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Gefährlicher Jodmangel Gefährlicher Jodmangel: Nicht nur eine Schönheitsbeeinträchtigung

12.12.2001, 10:03

Greifswald/gms. - «Deutschland ist in der Jodversorgung nach wie vor rückständig,obwohl sich die Lage schon erheblich verbessert hat», urteiltProfessor Peter Scriba, Endokrinologe der Universitätsklinik Münchenund Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel in Groß-Gerau (Hessen).Während in den siebziger Jahren die Bevölkerung nur zu einem Drittelmit der erforderlichen Jodmenge versorgt gewesen sei, seien esmittlerweile zwei Drittel.

Die Vermeidung einer Kropfbildung ist denkbar einfach: Rund 200Mikrogramm Jod pro Tag sollte ein Erwachsener täglich zu sich nehmen.Professor Wieland Meng, Endokrinologe der Uniklinik Greifswald undVorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Forums Schilddrüse inHamburg, empfiehlt den bewussten Verzehr von Jodsalz und jodhaltigenNahrungsmitteln: «Viele Bäcker und Fleischer verwenden Jodsalz,darauf sollte man achten und im Zweifelsfall nachfragen. Außerdemsind Seefisch und Milchprodukte wichtige Jodquellen.»

Nur 35 Prozent des Salzes, das in der Lebensmittelindustriebenutzt werde, sei jodhaltig, kritisiert Professor Friedrich Manz,stellvertretender Leiter des Forschungsinstituts für Kinderernährungin Dortmund. «Eine Verdoppelung auf 70 Prozent wäre wünschenswert».

Manz betont den erhöhten Jodbedarf von jungen und werdendenMüttern: «Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit ist eineausreichende Jodzufuhr sehr wichtig. Ich empfehle Müttern in diesemZeitraum die Einnahme von 100 bis 200 Mikrogramm Jod in Tablettenformpro Tag.» Jodmangel in der Schwangerschaft oder beim Stillen könneunter anderem eine «geringere Hörfähigkeit oder eine Verringerung desIntelligenz-Quotienten beim Kind zur Folge haben», mahnt Manz.

Sollte trotz jodhaltiger Nahrung ein Kropf entstehen, gilt es, soschnell wie möglich den Arzt aufzusuchen: Denn je kleiner ein Kropfund je jünger der Patient, desto besser die Heilungschancen. «DurchJodeinnahme kann bei jungen Patienten bis zu 30 Prozent desKropf-Volumens zurückgehen. Auf jeden Fall stoppt Jodzufuhr dasweitere Wachsen des Kropfes», erklärt Scriba.

Die Behandlung der Struma ist auf jeden Fall wichtig, weil mehrals eine Schönheitsbeeinträchtigung vorliegt: Die Schilddrüse istbeteiligt an der Steuerung zahlreicher lebenswichtigerStoffwechselprozesse. Die Symptome eines Mangels seien leider diffus,erklärt Meng. «Haut und Haare leiden. Eine Gewichtszunahme oder eineErhöhung des Cholesterinspiegels ist möglich. Auch dieLeistungsfähigkeit der Betroffenen lässt nach.»

Es lohnt sich also, auf ausreichende Jodzufuhr zu achten. Und diesgilt nicht nur für das einstige Jodmangel-Gebiet Süddeutschland: «DasNord-Süd-Gefälle in der Jodversorgung gibt es mittlerweile nichtmehr. Der Jodmangel tritt heute in ganz Deutschland ähnlich starkauf», sagt Scriba. Denn selbst die «gute Seeluft» an der Küsteenthält nur Jod, wenn man direkt in der Gischt spazieren geht.