«Glaubenssache» Wasserbett «Glaubenssache» Wasserbett: Schlafkomfort oder Gesundheitsrisiko?

Lengede/München/dpa. - Die Meinungen über Wasserbetten gehen weit auseinander, eine Diskussion darüber gerät schnell zum Glaubenskrieg. Manche Hersteller und Wasserbettschläfer preisen das Schlafen auf Wasser als das Nonplusultra gesunden Schlafkomforts. Andere lehnen Wasserbetten entschieden ab - sie haben vor allem gesundheitliche Bedenken.
«Wasserbetten bestehen aus einem Rahmen und einer Matratze aus Spezial-Vinyl», sagt Horst Pöhler vom Interessenverband Wasserbetten in Lengede (Niedersachsen). Die Matratze ist mit Wasser gefüllt und wird mit einer Elektroheizung temperiert. Um komfortabel zu liegen, muss das Bett mit der richtigen Menge Wasser befüllt und die Liegefläche groß genug sein. Auch die Temperatur - möglichst zwischen 27 und 31 Grad - sollte individuellen Bedürfnissen angepasst werden.
«Ein vom Fachmann beim Aufstellen befülltes Wasserbett passt sich optimal dem Körper an», sagt Pöhler. Unterschiedlich schwere Bettpartner sollten in jedem Fall ein Dualsystem mit zwei Matratzen wählen. Denn nur so könne die Füllmenge auf das jeweilige Gewicht angepasst und die Betttemperatur individuell eingestellt werden. Empfehlenswert sei ein Dualsystem auch für Paare, die wegen unterschiedlicher Arbeitszeiten wie etwa Nachtschichten nicht immer gemeinsam schlafen können.
«Der Marktanteil von Wasserbetten liegt in Deutschland bei ungefähr fünf Prozent», sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef. Ursprünglich seien sie als Klinikbetten speziell für Bettlägrige entwickelt worden, um Dekubitus (Wundliegen) bei Patienten durch fehlenden Auflagedruck vorzubeugen.
Wasserbetten sind nicht nur für Kranke geeignet. Sie bieten, wie Hersteller betonen, auch gesunden Menschen Vorteile. Denn auf Grund des fehlenden Auflagedrucks und der guten Unterstützung der Wirbelsäule müsse sich der Körper im Wasserbett nicht so häufig drehen und wenden. Dies führe zu längeren Tiefschlafphasen und zu einer besseren Erholung im Schlaf.
«In Wasserbetten kann man sich durch das andere Liegeverhalten nicht so häufig drehen wie in üblichen Betten», bestätigt Detlef Detjen von der Aktion Gesunder Rücken in Selsingen (Niedersachsen). Anders als in der Werbung von Herstellern dargestellt, sieht er in dem fehlenden Wechsel der Schlafposition jedoch gravierende Nachteile: «Häufiges Drehen und Wenden im Bett - bis zu 60 Mal in einer Nacht - ist für die Gesunderhaltung der Wirbelsäule unbedingt notwendig.» Denn nur durch Bewegung könnten die Bandscheiben nachts ausreichend Flüssigkeit und Nahrung auftanken. Ein Lagewechsel sei im Wasserbett schwierig, weil das Wasser dem Arm, auf den man sich stützen will, keinen Widerstand entgegensetze.
«Da wir uns normalerweise eher zu wenig als zu viel bewegen, scheint es nicht sinnvoll, auch noch nachts jede Drehung möglichst zu vermeiden», meint auch Bodo Jaspert vom Ergonomie-Institut München. Ein weiteres Problem sei bei manchen Wasserbetten mit unzureichenden Auflagen auf der Vinyl-Matratze die schlechte Aufnahme der Feuchtigkeit, die jeder Mensch im Schlaf abgibt. Manche, die an einer so genannten Kinetose (Seekrankheit) leiden, fühlten sich zudem auf wassergefüllten Matratzen unwohl.
Wasserbetten werden von einigen Experten auch wegen Elektrosmogs abgelehnt. «Angesichts der nicht einschätzbaren Gefahren durch elektromagnetische Strahlen ist es nicht unbedingt empfehlenswert, in einem elektrisch beheizten Bett zu schlafen», sagt Hans Ulrich- Raithel vom Umweltinstitut in München. «Abgesehen von diesem Gesundheitsrisiko stellt sich die Frage, ob es wirtschaftlich sinnvoll und ökologisch vertretbar ist, Strom für das Heizen des Bettes zu verschwenden.»
Gefahren durch Elektrosmog sind für Pöhler dagegen kein Thema: «Wer sein Heizsystem nachts aus Angst lieber abschalten möchte, kann ohne Probleme den Stecker ziehen oder eine Zeitschaltuhr verwenden.» Denn das Wasser kühle in einer Nacht maximal um ein Grad ab. Die Kosten für den zusätzlichen Strom betragen laut Pöhler je nach Einstellung und System zwischen 2,50 und 10 Euro pro Monat.