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Haarausfall Haarausfall: Traurige Bilanz in der Bürste

03.04.2002, 09:22

Krefeld/dpa. - Hohe Stirn, Geheimratsecken und lichterHinterschädel: Davor zittern vor allem Männer. Schlimmer ist es jedoch, wenn eine Frau ihre Haare verliert: Volles und glänzendesHaar gehört zum weiblichen Schönheitsideal. Haarausfall bei Frauen ist ein Tabu - dabei kommt er nicht selten vor.

«Jede zweite bis dritte Frau ist im Laufe ihres Lebens einmal vonHaarausfall betroffen», weiß Jenny Latz von dem Selbsthilfe-VereinAlopecia Areata in Krefeld. Oft handelt es sich bei der Ursache umErkrankungen der Kopfhaut, Mineralstoffmangel, Unverträglichkeit vonMedikamenten oder die Folge einer Chemotherapie.

Im Durchschnitt verliert jeder Mensch pro Tag zwischen 50 und 100Kopfhaare, doch bei und nach einer Kopfwäsche können sich bis zu 250aus der Kopfhaut lösen. Wer es genau wissen will, sollte über zweiWochen hinweg die ausgefallenen Haare auf Kopfkissen, Bürste oderKamm und im Duschabfluss zählen. Wer im Durchschnitt kontinuierlichmehr als 120 Haare pro Tag verliert, leidet an so genannter Alopezie,also krankhaftem Haarausfall.

Die so genannte androgenetische Alopezie trifft gewöhnlich vorallem Männer und führt bei ihnen zur Glatzenbildung. Sie istgenetisch veranlagt und hängt mit einem erhöhten Wert männlicherGeschlechtshormone zusammen. Aber auch 50 Prozent aller vonHaarausfall betroffenen Patientinnen leiden darunter. Während sie beiMännern im Alter zwischen 18 und 20 Jahren beginnt, setzt sie beiFrauen meistens erst nach den Wechseljahren ein. Eine Glatze bekommensie selten, dafür aber lichteres Haar und eine höhere Stirn.

Bei hormonellen Störungen können Gynäkologen oder Endokrinologenam besten weiterhelfen. «Ursache ist entweder Östrogenmangel, zu vielTestosteron oder einer Erhöhung des Nebennierenrindenhormons DHEA»,erklärt Franz-Werner Olbertz, Gynäkologe in München. BeiÖstrogenmangel oder Testosteronerhöhung hilft bei gut 90 Prozent derPatientinnen die Einnahme der Anti-Baby-Pille. Erhöhtes DHEA wird mitsehr niedrig dosiertem Kortison behandelt.

Hormonbedingter Haarausfall kann auch kurz nach einer Geburtauftreten und hält meist während der gesamten Stillzeit an. Ursacheist der plötzliche starke Abfall des Östrogens nach der Entbindung.«Der Körper interpretiert das als Unterversorgung», erklärt Olbertz.Erst nach dem Abstillen normalisiert sich der Hormonspiegel wieder.

Nummer Zwei in der Haarausfall-Statistik ist der kreisrundeHaarausfall, die so genannte Alopecia areata. Hier fallen die Haarein scharf umgrenzten Flächen und meist büschelweise aus. Bisweilenist neben dem Kopfhaar auch die übrige Körperbehaarung betroffen. Dieexakte Ursache ist nicht restlos erforscht, Mediziner gehen aber voneiner Autoimmunerkrankung aus. «Bei vielen Patienten scheineneinschneidende Lebensereignisse und großer Stress den entzündlichenHaarausfall ausgelöst zu haben», erklärt Georg Popp, Dermatologe inAugsburg.

Bei rund zwei Drittel der Patienten setzt der Haarwuchs zu einemspäteren Zeitpunkt wieder ein. Allerdings nicht immer vollständig -einzelne Stellen können kahl bleiben. Mit Vitamin A und Kortisonlässt sich dem Haarverlust jedoch manchmal Einhalt gebieten.

Neben der medikamentösen Therapie dürfe die psychische Belastungder Patientinnen nicht übersehen werden, betont Jenny Latz, die mit19 Jahren durch die Krankheit selbst alle Kopfhaare verloren hat:«Wenn Frauen ihr Haarkleid verlieren, fühlen sie sich nicht nurnackt, sondern auch als minderwertige Frauen.»

Informationen: Alopecia areata Deutschland, Postfach 245, 47702 Krefeld
http://www.kreisrunderhaarausfall.de