Kinderschuhe Kinderschuhe: Zu lang, zu kurz
Halle (Saale)/MZ. - Nachmessen, fühlen, biegen: Beim Kauf von Kinderschuhen lohnt es sich, Hand anzulegen. Denn häufig entspricht die angegebene Schuhgröße nicht der tatsächlichen Innenlänge. Eltern können sich daher nicht auf die Größenangaben verlassen, sondern müssen nachmessen. Ob ein Schuh weich ist und die Bewegungen des Kinderfußes mitmacht, merken Mütter und Väter, indem sie die Modelle in die Hand nehmen und biegen.
Viele Kinder laufen in Schuhen herum, die nicht passen. Das ergeben Reihenmessungen in regelmäßigen Abständen. Das Forschungsteam Kinderfüße-Kinderschuhe aus Österreich stellt seit Jahren bei seinen Untersuchungen fest, dass mehr als die Hälfte der Kinder in zu kurzen Schuhen herumläuft. Messungen aus dem Jahr 2008 hatten ergeben, dass in Deutschland sogar zwei Drittel (rund 66 Prozent) der Kinder zu kurze Schuhe trugen. Experten der Universität in Potsdam fanden heraus, dass neben zu kleinen auch viele Jungen und Mädchen zu große Schuhe anhatten.
Zu groß, zu klein: Die Ergebnisse sind uneinheitlich. Sie zeigen aber, dass Eltern offensichtlich zu den falschen Schuhen greifen. Ein Hauptgrund dafür dürfte sein, dass die angegebenen Schuhgrößen oft nicht mit der tatsächlichen Schuhinnenlänge übereinstimmen. "Wir haben nach wie vor die Situation, dass rund 90 Prozent der Kinderschuhe falsch ausgezeichnet sind", sagt Wieland Kinz, Sportwissenschaftler vom Forschungsteam Kinderfüße-Kinderschuhe in Salzburg.
"Es gibt bei Schuhgrößen keine einheitliche Norm, sagt Annette von Czarnowski vom Deutschen Schuhinstitut in Offenbach. Das heißt: Die angegebene Größe auf einem Schuh ist bestenfalls eine Orientierung. Eltern stehen aber noch vor einem weiteren Problem. Kleinkinder fühlen nicht wie Erwachsene, ob ein Schuh passt. "Das Nervensystem an den Füßen ist noch nicht ausgereift", erklärt Steffen Müller von der Uni Potsdam, der die Kinderfüße vermessen hat. "Finden Kinder einen Schuh gut, dann passt er. Finden sie ihn schlecht, passt er eher nicht." Es gebe Kinder, die wegen zu kurzer Schuhe blaue Zehennägel haben und trotzdem sagen: "Der Schuh passt", ergänzt Wieland Kinz. Zu kurze, aber auch zu große Schuhe schaden dem weichen Kinderfuß. Sie können zu Druck- und Scheuerstellen führen, weil der Fuß hin und her rutscht, warnt Müller. Oder die Kinder krallen bei jedem Schritt, was ermüdet und auf lange Sicht zu Problemen führen kann, ergänzt Kerstin Bosch, die am Sozialpädiatrischen Zentrum Westmünsterland ein Ganglabor leitet. Werden die Zehen ständig gestaucht, verändere sich die Zehenstellung, was zum Beispiel zu Gelenksentzündungen führen kann, warnen die österreichischen Forscher.
Kinderfüße wachsen schnell. Im Alter von drei bis sechs Jahren legen sie im Schnitt einen Millimeter pro Monat zu. "Es kann sein, dass ein paar Wochen lang gar nichts passiert und der Fuß dann plötzlich einen Schub macht", erklärt Müller. Er rät, die Fußlängen mindestens alle sechs Monate, im Kleinkindalter besser alle drei Monate zu messen - und die Schuhe zu überprüfen.
Müssen neue Paare her, sollte der Schuhhändler neben dem Kinderfuß auch die Innenlänge der ausgewählten Schuhe messen. Weil sich die Zehen beim Gehen nach vorne schieben, muss vorne ausreichend Platz sein. Das Deutsche Schuhinstitut rät zu zwölf bis 15 Millimetern Zugabe. Laut Wieland Kinz dürfen neue Schuhe sogar bis zu 17 Millimeter länger als der Fuß sein. Er rät Eltern, eine Pappschablone zu basteln: Dafür stellen sie das Kind barfuß auf einen Karton, zeichnen den Fußumriss, fügen an den längsten Zeh 17 Millimeter und schneiden einen zwei Finger breiten Streifen aus. Passt der Streifen in den Schuh, ist dieser lang genug. Wer nicht basteln möchte, kann die Schuhsohle herausnehmen und das Kind daraufstellen. "Dann sehen Sie, ob der Schuh lang und breit genug ist", rät Kerstin Bosch. "Am längsten Zeh sollte eine Erwachsenenfingerbreite zugegeben werden." Wichtig sei, dass die Ferse nicht mit dem Rand der Sohle abschließt, weil der Fuß im Schuh rund einen Zentimeter weiter vorne steht, so die österreichischen Forscher.