder Sonnenblumenöl - gegeben. "Achten Sie bitte darauf, dass wirklich alle Pflanzenteile ausreichend von Öl umschlossen sind", rät Bickel.
Die Flasche wird drei Wochen an einem hellen Ort stehengelassen, danach kühl und dunkel aufbewahrt. Wird sie angebrochen, müssen die Kräuter abgeseiht werden, sonst schimmeln sie in der Flasche.