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Knochenkrankheit Knochenkrankheit: Osteoporose als schleichende Gefahr

Von Vivien Rehder 22.12.2004, 13:09

Marburg/Sinsheim/dpa. - Die Krankheit tut nicht weh, hinterlässt keine Spuren und ist doch gefährlich: Schleichend raubt Osteoporose den Knochen ihre Festigkeit - bis ein leichter Sturz genügt, um den Arm oder Oberschenkelhals brechen zu lassen.

Rund sieben Millionen Menschen in Deutschland sind laut dem Kuratorium Knochengesundheit in Sinsheim betroffen, meist Frauen nach den Wechseljahren, aber auch Männer über 60. Lange galt Osteoporose als Alterserscheinung. «Heute wissen Ärzte, dass Osteoporose eine Krankheit ist, die man behandeln kann», sagt Sabine Habicht vom Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose in Düsseldorf.

Oft macht sich die Krankheit erst bemerkbar, wenn schon Schäden entstanden sind - etwa durch einbrechende Wirbelkörper. «Doch höchstens ein Drittel aller Wirbelkörperbrüche wird festgestellt», schätzt Martin Runge, Osteologe und Geriater an der Aerpah-Klink für Rehabilitation in Esslingen Baden-Württemberg.

Bei älteren Menschen sind Knochenbrüche nicht selten der Anfang eines langen Leidensweges: «Gefährlich ist vor allem der Oberschenkelhalsbruch, weil er die Patienten bettlägerig macht», sagt Selbsthilfeverbandssprecherin Habicht. Viele würden zum Pflegefall.

Je früher Osteoporose erkannt wird, desto wirksamer kann man sie bekämpfen, sagt Peyman Haji, Osteologe an der Universitätsklinik Marburg. «Medikamente können den weiteren Abbau der Knochenmasse aufhalten und stabilisieren». Bewegung ergänzt die Behandlung und beugt Stürzen vor. Dabei werden Muskeln gestärkt und das Balancegefühl trainiert. Einfache Übungen für den Alltag lassen sich durch Krankengymnastik und in Selbsthilfegruppen erlernen.

Weil Kalzium auf die Knochendichte wirkt, gehört auch eine Ernährungsberatung zur Behandlung. Empfohlen werden Milchprodukte, Broccoli, Porree und mit Kalzium angereicherte Säfte, unterstützend auch Kalziumtabletten. Vitamin D hilft, den Mineralstoff ins Blut zu transportieren. Es ist in Meeresfisch, Eiern und Milch enthalten und wird auch vom Körper selbst gebildet. Phosphor, etwa aus Fast Food, Fertiggerichten und süßen Limonaden, hemmt die Kalzimversorgung.

Sport und Ernährung sind die wichtigsten Bausteine zur Vorbeugung. Haji rät zu Krafttraining im Fitnessstudio und Bewegung im Freien. Die Übungen bauen Muskeln auf und stärken damit auch die Knochen. Tageslicht hilft dem Körper, Vitamin D herzustellen.

Ein besonderes Risiko für Knochenschwund haben Frauen nach den Wechseljahren. Haji empfiehlt Frauen ab 50 Jahren einen Osteoporose-Risikotest, mit dem sich eine erhöhte Gefährdung erkennen lasse. Betroffenen Frauen rät Haji zur Behandlung mit Hormonen.

Das wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in Bonn mahnt jedoch zur Vorsicht. Studien zufolge hätten Hormonkombinationen aus Östrogen und Gestagen zwar einen positiven Effekt auf die Knochendichte. Doch sie erhöhten zugleich die Gefahr von Herzinfarkten, Schlaganfällen, Thrombose und Brustkrebs, warnt Anette Zawinell vom WIdO.

Im Zweifel kann laut Haji eine Knochendichtemessung Osteoporose ans Licht bringen. Die Kosten für die Untersuchung trägt die Kasse aber nur im Ausnahmefall: «Die Knochendichtemessung sagt zu wenig aus über das Risiko, Brüche zu erleiden», sagt AOK-Sprecher Udo Barske. Sie eigne sich nur für die Erfolgskontrolle medikamentöser Behandlungen bei erkannter Osteoporose.