Im Winter Im Winter: Erkältet man sich schneller, wenn man mit nassen Haaren rausgeht?
Bloß nicht ohne Mütze oder gar mit nassen Haaren in die Kälte! Dem Volksmund nach kann ein kalter Kopf Krankmacher sein – wer sich nicht warm genug angezogen hat, trägt demnach selbst Schuld für triefende Nase, Fieber und Husten. Drohen angesichts der klirrenden Kälte nun auch mehr Erkältungen und Grippefälle in Deutschland? Zwar macht Kälte allein Experten zufolge nicht unbedingt krank - irrelevant sind die Temperaturen aber nicht. Denn Viren haben bei Kälte leichteres Spiel.
Nicht nasse Haare machen krank, sondern Bakterien
Wenn es schnell gehen muss, bleibt fürs Föhnen der Haare manchmal keine Zeit. Doch wer mit nassen Haaren rausgeht, wird krank, glauben viele. Stimmt das eigentlich? Jein, sagt Stephan Bernhardt vom Hausärzteverband Berlin und Brandenburg. „Krank wird man nicht durch nasse Haare, sondern durch Bakterien“, erklärt er.
Der Körper kämpft permanent gegen Bakterien und schützt uns so vor Krankheiten, sagt Bernhardt. Friert man – zum Beispiel wegen nasser Haare – ist es für den Körper schwerer, alle Bakterien abzuwehren. Ist das Abwehrsystem stark genug, hätten die Bakterien auch bei nassen Haaren keine Chance. Außerdem sei es Gewöhnungssache: Wer oft mit nassen Haaren rausgeht, gewöhnt seinen Körper daran, dass er Wärme über den Kopf verliert. Ein bisschen kommt es auch darauf an, was man sich einredet, wie Bernhardt sagt: „Wer fest an eine Erkältung denkt, wenn er mit nassen Haaren rausgeht, bekommt auch eine.“
Grippeviren überleben länger, wenn es trocken und kalt ist
Nachweislich seien die oberen Atemwege bei kalter Luft anfälliger, erläutert die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Erika Baum. So werde beispielsweise der Abwehrmechanismus der Flimmerhärchen durch Kälte und trockene Luft beeinträchtigt.
Gerade Kinder könnten auch bei trockenen Haare über den Kopf recht schnell auskühlen, da er bei ihnen verhältnismäßig groß und dünn behaart ist, wie Baum erläuterte. Wenn der Körper auskühlt, werden einige Funktionen heruntergefahren, darunter auch die Abwehr. Baum verweist zudem darauf, dass kalte oder nasskalte Füße erwiesenermaßen zu Blasenentzündungen führen können.
Geschlossene, beheizte Räume trocknet Schleimhäute aus
Letztlich seien es viele jahreszeitliche Faktoren, die die Ausbreitung von Atemwegserkrankungen wie Grippe und Erkältungen beeinflussten, erklärt RKI-Expertin Buda: „Temperatur, Wetter und Luftfeuchtigkeit spielen zwar mit eine Rolle, aber nicht die entscheidende.“ Der Impfschutz in der Bevölkerung, die Neuheit einer Virenvariante und auch das Immunsystem des Einzelnen hätten beispielsweise Einfluss.
Zudem halten sich die Menschen im Winter eher in geschlossenen, beheizten Räumen auf, was die Schleimhäute austrocknen kann. Wo sich viele Menschen aufhalten, kommt es zudem eher zu Ansteckungen. (dpa)