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Kardiologe warnt: Herzschwäche wird unterschätzt

16.11.2009, 11:41

Münster/dpa. - Jedes Jahr sterben mehr als 50 000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Herzschwäche - trotzdem wird die Krankheit von vielen unterschätzt. Dabei ist die Herzinsuffizienz bei Frauen die zweithäufigste, bei Männern die vierthäufigste Todesursache.

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems führten damit häufiger zum Tod als Krebs, betont Jörg Stypmann, Kardiologe am Universitätsklinikum Münster. Vor allem für Patienten veranstaltet die Deutsche Herzstiftung im November bundesweit Vorträge und Seminare.

Ärzte unterscheiden bei der Herzinsuffizienz zwei Formen, sagte Stypmann, der am Uniklinikum die Ambulanz für Herzinsuffizienz leitet. «Bei akuter Herzschwäche, beispielsweise einem Infarkt, kommen die meisten Patienten schnell ins Krankenhaus.» Unterschätzt werde dagegen die schleichende, chronische Variante. «Viele Patienten ignorieren hierbei die Warnzeichen ihres Körpers zu lange und suchen häufig zu spät einen Arzt auf.» Derzeit seien etwa 1,6 Millionen Menschen in Deutschland erkrankt.

«Oft führt ein unbehandelter Bluthochdruck oder eine Erkrankung der Herzkranzgefäße zu einer Insuffizienz des Herzens», sagte der Mediziner. «Ein gesunder Mensch kann normalerweise drei Etagen Treppen ohne Probleme steigen und kommt dabei nicht aus der Puste.» Dagegen hätten viele Patienten in der letzten Phase der Erkrankung selbst schon im Sitzen Atemnot. Bei Atemnot oder dicken Beinen sollte daher sofort ein Spezialist aufgesucht werden, rät Stypmann. Mittels Ultraschall, EKG und Labor ließe sich in den meisten Fällen schnell klären, woher die Symptome rührten.

Für eine erfolgreiche Therapie müssten verschiedene Ansätze kombiniert werden. «Es geht nicht immer nur ums Pillen schlucken», sagte der Kardiologe. «Patienten müssen häufig ihren Lebensstil ändern: Mehr Bewegung und Abbau von Übergewicht mittels einer ausgewogenen, fettreduzierten Ernährung.» Auch mit Herzschrittmachern oder Defibrillatoren könne das geschwächte Herz unterstützt werden. Auf diese Weise lasse sich die Gesundheitsprognose der betroffenen Menschen verbessern, möglicherweise könne sogar die Lebenserwartung von Gesunden erreicht werden.

Test der Herzstiftung: Habe ich eine Herzschwäche? http://dpa-q.de/herzschwaeche