Viren bekämpfen Grippaler Infekt: Gibt es ein Medikament das die Erkältung schneller heilt?
Husten, Schnupfen, Fieber: Erkältungen haben im Winter Hochsaison. Aber warum eigentlich? Und wie kann man den Viren die Stirn bieten? Wir haben beim Infektiologen Dr. Jan Rybniker von der Uniklinik Köln nachgefragt und ihn gebeten, uns zu erklären, wie ein gemeines Erkältungsvirus tickt.
Mögen Erkältungsviren kaltes Wetter?
Auch wenn es den Eindruck erweckt: Erkältungsviren mögen nicht ausdrücklich den Winter. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel verschiedener Nebeneffekte des Winters, die dafür sorgen, dass die Erkältungsviren im Moment ein leichteres Spiel haben. „Grundsätzlich brauchen Viren eine menschliche Zelle um sich zu vermehren. An der frischen Luft sterben sie schnell ab“, erklärt Jan Rybniker.
Besonders gut funktioniere die Vermehrung in Zellen, die nicht die 37 Grad unserer Körpermitte haben. Die Wohlfühltemperatur der Erkältungsviren liegt bei 33 bis 35 Grad. Genau diese Temperatur haben die Schleimhäute, die am Rand unseres Körpers sind und so am ehesten der Kälte ausgesetzt sind, zum Beispiel die Nasenschleimhäute oder die Schleimhäute der oberen Atemwege.
Zudem sind unsere Schleimhäute durch die kalte Winter- und vor allem die Heizungsluft sehr trocken. „An diese trockenen, rauen Schleimhäute können Viren besonders gut andocken“, sagt Internist Rybniker. Und weil wir uns im Winter größtenteils drinnen aufhalten und meist auch enger zusammenhocken, können die Viren viele neue Andockstellen finden.
Wie überträgt sich ein Virus?
Es gibt zwei Übertragungswege: Die „direkte“ Übertragung, zum Beispiel wenn man angeniest wird und so unfreiwillig die Viren einatmet. „Die Viren können auch den Umweg über einen kontaminierten Gegenstand, etwa eine Türklinke nehmen“, sagt Rybniker. Schmierinfektion heißt das Fachjargon. Die passiert immer dann, wenn ein Infizierter in den Raum niest und sich die Viren dann auf einem Gegenstand niederlassen oder aber die Person in die Hand geniest hat und dann – ohne vorher die Hände zu waschen – eine Türklinke anfasst.
Packt man diese Klinke kurze Zeit später an, überträgt sich das Virus zunächst auf die Hand. Dort richtet das Virus noch keinen Schaden an. Das passiert erst, wenn man sich mit dieser Hand zum Beispiel an die Nase fasst. Dann haben die Viren sozusagen ihr Ziel erreicht und können problemlos die Nasenschleimhäute besiedeln.
Wie lange überlebt ein Erkältungsvirus?
Zunächst einmal: Es gibt nicht nur einen Erkältungsvirus. „Es gibt unzählige Virenarten und unter diesen wiederum viele Subspezies, die eine Erkältung auslösen können. Am häufigsten sind sogenannte Rhinoviren“, sagt Jan Rybniker. Diese habe man relativ genau untersucht und wisse, dass sie auf Oberflächen wie einer Türklinke maximal drei bis vier Stunden überlebten. Länger überleben sie etwa in einem Taschentuch, mit dem ein Infizierter seine Nase geputzt hat. In dem leicht feuchten Schleim-Milieu können Rhinoviren bis zu 24 Stunden überleben.
Ab wann ist ein grippaler Infekt ansteckend – und bis wann?
Dazu ist die Studienlage widersprüchlich. Wie ansteckend man ist, hängt immer auch von der Virenmenge ab, die man in sich trägt. „Am zweiten bis vierten Tag ist eine Erkältung in der Regel in vollem Gange und dann ist auch die Virenmenge richtig groß, so dass die Übertragung leicht möglich ist“, so Jan Rybniker. Wie lange man ansteckend ist, könne individuell variieren, aber es gebe eine Studie, in der das Virus bis zu zehn Tage nach Erkrankungsbeginn nachweisbar war. Als Faustregel gelte: So lange die Nase läuft, ist man ansteckend.
