Krank durch Sex Krank durch Sex: Immer mehr Deutsche erkranken an Syphilis

Syphilis, das gibt es doch heute gar nicht mehr, oder? Viel wissen die meisten Menschen über diese sexuell übertragbare Krankheit nicht. Fakt ist aber: Immer mehr Deutsche erkranken daran.
2014 stieg die Zahl der Syphilis-Fälle laut Robert Koch-Institut (RKI) auf einen neuen Höchstwert von 5722 Neudiagnosen. Auch im ersten Halbjahr 2015 hielt der Trend an.
Homosexuelle Großstädter betroffen
Vorrangig ist die Krankheit in der Schwulenszene präsent. Bei Frauen und heterosexueller Übertragung blieben die Zahlen hingegen unauffällig.
84 Prozent der Fälle gehen nach den RKI-Daten vermutlich auf einen sexuellen Kontakt zwischen Männern zurück.
Hinzu kommt der Faktor Großstadt: Berlin mit seinen zahlreichen Clubs, Saunen und Pornokinos liegt bei den Fallzahlen bundesweit klar vorn. Die Rate der Neuerkrankungen lag dort 2014 bei 31 Fällen je 100.000 Einwohner.
Drogen senken das Risiko-Bewusstsein
Party-Wochenenden unter Einfluss stimulierender Drogen wie Crystal seien eine Ursache, sagt Prof. Norbert Brockmeyer von der Gesellschaft zur Förderung der sexullen Gesundheit (DSTIG). Mit den Drogen sinke das Risikobewusstsein der Nutzer.
Doch auch außerhalb der Metropolen breitet sich die Bakterieninfektion aus: Knapp ein Drittel der Meldungen stammen laut RKI aus Orten mit weniger als 100.000 Einwohnern.
„Wir vermuten, dass es für Männer leichter geworden ist, durch das Internet beispielsweise, vielleicht auch durch Dating-Apps, andere Männer kennenzulernen“, sagte die RKI-Expertin für sexuell übertragbare Infektionen, Viviane Bremer.
Experten fordern regelmäßige Tests für gefährdete Personen
Die RKI-Zahlen legen für Armin Schafberger, Medizin-Referent bei der Deutschen Aids-Hilfe, noch ein anderes Problem offen: „Wir müssen früher diagnostizieren.“
Nur in etwa einem Drittel der Fälle wurde Syphilis in einer frühen Phase festgestellt. Mindestens einmal jährlich sollten gefährdete Personen zu einem vorbeugenden Test, rät die Aids-Hilfe.
Den bezahlt die Kasse allerdings nur bei vorhandenen Symptomen. Dazu zählen Geschwüre an Penis oder Scheide und Lymphknotenschwellungen, später auch schmerzhafte Hautknötchen sowie Organveränderungen.
(dpa)