Krampfadern Krampfadern: Venenschwäche wird vielfach vererbt

Freiburg/Bad Bertrich/dpa. - Sichtbar geschwollene Venen, diesich über die Beine schlängeln, Schweregefühl, müde Beine:Krampfadern sind nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern könnenSchmerzen verursachen und zu ernsthaften Krankheiten führen. «VieleLeute denken, gegen Krampfadern kann man nichts machen», sagt Prof.Eberhard Rabe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Phlebologiein Freiburg. Doch mit modernen Diagnose- und Behandlungsmethodenlassen sich Krampfadern heutzutage schonend behandeln.
Krampfadern, in der Fachsprache Varizen genannt, sind erweiterteVenen. Über die Venen wird das Blut im Körper zum Herzen gepumpt.Damit es dabei nicht in die falsche Richtung fließt, haben die Venenventilartige Klappen. Schließen diese Klappen nicht richtig, wird einTeil des Bluts in die Venen gepresst, die auf der Oberfläche derMuskeln liegen - Krampfadern entstehen.
Die Venenschwäche wird vielfach vererbt. «Wenn die Großeltern oderEltern Krampfadern haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieKinder sie auch bekommen», sagt Petra Hager-Häusler,Geschäftsführerin der Deutschen Venen-Liga in Bad Bertrich(Rheinland-Pfalz).
Varizen sind eine Volkskrankheit. Nach einer Studie desUniversitätsklinikums Bonn leidet mehr als jeder fünfte Deutscheunter der Venenschwäche, wobei Frauen und Männer gleichermaßenbetroffen sind. «Krampfadern sind keine Frauenkrankheit. Nur habenFrauen häufig mehr Beschwerden», sagt Rabe, der die Venenstudieleitete. Mit dem Alter werden Krampfadern häufiger - ebenso wieBeinschwellungen und andere Beinbeschwerden.
Rund 60 Prozent der Deutschen haben sichtbare blaue und rötlicheÄderchen an den Beinen - die so genannten Besenreiser. Sie können einerster Hinweis auf eine Venenerkrankung sein. «Wenn zusätzlichBeschwerden wie anschwellende Beine auftreten, sollten die Venenuntersucht werden», rät Rabe. Denn bei rund zehn Prozent der Menschenmit Besenreisern liege eine Venenschwäche vor.
Durch regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung lässt sichdas Krampfader-Risiko jedoch um 15 bis 20 Prozent verringern, erklärtHorst Gerlach, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Phlebologenin Mannheim. Walken, Fahrradfahren und Schwimmen stärken dieWadenmuskulatur und erleichtern somit den Bluttransport zum Herzen.«Wer sich am Tag 15 Minuten kontinuierlich bewegt, hat schon viel fürseine Venen getan», so Hager-Häusler.
Ballsportarten oder Joggen belasten die Venen hingegen zusätzlich.«Beim Abstoppen und Springen schlägt die Blutsäule gegen dieVenenklappen», erklärt Gerlach. Auch falsch ausgeführtesKrafttraining kann Krampfadern fördern. Menschen, die am Arbeitsplatzviel stehen oder sitzen, sollten zwischendurch immer wieder ein paarSchritte gehen und möglichst oft die Beine hochlegen.
Wer bereits unter Krampfadern leidet, meidet besser langeSonnenbäder - durch Hitze weiten sich die Venen. Zudem raten dieÄrzte, bei langen Reisen im Auto oder im FlugzeugKompressionsstrümpfe zu tragen.
Je früher die Venenschwäche erkannt wird, desto leichter ist siezu behandeln. «In einem frühen Stadium sind die Eingriffe kleiner unddadurch weniger belastend für die Patienten», erklärt Hager-Häusler.Die Erstuntersuchung nimmt in der Regel der Hausarzt vor. Zurweiteren Diagnose sollten Patienten einen Facharzt, einenPhlebologen, aufsuchen, rät Hager-Häusler.
Mit modernen Diagnoseverfahren werden die Venen per Ultraschalluntersucht. «Das ist schmerz- und gefahrlos und gibt ein gutesdiagnostisches Bild», sagt die Geschäftsführerin der Venen-Liga.Röntgenaufnahmen, bei denen dem Patienten vorab ein Kontrastmittelgespritzt wird, seien heutzutage die Ausnahme.
Kleinere Varizen werden häufig nur verödet. Bei größerenKrampfadern ist in der Regel eine Operation notwendig. «Dabei handeltes sich um minimalchirurgische Eingriffe, bei denen sehr kleineSchnitte vorgenommen werden», erklärt Gerlach.
Liegt eine Schwäche der Venenklappe vor, wird diese zunächst miteinem Schnitt in Leiste oder Kniekehle verschlossen. Fallserforderlich, wird anschließend beim so genannten Stripping diekranke Vene herausgezogen. Feine Seitenäste der Krampfadern könnenhäufig ohne Schnitte entfernt werden. «Bei der Phlebektomie werdendie Seitenäste mit einem speziellen Häkchen, das einer Häkelnadelähnelt, entfernt», sagt Hager-Häusler. Bei dieser Methode bliebenpraktisch keine sichtbaren Narben.
Rund die Hälfte der Operationen wird inzwischen ambulantvorgenommen. Je nach Umfang des Eingriffes können die Patienten bereits nach wenigen Stunden wieder nach Hause gehen. «Gibt es keineProbleme, werden die Patienten auch bei stationären Operationen schonam Folgetag entlassen», sagt Gerlach. Nach zwei bis drei Wochen sinddie Behandelten dann meist beschwerdefrei.
Eine Garantie, dass die Krampfadern dauerhaft beseitigt sind, gibtes allerdings nicht. Wer die Veranlagung zur Bildung von Varizen hathat, kann auch nach einer erfolgreichen Behandlung erneut Krampfadernbekommen.
Informationen: Die Deutsche Venen-Liga hat gymnastische Übungenund Tipps für die Reise in einer Venenfibel zusammengestellt, die kostenlos unter der Telefonnummer 0800/444 33 35 bestellt werdenkann.