Wie stecke ich andere nicht an? Gibt es ein Medikament gegen Erkältung? Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite.
Wie sollte man sich verhalten, um andere nicht anzustecken?
Das oberste Gebot lautet: Abstand halten und auf herzliche Umarmungen erst einmal verzichten. Wer niesen muss, sollte dies in die Armbeuge tun und nicht in die Hand, mit der man potenziell im nächsten Moment eine Türklinke anfasst. Generell sollte man möglichst häufig und gründlich die Hände waschen – mit Seife und unter warmem Wasser.
Wenn man sich die Nase putzen muss, sollte man Papiertaschentücher benutzen und sofort entsorgen – aus Gründen des Umweltschutzes nicht in die Toilette, sondern in einen Müllbeutel. Anschließend auf jeden Fall wieder Hände waschen. Und wer die benutzen Taschentücher nicht anpackt, muss keine Sorge haben, sich zu infizieren. „Aus dem Taschentuch hüpfen die Viren nicht einfach wieder heraus“, beruhigt der Infektiologe.
Wie schützt man sich vor einer Infektion?
Auch hier gilt: Abstand halten und regelmäßig die Hände waschen. Ansonsten hilft es, sein Immunsystem zu stärken – indem man sich gesund und vitaminreich ernährt, trotz der Kälte weiter Sport treibt, ausreichend trinkt, auch das befeuchtet die Schleimhäute. Damit die nicht allzu sehr austrocknen, empfiehlt es sich zudem, die durch das Heizen sehr trockene Raumluft zu befeuchten. „Dazu braucht man keine modernen Luftbefeuchter. Ein feuchtes Handtuch oder eine Schale Wasser auf der Heizung reicht“, sagt Rybniker. Auch regelmäßiges Stoßlüften verbessere die Raumluft.
Warum gibt es kein Medikament, das eine Erkältung schneller heilt?
So gemein das auch klingt: Ein Medikament, das Erkältungsviren bekämpft, gibt es nicht. Es gibt zwar einen großen Markt mit immunaufbauenden Medikamenten oder hoch dosierten Vitaminen. „Allerdings gibt es keine Studie, die den positiven Effekt dieser Präparate belegt“, sagt Rybniker. Das Problem sei die Vielzahl der Viren, die eine Erkältung auslösen können. Es sei nahezu unmöglich ein einziges Medikament oder eine Impfung zu entwickeln, die gleichermaßen gegen alle Virentypen einsetzbar ist. Vor Jahren habe eine Pharmafirma zwar ein Medikament entwickelt, dass die Rhinoviren gut bekämpfte. Die Nebenwirkungen aber seien so stark gewesen, dass das Medikament nicht zugelassen wurde.
Anders sehe es bei der Grippe, der Influenza, aus: Da man es dort mit nur zwei Virusstämmen zu tun habe, gebe es sowohl eine Impfung als auch ein gut wirksames Medikament. Die jährliche Grippeimpfung empfiehlt das Robert-Koch-Institut in Berlin ab dem 60. Lebensjahr sowie für Risikogruppen.
Wie kann man Erkältungssymptome lindern?
Wenn es einen erwischt, bleibt die symptomatische Behandlung, sei es, dass man mit Nasenspülungen die Schleimhäute befeuchtet, viel trinkt oder aber mit Paracetamol das Fieber senkt. Bis zu einer Temperatur von 38,5 Grad sei das laut Rybniker in der Regel unproblematisch. Bei hohem Fieber und starken Gliederschmerzen sollte ein Arzt konsultiert werden. Treten diese beiden Symptome plötzlich und gepaart mit weiteren Erkältungssymptomen auf, handelt es sich vermutlich nicht um eine banale Erkältung, sondern um eine Grippe.