Hitze Hitze: Körper spielt verrückt

Halle (Saale)/MZ. - Der menschliche Körper schützt sich vor Hitze durch das Öffnen von Blutgefäßen in der Haut, so dass mehr Blut aus dem Körper¬kern zum Abkühlen an die Haut gelangt. Außerdem kann er Wärme abatmen, denn auch die Lungen haben eine große Kontaktfläche zur kühlenden Umwelt. Beide Mechanismen funktionieren bei älteren Menschen jedoch nicht mehr wie bei jungen, aufgrund der nachlassenden Funktionsfähigkeit von Herz, Kreislauf und Lungen. Darüber hinaus greift die Blut-Lungen-Kühlung nicht mehr, wenn die Außentemperatur auf über 35 ansteigt. "Hier bleibt dann", wie Geriater Rupert Püllen von Frankfurter Diakonissenkrankenhaus erklärt, "nur noch das Schwitzen als Möglichkeit, Wärme abzugeben". Doch auch hier zeigt der ältere Körper enorme Defizite.
So verringert sich mit zunehmendem Alter die Anzahl der funktionsfähigen Schweißdrüsen. Darüber hinaus empfinden Senioren weniger Durst und ihr Körperwasseranteil liegt etwa zehn Prozent unter dem eines 20-Jährigen. Alterstypische Erkrankungen wie Demenz, Schlaganfall, Hautempfindungsstörungen und niedriger Blutdruck sowie Medikamente - vor allem Antidepressiva, Neuroleptika und wassertreibende Blutdrucksenker - können die Situation noch verschärfen.
"Der Hitzschlag wird oft unterschätzt", warnt Internist Marius Höper von der Medizinischen Hochschule Hannover, "dabei handelt es sich um ein schwerstes Multiorganversagen, das oft tödlich endet." Typische Symptome: Bewusstseinstrübung oder totale Bewusstlosigkeit sowie hohes Fieber und ausbleibende Schweißsekretion. Hier müsse umgehend der Notarzt gerufen werden, betont Höper. Außerdem sollte man mit einer vorsichtigen Abkühlung beginnen, indem man dem schattig gelagerten Patienten kalte Wickel um Unterarme und Waden legt.
Dazu sollte es natürlich gar nicht erst kommen. Zur Vorbeugung gehören: Luftige Kleidung, kein Sport, und dafür möglichst viel Aufenthalt im Schatten. Kühle, aber keinesfalls eiskalte Getränke unterstützen die natürlichen Hitzereaktionen des Körpers.