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Gesundheitspolitik Gesundheitspolitik: Erste gesetzliche Krankenkasse zahlt für die Apple Watch

06.08.2015, 11:30
Lebe gesund und werde belohnt: Bei der AOK sollen Mitglieder für geleistete Vorsorgeuntersuchungen künftig statt einer Bargeldprämie Gutscheine von bis zu 250 Euro im Jahr erhalten.
Lebe gesund und werde belohnt: Bei der AOK sollen Mitglieder für geleistete Vorsorgeuntersuchungen künftig statt einer Bargeldprämie Gutscheine von bis zu 250 Euro im Jahr erhalten. dpa Lizenz

Köln - Es ist ein riesiges Geschäftsfeld: Rund 400.000 Gesundheits-Apps soll es derzeit weltweit geben. Sie messen den Puls, zählen die Schritte und analysieren den Kalorienverbrauch. All das sind Daten, die auch für Krankenkassen von Interesse sind. Die Versicherungen versprechen sich davon umfassende Informationen über den Gesundheitszustand der Versicherten und können damit individuelle Risiken hochrechnen. Mehr Effizienz in der Risikoberechnung bedeutet mehr Gewinne für die Versicherung. In den USA ist dies bereits Praxis.

Erstmals bezuschusst nun eine Krankenkasse den Kauf eines Fitness-Trackers. Die AOK Nordost bietet bis zu 50 Euro Zuschuss für alle Mitglieder, die sich für den Erwerb eines solchen Gerätes entschließen. Dazu zählt auch die Apple Watch. „Dieser Zuschuss wird für sämtliche Geräte gewährt, die Herzfrequenz, Streckenlänge, Höhenmeter, Geschwindigkeit, Kalorienverbrauch und so weiter dokumentieren, also für Fitnessarmbänder und Smartwatches – auch die AppleWatch", teilte das Unternehmen auf Nachfrage des Portals Chip online mit. Apps werden mit 20 Euro im Jahr subventioniert. Die Techniker Krankenkasse hat laut einem Bericht der FAZ ähnliche Pläne.

Für Kunden hört sich das zunächst einmal interessant an. Es gilt: Daten gegen Geld. Wer kein Problem damit hat, seine Gesundheitswerte an die Krankenkassen zu übertragen, kann sich so eine Apple-Uhr bezahlen lassen. Der Preis liegt immerhin bei mindestens 399 Euro.

Doch die Praxis ist auch bedenklich. Erst kürzlich hat Deutschlands oberste Datenschützerin Andrea Voßhoff den Einsatz von Fitness-Apps durch Krankenkassen kritisiert. Voßhoff warnte Nutzer, nicht unbedacht Informationen preiszugeben. „Allen Anwendern, die Fitness-Apps freiwillig herunterladen, rate ich, nicht unbedacht mit ihren sensiblen Gesundheitsdaten umzugehen und die kurzfristigen finanziellen Vorteile, welche die Datenoffenbarung vielleicht mit sich bringt, gegen die langfristigen Gefahren abzuwägen“, erklärte sie.

Für gesetzliche Krankenkassen gebe es enge Schranken für das Sammeln solcher Gesundheitsdaten. „Der Gesetzgeber sollte erwägen, diesen Schutz auch den Versicherten privater Kassen zu gewähren“, forderte die Datenschutzbeauftragte.

Auf der anderen Seite sind auch die Krankenkassen nicht vor Missbrauch geschützt. Es gibt keine Garantie dafür, dass auch tatsächlich die Daten des Versicherten übertragen werden. Theoretisch kann jeder den Fitness-Tracker tragen. (tis)

Bewegt, trainiert, gestanden: Die Apple Watch zeichnet die Bewegungsdaten der Träger auf.
Bewegt, trainiert, gestanden: Die Apple Watch zeichnet die Bewegungsdaten der Träger auf.
REUTERS Lizenz