1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Generika-Arzneimittel: Generika-Arzneimittel: Marken aus zweiter Hand

Generika-Arzneimittel Generika-Arzneimittel: Marken aus zweiter Hand

Von Norbert Schnorbach 07.09.2001, 13:39

Halle/MZ. - Inzwischen machen die als Generika bezeichneten Nachahmer-Medikamente rund die Hälfte aller Arzneimittel aus, die in den Apotheken über den Ladentisch gehen.

Die Idee ist gut 25 Jahre alt: Mitte der siebziger Jahre begann das damals neue Unternehmen Ratiopharm in Ulm mit der Produktion preisgünstiger Medikamente, bei denen der Patentschutz erloschen war. In der Folgezeit sicherte sich die Firma die Spitzenstellung unter den Generika-Herstellern. Anfangs hatten die Produkte zwar einen schlechten Ruf als "Billig-Kopien" und wurden als zweitklassige "No name"-Arzneimittel kritisiert. Doch mittlerweile sind die Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit ausgeräumt: Die Bundesärztekammer in Köln etwa setzt sich heute mit Nachdruck dafür ein, "qualitativ hochwertige Generika verstärkt anstelle von Markenpräparaten zu verschreiben".

Die Pharmaindustrie ist seitdem in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite stehen die Markenproduzenten, die patentgesicherte teure Medikamente herstellen. Sie kritisieren die "Trittbrettfahrer", die sich die Forschung sparten und nur abgelaufene Patente ausnutzten. Auf der anderen Seite stehen die Generika-Produzenten. Für die Verbraucher hat diese Konkurrenz viele Vorteile: Bei Medikamenten, die aus der eigenen Tasche zu zahlen sind - etwa Kopfschmerztabletten -, haben sie die Wahl zwischen bekannten Markenprodukten und den Generika mit dem gleichen Wirkstoff, die nur halb so viel kosten. Eine Generika-Übersicht bietet die "Kieler Liste" der deutschen Verbraucherzentralen, die zu den Markenarzneien die Alternativen nennt, die sich in Wirkstoff und Konzentration nicht vom Originalpräparat unterscheiden. In einigen Fällen kosten die Generika dabei nur ein Viertel oder Fünftel des Originalpreises.

Das Verschreiben von Generika bietet eine Möglichkeit, das Arzneimittelbudget eines Tages ablösen zu können. Zurzeit ringen die Ärzte darum, dass diese Budgets fallen. Dem sollen Zusatzvereinbarungen der Kassenärztlichen Vereinigungen mit den Kassen dienen. Und da steht drin, dass mehr Ge- nerika aus dem unteren Preisdrittel verordnet werden sollen. Bei einigen Wirkstoffen wie etwa bestimmten Husten- und Schmerzmitteln werden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Köln zufolge sogar fast nur noch Generika verschrieben.

Allerdings kann das Spar-Rezept nicht in allen Fällen verordnet werden. Denn für neue Arzneimittel gibt es noch keine Generika. Und nicht selten brauchen die Patienten auch ihre bekannten und bewährten Marken-Medikamente.

Im internationalen Vergleich haben Generika ihren Spitzenplatz in Deutschland: "Nirgendwo auf der Welt verordnen Ärzte so viele billige Nachahmerpräparate wie hier zu Lande", sagt Jürgen Bausch, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen in Frankfurt. "Misstrauen gegenüber Generika ist unbegründet", urteilt die KBV, "im Gegenteil - verordnet der Arzt die preiswerten, aber qualitativ gleichwertigen Alternativen, leistet er einen wichtigen Beitrag, um die Ausgaben im Gesundheitswesen zu stabilisieren und die hohe Qualität der Versorgung aufrecht zu erhalten."

Infos beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, Karlstraße 21, 60329 Frankfurt/ Main, Ruf: 069/255 60

Weitere Informationen im Internet unter www.bpi.de