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Kleine Steine lassen die Wange anschwellen

Von ALIKI NASSOUFIS 13.06.2010, 14:24

"Im Durchschnitt hat etwa jeder 200. Mensch irgendwann in seinem Leben Speichelsteine", sagt Claudius Fauser, Hals-Nasen-Ohrenarzt am Klinikum rechts der Isar in München. "Damit sind Speichelsteine ein relativ häufiges Krankheitsbild." Treffen kann es prinzipiell jeden.

Der Speichel wird von zahlreichen Drüsen im Mund produziert, erklärt Mund-Kiefer-Gesichtschirurgin Leia Anvari von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin. Bis zu zwei Liter können pro Tag zusammenkommen. Bei der Entstehung von Speichelsteinen sind laut Fauser vor allem sechs größere Drüsen beteiligt: die beiden Ohrspeicheldrüsen, die beiden Unterkiefer- sowie die beiden unter der Zunge liegenden Drüsen. Die Unterkieferspeicheldrüse ist dabei am häufigsten betroffen. "Rund 60 Prozent der Speichelsteine sitzen im Übergang von einer Drüse zum sogenannten Ausführungsgang", sagt er. Etwa 30 Prozent der Steine kämen in einem der Gänge vor, und nur rund zehn Prozent säßen direkt in einer Drüse.

"Warum sich Speichelsteine bilden, ist noch nicht völlig geklärt", erläutert der Experte. Möglicherweise liege es unter anderem daran, dass der Speichel etwas schleimiger als normal ist. Dann könne der Speichel in den Drüsen oder den Ausführungsgängen zum Mund gewissermaßen hängenbleiben, und Salze oder andere Bestandteile lagern sich dort ab, so dass sich ein Stein bildet. Oft wächst der Stein über Monate oder Jahre hinweg zwiebelschalenartig um etwa zwei Millimeter pro Jahr. Das schmerzt nicht immer. "Problematisch wird es aber spätestens dann, wenn sich der Gang oder die Drüse entzündet", sagt Fauser. Denn wenn zu wenig Speichel fließt, können Keime vom Mund aus dorthin wandern und Entzündungen hervorrufen.

"Viele Patienten bemerken den Speichelstein kurz vor den Mahlzeiten", erläutert Anvari. Die Erklärung ist einfach: "Wenn sie Essen sehen, wird der Speichelfluss angeregt." Wenn ein Stein den Speichel am Weiterfließen behindert, staut sich dieser - und in der Regel schwillt die Wange an. Das kann sehr schmerzhaft sein.

Verschiedene Behandlungen sind möglich. "Manchmal hilft es schon, mehr zu trinken oder Speichel fördernde Lebensmittel wie saure Drops zu essen", sagt Dieter Hellner, Chefarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie am Städtischen Klinikum Braunschweig. Dadurch werde der Speichelfluss verstärkt. "Ist der Stein noch klein genug, kann er auf diese Weise einfach herausgespült werden."

Reicht das nicht aus, kann der Stein auch mit Stoßwellen zerkleinert werden. "Dafür wird von außen ein spezielles Gerät angesetzt, das den Stein mit Hilfe von Wellen zertrümmert", erklärt Hellner. Das tut zwar meist nicht weh, und schneiden müssen die Mediziner dafür auch nicht. Doch sind mehrere Behandlungen notwendig, bis der gewünschte Erfolg eintritt.

In einigen Fällen lässt sich eine Operation nicht vermeiden. Hellner zufolge gibt es zwei Möglichkeiten: So könne der Arzt den Gang aufschneiden und den Stein mit einer Art kleinem Körbchen herausholen oder direkt zertrümmern. "Das ist allerdings meist schmerzhaft und wird oft unter Vollnarkose gemacht." Außerdem könne es bei dieser Methode passieren, dass der Gang verletzt wird und möglicherweise vernarbt. Dann verengt er sich vielleicht und steigert so das Risiko, dass sich ein neuer Speichelstein festsetzt.

Bei der anderen Methode wird die betroffene Drüse ganz entfernt. "Das ist zwar meist nicht notwendig, zumal sich die Drüsen häufig gut erholen", betont Fauser. Doch wenn sie sich immer wieder entzündet, könne eine Entfernung die beste Option sein. In den meisten Fällen versuchen die Experten allerdings, die Drüse zu erhalten.

Einen ersten Therapieansatz bei Speichelsteinen sehen auch Heilkundler darin, den Speichelfluss durch reichliche Flüssigkeitszufuhr oder "Speichellocker" wie saure Gurken oder Zitronen zu fördern. Die Steine sprechen Experten zufolge mitunter aber auch gut auf eine homöopathische Behandlung mit Mercurius solubilis in aufsteigenden Potenzen (beginnend mit D 12, dreimal 5 Globuli täglich) an. Häufig erfordere diese Behandlung jedoch Geduld, da es Monate dauern könne, bis der Erfolg eintritt.